Dialyse aktuell 2012; 16(10): 596
DOI: 10.1055/s-0032-1332769
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Renale Angiomyolipome – Auch an tuberöse Sklerose als Ursache denken

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Publication Date:
11 December 2012 (online)

 
 

Für die Behandlung von Angiomyolipomen (AML) bei tuberöser Sklerose (TSC) steht mit Everolimus seit Kurzem die erste und einzige medikamentöse Therapieoption zur Verfügung.

"Die tuberöse Sklerose stellt als Multisystemerkrankung ein sehr komplexes Krankheitsbild dar", sagte Prof. Michael Fischereder, München, bei einem Symposium in Hamburg. In fast allen Organen können sich Fehlbildungen und Tumoren ausbilden. Am häufigsten betroffen sind Hirn, Niere, Lunge, Haut oder Herz. Die klinische Manifestation variiert mit dem Lebensalter. Stehen bei Kindern oft schon im ersten Lebensjahr Krampfleiden als Ausdruck zentraler Beteiligung mit subependymalen Riesenzellastrozytomen (SEGA) im Vordergrund, entwickeln sich im späteren Verlauf häufig renale Komplikationen: Bei fast allen Adoleszenten und Erwachsenen bilden sich Angiomyolipome aus, die zu lebensbedrohlichen Blutungen führen können.

Die Ursache der TSC ist eine genetisch bedingte, fehlende Inhibition von mTOR durch den Tumorsuppressorkomplex Tuberin/Hamartin, so Fischereder. Mit Everolimus steht jetzt erstmals eine zielgerichtete Therapie zur Verfügung: Der mTOR-Inhibitor ist seit dem 31.10.2012 unter dem Handelsnamen Votubia® in der Dosis von 10 mg einmal täglich zur Behandlung der TSC-assoziierten AML zugelassen. Wichtig sei es laut Fischereder daher, die AML bei TSC von sporadischen Formen zu differenzieren.

Mit Volumen steigt Blutungsrisiko

10–20 % der renalen AML stehen im Zusammenhang mit TSC. Charakteristisch sind im Gegensatz zu sporadischen AML bilaterale und multiple Läsionen sowie eine deutliche Wachstumstendenz mit rapider Größenzunahme. Mit dem Volumen steige das Risiko für Komplikationen, wie Fischereder erklärte: Ab einer Größe von 4 cm sei etwa jeder zweite von AML-Blutungen betroffen. Die Blutung ist ein wesentlicher Mortalitätsfaktor: Bei erwachsenen Patienten sind Nierenversagen und Blutung eine der häufigsten Todesursachen.

Die Zulassung für Everolimus bei TSC-assoziierten AML erfolgte auf Basis der EXIST-2-Studie [ 1 ], die den mTOR-Inhibitor bei 118 erwachsenen TSC-Patienten mit mindestens einer AML-Läsion größer als 3 cm untersuchte. Mit einem Ansprechen (AML-Volumen-Reduktion ≥ 50 %) bei 42 % der Patienten war Everolimus dem Placebo (0 % Ansprechen) deutlich überlegen, alle Subgruppen profitierten gleichermaßen. Die Zeit bis zur AML-Progression war unter Everolimus statistisch signifikant verlängert.

In Deutschland waren die beiden Zentren in Berlin und München beteiligt. Hierher sollten erwachsene Patienten bei Verdacht auf TSC bzw. zur TSC-Behandlung überwiesen werden, empfiehlt Fischereder. Die Komplexität und Vielfalt der Erkrankung erfordere Erfahrung mit dem Krankheitsbild sowie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Therapieplanung, die nur in spezialisierten Zentren geleistet werden könne.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Mittagssymposium der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, auf der 4. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), Hamburg


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  • Literatur

  • 1 NCT00790400, Vollpublikation für 2013 erwartet

  • Literatur

  • 1 NCT00790400, Vollpublikation für 2013 erwartet