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DOI: 10.1055/s-0033-1334825
Neues Sedativum – Sedierung ohne Atemdepression
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
30. Januar 2013 (online)
Mit Dexmedetomidin (Dexdor®) steht in Europa ein neues Sedativum zur Verfügung. Der hochselektive alpha-2-Rezeptor-Agonist ist seit 2011 zugelassen zur Sedierung erwachsener, intensivmedizinisch behandelter Patienten, die eine Sedierungstiefe benötigen, welche ein Erwecken durch verbale Stimulation noch erlaubt, entsprechend einer Klassifikation von 0 bis -3 nach der Richmond Agitation-Sedation Scale (RASS).
Dexmedetomidin verfügt über analgetische Eigenschaften, die sedierende Wirkung deckt Anxiolyse und Hypnose ab. Im Gegensatz zu Propofol oder Benzodiazepinen löst Dexmedetomidin keine Amnesie aus, die mit verstärkter posttraumatischer Belastungsstörung assoziiert sein kann. Die Sedierungsqualität entspricht dem physiologischen Schlaf, wie Prof. Peter H. Tonner, Bremen, in Hamburg erklärte: "Die Patienten sind nicht global gedämpft, sondern wie im Schlaf schnell auf Stimulation erweckbar und präsent und können normal interagieren." Weil Dexmedetomidin keine atemdepressiven Effekte hat, könne das Sedativum auch nach Extubation des Patienten weiterlaufen.
Beatmungszeit verkürzt
In 2 Zulassungsstudien wurde Dexmedetomidin an 1000 intensivmedizinisch behandelten Patienten mit Propofol (Prodex-Studie) und Midazolam (Midex-Studie) verglichen [ 1 ]. Dabei zeigte sich hinsichtlich der Zeit im Sedierungskorridor kein Unterschied zwischen den Substanzen, so Tonner. Die Dauer der Beatmung war unter Dexmedetomidin jedoch kürzer (5,1 Tage versus 6,8 Tage unter Midazolam) und die Patienten konnten bereits nach 2,9 Tagen extubiert werden, gegenüber 3,9 Tagen unter Propofol. In den sekundären Endpunkten zeigte sich der Alpha-2-Rezeptor-Agonist klar überlegen: Die Patienten waren schneller erweckbar und konnten deutlich besser kommunizieren und kooperieren.
Die häufigsten Nebenwirkungen unter Dexmedetomidin waren Hypotonie und Hypertonie. Bradykardie als typischer Effekt der Alpha-2-Rezeptor-Agonisten trat ebenfalls häufiger auf (Prodex: 13 % versus 9,3 %, Midex: 13,4 % versus 4,4 %). Hinsichtlich Delirium hatte Dexmedetomidin Vorteile gegenüber Propofol (2,8 % versus 6,9 %), die sich verglichen mit Midazolam nicht zeigten (7,7 % versus 7,6 %).
Michael Koczorek, Bremen
Quelle: Pressegespräch "Ein Jahr Dexmedetomidin – Von der Zulassung in die Praxis", anlässlich des 12. Kongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) am 6. Dezember 2012 in Hamburg.
Veranstalter: Orion Pharma GmbH, Hamburg.
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