Dialyse aktuell 2012; 16(10): 589
DOI: 10.1055/s-0032-1332764
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

L-Carnitin – Stark geschwächte Dialysepatienten profitieren

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Publication Date:
11 December 2012 (online)

 
 

Nach der Dialyse treten bei Patienten häufig akut charakteristische Beschwerden wie Fatigue, Blutdruckabfall oder Herz-Rhythmus-Störungen auf. Mitverantwortlich ist auch der durch die Dialyse bedingte L-Carnitin-Verlust. Langfristig kommt es durch die Niereninsuffizienz und den damit einhergehenden L-Carnitin-Mangel zu degenerativen Muskelveränderungen und zur Entwicklung einer renalen Anämie. Kraftlosigkeit und Muskelabbau sind die Folgen. Zahlreiche Studien zeigen, dass durch die Einnahme von zusätzlichem L-Carnitin die Lebensqualität von Dialysepatienten signifikant verbessert werden kann.

Gestörter L-Carnitin-Haushalt bei Niereninsuffizienz

L-Carnitin (Levocarnitin) fungiert als Transportmolekül für Fettsäuren im Zytosol und in Zellorganellen wie den Mitochondrien und spielt eine essenzielle Rolle im Energiestoffwechsel. Gebildet wird L-Carnitin in der Niere. Herz und Muskulatur können jedoch kein L-Carnitin synthetisieren und sind deshalb auf die Aufnahme aus dem Blut angewiesen. L-Carnitin kommt im Organismus als freies L-Carnitin (FC) und als Azyl-L-Carnitin (AC) vor. Eine funktionstüchtige Niere dient zur Einstellung einer ausgewogenen Balance zwischen FC und AC. Sie hält FC zurück, während verbrauchtes AC vermehrt ausgeschieden wird.

Beim niereninsuffizienten Patienten ist der L-Carnitin-Haushalt gestört. Ein AC/FC-Verhältnis von mehr als 0,4 im Blut ist ein Zeichen für ein L-Carnitin-Defizit, bei dem insgesamt zu wenig freies L-Carnitin verfügbar ist. Da ein Levocarnitinmangel den Energiestoffwechsel beeinträchtigt, kommt es langfristig zur Degeneration und Reduktion von fettsäureoxidierenden Muskelfasern und somit zur Muskelschwäche. Gerade bei langjährigen Dialysepatienten ist ein beträchtlicher Rückgang des Gehaltes an L-Carnitin in der Muskulatur zu beobachten. Zugleich sinkt die körperliche Leistungsfähigkeit deutlich.


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Reduzierter Sauerstofftransport verschlechtert Allgemeinzustand

Eine Dialysebehandlung ist ein erheblicher Eingriff in den Levocarnitinhaushalt des Patienten. Schon nach 12-monatiger Dialyse weisen die Betroffenen durchschnittlich 40 % weniger Levocarnitin im Blut auf [ 1 ]. Dieses Defizit bedingt das sogenannte DRCD-Syndrom (DRCD: Dialysis-Related Carnitine Disorder), welches mit Symptomen wie Fatigue, Blutdruckabfall und Herz-Rhythmus-Störungen einhergeht.

Generell führt eine terminale Niereninsuffizienz zur Entstehung einer Anämie. Hierbei sind die mittleren Hb-Werte (Hb: Hämoglobin) im Vergleich zu gesunden Personen um bis die Hälfte reduziert. Als mögliche Ursache ist, neben einer verminderten Erythropoetinproduktion, Eisenmangel und Blutverlusten, auch ein L-Carnitin-Mangel in Betracht zu ziehen.

Erythropoese stimulierende Agenzien (ESAs) ermöglichen eine effektive Korrektur der renalen Anämie. Zusammen mit Eisen ist rekombinantes Erythropoetin in der Behandlung der symptomatischen renalen Anämie State of the Art. Kürzlich wurden jedoch die Hb-Zielwerte im Rahmen der ESA-Therapie auf Empfehlungen in den internationalen Leitlinien gesenkt [ 2 ], [ 3 ]. Dadurch wird der Sauerstofftransport im Blut limitiert, insbesondere bei körperlicher Belastung der Betroffenen. Die ohnehin schon niedrige Lebensqualität wird somit zusätzlich eingeschränkt. Die Gabe von L-Carnitin kann diesen Zustand verbessern.


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Lebensqualität steigt durch Gabe von L-Carnitin

Die günstige Wirkung von Levocarnitin auf die dialyseassoziierten Beschwerden wurde wiederholt bestätigt [ 4 ], [ 5 ], [ 6 ]. Dass L-Carnitin die Stabilität der Erythrozyten beeinflusst [ 7 ], vermag zu erklären, warum sich durch dessen Einnahme das Blutbild verbessert. Der Hämatokritwert wird nachweislich signifikant gesteigert [ 6 ]. Auch dadurch trägt L-Carnitin – neben dem unmittelbar vitalisierenden Effekt – zur Erhöhung der Lebensqualität des Patienten bei.

Aufgrund eines L-Carnitin-Mangels ist die ausreichende Zufuhr von Levocarnitin, auch vor dem Hintergrund der Beteiligung an der mitochondrialen Energiegewinnung, von klinischer Bedeutung. Durch seine modulierende Wirkung im Stoffwechsel ermöglicht Levocarnitin die effiziente Nutzung der Energiereserven und des Sauerstoffangebotes. Levocarnitin unterstützt dadurch die Muskelleistung und wirkt Schwäche und Ermüdung entgegen. In einer Multicenterstudie mit 108 chronischen Hämodialysepatienten konnte gezeigt werden, dass sich durch die intravenöse Gabe von 1 g Levocarnitin bereits nach 3 Monaten muskuläre Beschwerden und Fatigue signifikant verringerten [ 8 ].

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der sigma-tau GmbH, Düsseldorf.

Die Beitragsinhalte wurden nach Unternehmensinformationen zusammengestellt.


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