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DOI: 10.1055/s-0032-133186
Schädel-Hirn-Trauma – Helme schützen schon seit über 2000 Jahren
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
07. Januar 2013 (online)
Unbesiegbar durch den magischen Zaubertrank leistet ein kleines gallisches Dorf im Jahre 50 v Ch. den römischen Besatzern hartnäckig Widerstand. Die Helden der Geschichte, Asterix und Obelix, dürften den meisten Lesern aus eigener Lektüre hinreichend bekannt sein. Im Verlauf Ihrer Abenteuer werden die Gallier regelhaft in Kampfhandlungen verwickelt, welche zu Schädel-Hirn-Traumata, überwiegend bei den Kontrahenten der Gallier, führen.
Kamp MA et al. Traumatic brain injuries in illustrated literature: experience from a series of over 700 head injuries in the Asterix comic books. Acta Neurochir 2011;153:1351–5.
Material und Methode
In dieser vorgestellten Arbeit wurde im Rahmen einer retrospektiven Untersuchung die Inzidenz und Schwere eines Schädel-Hirn-Traumas analysiert und mit mehreren Begleitumständen korreliert. Eingeschlossen in die Analyse wurden 34 Asterix Comic-Hefte. Die Beurteilung der Schwere des Traumas erfolgte anhand der Glasgow Coma Scale, wobei ein Wert über 12 als leicht, zwischen 9 und 12 als moderat und ein Wert unter 9 als schwer definiert wurde.
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Ergebnisse
704 Fälle eines Schädel-Hirn-Traumas konnten identifiziert werden, wobei in de99,1 % der Fälle Männer betroffen waren und zu 98 % resultierte die Verletzung aus Kampfhandlungen. In der überwiegenden Zahl der Fälle konnte ein adäquates Trauma als Ursache für Bewusstlosigkeit identifiziert werden und nur in 4 Fällen blieb die Ursache unklar. Direkt nach dem Trauma konnte in 390 Fällen ein GCS von < 9 festgestellt werden, was definitionsgemäß einem schweren Schädel-Hirn-Trauma entsprach. Neben der Bewusstlosigkeit wurde häufig eine Parese des N. hypoglossus beobachtet, wobei hier die seitlich aus dem Mundwinkel hängende Zunge als Leitsymptom gewertet wurde. Obwohl zum Zeitpunkt des Traumas 70 % der Opfer Helme getragen hatten, ging der Helm jedoch bei 436 der 497 Betroffenen während des Traumas verloren und damit auch die Schutzfunktion. Der Verlust des Helmes führte zu einem signifikanten Anstieg der Schwere der Verletzung und Häufigkeit einer Parese des N. hypoglossus. Der Zeitraum der Nachuntersuchung ist als ausgesprochen inhomogen zu bezeichnen und reicht von einigen Minuten bis zu mehreren Monaten. Ein dauerhaftes neurologisches Defizit wurde in keinem Fall beobachtet.


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Kommentar
Die Lektüre dieses Artikels zeigt, dass die wissenschaftliche Aufarbeitung eines Themas durchaus auch unterhaltsam sein und in gewisser Weise humoristische Züge tragen kann. Es bleibt unbestritten, dass es Arbeiten mit deutlich mehr wissenschaftlichem Informationsgehalt gibt, das Lesen dieser Publikation mag jedoch für den ein oder anderen eine willkommene Abwechslung im wissenschaftlichen Alltag darstellen. Nicht zuletzt können zwei wesentliche Schlussfolgerungen aus dieser Arbeit gezogen werden. Zum einen wird gezeigt, dass das Tragen eines Helms, auch in einer virtuellen Realität, einen wesentlichen Schutz zur Verhinderung eines schweren Schädel-Hirn-Traumas bieten kann, was den gegenwärtigen Trend in der Realität unterstützt. Zum anderen mag diese Arbeit dazu anregen gelegentlich auch ungewöhnliche Themen wissenschaftlich aufzuarbeiten und zur Publikation zu bringen.
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