Die Behandlung der ambulant erworbenen Pneumonie ("community-acquired pneumonia":
CAP) kann zu erheblichen Kosten führen. J. Carratala et al. wollten daher wissen,
ob eine dreistufige kritische Behandlungsstrategie Vorteile gegenüber der herkömmlichen
CAP-Therapie hat. Sie fanden, dass diese Strategie die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus
wirksam reduziert und dabei sicher und effektiv ist.
Arch Intern Med 2012; 172: 922–928
Die dreistufige kritische Behandlungsstrategie bestand im ersten Schritt aus der frühen
Mobilisierung der Patienten, im zweiten aus dem Gebrauch objektiver Kriterien für
den Wechsel zu oraler antibiotischer Therapie und im letzten Schritt aus der Anwendung
prädefinierter Kriterien für die Entscheidung, den Patienten zu entlassen.
Die frühe Mobilisierung war definiert als Aufrichten aus dem Bett mit einer Veränderung
aus der horizontalen Lage in eine aufrechte Position für mindestens 20 min während
der ersten 24 h der Hospitalisierung mit fortschreitenden Bewegungen in den folgenden
Tagen. Ein frühzeitiger Therapiewechsel von i. v. auf orale Antibiotika sollte sofort
bei erkennbarer klinischen Verbesserung erfolgen. Die prädefinierten Kriterien für
die Entlassung aus dem Krankenhaus richteten sich u. a. nach dem Zeitpunkt des Wechsels
zur oralen Therapie, dem zugrunde liegenden mentalen Status sowie der adäquaten Oxygenierung
der Raumluft (PaO2 < 60 mmHg oder Pulsoximetrie < 90 %). In ihrer Studie wollte das
spanische Ärzteteam nun herausfinden, ob sich die dreistufige kritische Behandlungsstrategie
als sicher und wirksam erweist, die Dauer der intravenösen Antibiotikatherapie und
des Krankenhausaufenthalts der Patienten mit CAP zu verkürzen.
Im Rahmen ihrer Studie teilten sie 401 erwachsene Patienten, die wegen der CAP einer
Hospitalisierung bedurften, der dreistufigen kritischen Behandlungsstrategie (n =
200) oder der Standardbehandlung (n = 201) zu. Der primäre Endpunkt bestand in der
Dauer der Hospitalisierung. Sekundäre Endpunkte waren die Dauer der intravenösen Antibiotikatherapie,
Nebenwirkungen der Antibiotika, die Notwendigkeit zur Wiederaufnahme, die Gesamttodesrate
und die Zufriedenheit der Patienten. Die empirische Therapie bestand aus Beta-Lactam-Antibiotika
mit oder ohne Zugabe von Makroliden oder Fluoroquinolon.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Dauer der Hospitalisierung in der dreistufigen Gruppe
mit 3,9 Tagen im Vergleich zur Standardtherapie (6 Tage) kürzer war. Die mittlere
Dauer der intravenösen Antibiotikatherapie betrug in der Testgruppe 2 Tage und in
der Vergleichsgruppe 4 Tage. Vergleichsweise mehr Patienten, die der Standardtherapie
zugeteilt waren, erlitten Nebenwirkungen (15,9 % vs. 4,5 %), d. h. es traten unter
der dreistufigen kritischen Therapie 11,4 % weniger Nebenwirkungen auf. Hinsichtlich
nachfolgender Rehospitalisierungen, Todesraten und Zufriedenheit der Patienten mit
der Behandlung ergaben sich keine deutlichen Unterschiede.
Die Anwendung der dreistufigen kritischen Behandlungsstrategie konnte die Dauer der
intravenösen Antibiotikatherapie und der Hospitalisierung von CAP-Patienten senken.
Nach Ansicht der Autoren kann die hier angewandte Therapie helfen, den Behandlungsprozess
im Krankenhaus zu optimieren und Kosten zu reduzieren.