Diabetes aktuell 2012; 10(08): 350
DOI: 10.1055/s-0032-1333156
Magazin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Herzkranke Diabetespatienten – Bypass sichert längere Überlebenszeit als Stent

Further Information

Publication History

Publication Date:
07 January 2013 (online)

Diabetespatienten, die unter mehrfach verengten Herzkranzgefäßen leiden, sollten sich eher einer Bypass-Operation unterziehen als sich einen Stent legen zu lassen. Dies zeigt eine internationale Studie, die jetzt erschienen ist [N Engl J Med 2012; doi: 10.1056/NEJMoa1211585].

"Beratung und Behandlung von herzkranken Menschen mit Diabetes müssen sich verbessern", erklärt Prof. Stephan Matthaei, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Es sei dringend erforderlich, dass Ärzte die Betroffenen vor einer Herzkatheteruntersuchung über den Überlebensvorteil der Bypass-Operation aufklären, fordert der DDG-Präsident. Nur so könnten herzkranke Diabetespatienten eine informierte Entscheidung treffen.

Studiendesign

An der Studie nahmen von 2005 bis 2010 insgesamt 1900 Diabetespatienten aus 140 internationalen Behandlungszentren teil – darunter Kliniken aus den USA, Spanien, Kanada, Brasilien, Indien, Frankreich und Australien. Die Patienten litten unter mehrfach verengten Herzkranzgefäßen, die einen Eingriff erforderlich machten. Die Ärzte teilten die Patienten dafür nach dem Zufallsprinzip in 2 Behandlungsgruppen ein. Einer Gruppe legten Chirurgen bei einer offenen Herzoperation Bypässe, die zweite Gruppe unterzog sich einer perkutanen Koronarintervention mit Medikamenten freisetzenden Stents. Zum Zeitpunkt des Eingriffs waren die Patienten im Schnitt 63 Jahre alt. Bei den meisten waren die Herzkranzgefäße an 3 Passagen verengt.


#

Ergebnisse

Ergebnis der Vergleichsstudie nach einem Beobachtungszeitraum von 5 Jahren: Todesfälle und Herzinfarkte traten insgesamt deutlich seltener nach einer Bypass-Operation auf. Während innerhalb von 5 Jahren 10,9 % der Patienten in der Bypass-Gruppe starben, betrug die Rate der Todesfälle in der Stent-Gruppe 16,3 %. Einen Herzinfarkt hatten 6 % der Bypass-Patienten erlitten, bei den Stent-Patienten waren es dagegen 13,9 %. Lediglich bei den Schlaganfällen kam die Stent-Gruppe besser weg: Nur 2,4 % der Patienten mit einer koronaren Gefäßstütze bekamen innerhalb von 5 Jahren einen Schlaganfall, bei den Bypass-Patienten waren dies 5,2 %.


#

Folgerung

"Herzkranke Diabetespatienten sollten dies bereits vor einer geplanten Katheteruntersuchung erfahren, damit sie eine informierte Entscheidung für Bypass oder Stent treffen können", betont Prof. Andreas Fritsche, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft aus Tübingen. "Nur so ist sichergestellt, dass der Patient ausreichend Zeit hat, seine Therapieentscheidung mit seiner Familie, dem behandelnden Herzteam und seinem Diabetologen gründlich zu besprechen." Dies wird auch in einem begleitenden Editorial zu dieser Arbeit gefordert. In Anbetracht der Studienergebnisse müsse man wohl davon ausgehen, dass viele herzkranke Diabetespatienten derzeit nicht richtig behandelt würden. Bei einer koronaren Katheteruntersuchung folgt auf die Diagnostik der Herzkranzgefäße häufig sofort auch der Einsatz von Stents. Denn beides – Diagnostik und Stent-Therapie – kann in einer Sitzung erfolgen. Dies gilt unter Experten als einer der Gründe, warum in Deutschland immer mehr Stents eingesetzt werden, die Zahl der Bypass-Operationen hingegen abnimmt.

Pressemeldung Deutsche Diabetes Gesellschaft, 28.11.2012


#
#