Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2012; 19(06): 309
DOI: 10.1055/s-0032-1332754
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Münchner Symposium Impfen, Reisen und Gesundheit – In der Reisemedizin aktuelle Impfempfehlungen umsetzen

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Publication Date:
07 January 2013 (online)

 

Die reisemedizinische Beratung ist im Erwachsenenalter oft der einzige Anlass, über Impfungen zu sprechen. Hier wird empfohlen, nicht nur länderspezifische Impfungen anzusprechen, sondern auch Standardimpfungen aufzufrischen und die aktuellen STIKO-Empfehlungen umzusetzen.

Neben der großen Zahl von Auslandsreisen gibt es inzwischen auch immer mehr Mitbürger mit Migrationshintergrund. Beim Münchner Symposium "Impfen, Reisen und Gesundheit" am 29. September 2012 wurde deutlich, dass Einwanderer und ihre Familien eine wichtige Zielgruppe der Tropenmedizin sind. Prof. Dr. Thomas Löscher, Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum der Universität München, wies darauf hin, dass es den aktuellen Impfkalender der STIKO (Ständige Impfkommission) inzwischen in 15 Sprachen gibt [ 1 ], sodass auch Mitbürger mit Migrationshintergrund mit diesen Präventionsmaßnahmen besser erreicht werden können.

Erstmals Hinweise für nicht geimpfte Personen

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(Bild: Fotolia, Fotograf: A. Choroba)

Löscher empfahl, in der Reisemedizin auch Standardimpfungen aufzufrischen: "Jeder der impft, sollte die aktuellen Empfehlungen der STIKO kennen, am besten auf dem Tisch liegen haben." In der Reisemedizin tauchen immer wieder junge Erwachsene auf, die kaum geimpft wurden. Die aktuellen STIKO-Empfehlungen enthalten erstmals ausführliche Hinweise zum Vorgehen bei bisher nicht oder unzureichend geimpften Personen [ 2 ]. Löscher berichtete von einem Reisenden mit unklarem Krankheitsbild – Masern – von dem auch Pflegepersonal angesteckt wurde. Er appellierte, auch bei jungen Erwachsenen im Gesundheitswesen auf Masernimmunität zu achten. Seit 2010 empfiehlt die STIKO die Masernimpfung für junge Erwachsene (nach 1970 geboren), um in einer "Catch-up-Impfung" Impflücken zu schließen.

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(Bild: Fotolia, Fotograf: olly)

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Neuer Impfstoff gegen Meningokokken

Bei bestehender Indikation für eine Impfung gegen Meningokokken (Neisseria meningitidis) berücksichtigt die STIKO laut Löscher ganz aktuell tetravalente Meningokokkenimpfstoffe: "Neu sind Konjugatimpfstoffe, die eine bessere Wirksamkeit haben, auch boosterbar sind." Diese Konjugatimpfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W135 und Y werden von der STIKO für Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Meningokokkenerkrankungen und für Reisende in Länder mit hohem Infektionsrisiko empfohlen [ 3 ]. Hier ist Nimenrix™ der einzige tetravalente Impfstoff gegen die Serogruppen ACWY, der bereits bei Kleinkindern ab dem vollendeten 12. Lebensmonat eingesetzt werden kann [ 4 ].

Löscher betonte die Bedeutung dieser Impfstoffe angesichts der weltweiten Verteilung der Serogruppen: "Hier ist natürlich in der Reisemedizin der neue tetravalente Impfstoff der Impfstoff der Wahl." Für Pilger nach Mekka sei eine tetravalente Vakzine eine der vorgeschriebenen Impfungen. "In allen Endemiegebieten, etwa dem afrikanischen Meningitisgürtel, oder in Gegenden mit akuten Ausbrüchen wird man den tetravalenten Impfstoff bevorzugen", ergänzte Löscher.


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Wichtige Aktualisierungen im Impfkalender

Eine weitere Aktualisierung im Impfkalender ist, dass auch bei Erwachsenen die nächste fällige Tetanus-Diphterie-Auffrischung gemeinsam mit Pertussis (Tdap-Kombinations-Impfstoff) gegeben werden sollte. Grund hierfür ist der Rückgang der Herdenimmunität bei Pertussis, ein Fehlen der Boosterung durch natürliche Infektionen. Trotz des weltweiten Rückgangs sollte gegen Polio bis zur Eradikation weiter geimpft werden.

Die Impfung gegen Japanische Enzephalitis wird momentan nur bei längeren Aufenthalten in Endemiegebieten empfohlen. Während diese in Asien vor allem eine Erkrankung von Kindern ist, traten in Deutschland in den letzten Jahren schwere Fälle bei älteren Reisenden auf, sodass – entgegen der bisherigen Empfehlung für Langzeitaufenthalte – auch bei Kurzreisen während der Hauptübertragungssaison eine Impfung zu erwägen ist.

Martina Freyer, München

Quelle: Symposium "Impfen, Reisen und Gesundheit – 28. Kongress für Infektiologie, Tropenmedizin und Impfwesen" in München, 29.09.2012, veranstaltet von der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen e. V.


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