Die Textilforschung liefert zusehends Lösungen für den Medizin- und Gesundheitssektor.
Nach Fettgewebe-Ersatz, textiler Nervenleitschiene und Therapiehandschuh wird jetzt
in Aachen ein Transplantat für Lungenkrebs-Patienten entwickelt: ein mit patienteneigenen
Zellen besiedelter Stent mit Selbstreinigungsfunktion speziell für die Bronchien.
Er soll die klinisch bereits zur Anwendung kommenden passiven Bronchien-Stents ablösen,
die keinen Schutz vor Atemwegsschleim und dem erneuten Einwachsen des Tumors bietet.
Projektleiter Prof. Stefan Jockenhövel von der RWTH Aachen nennt das bis zum Jahr
2016 laufende europäische PulmoStent-Projekt mit Experten aus 5 Ländern "bahnbrechend".
Die bereits im Labormuster vorliegende textile Gefäßstütze, der sogenannte PulmoStent,
soll aber "frühestens am Ende des Jahrzehnts" für den klinischen Einsatz zur Verfügung
stehen.
Trotz eines vom benachbarten Universitätsklinikum geplanten Tierversuchs mit einem
Schaf noch Zukunftsmusik: Das bis zu 4 x 1,5 cm große 3D-Metall-Geflecht mit Flimmerhärchen
im Inneren, die für den Abtransport von gefährlichen Verschleimungen sorgen, soll
dann ähnlich wie bei den seit Jahren gebräuchlichen Gefäß-stents bei Bypassoperationen
am Herzen in die menschlichen Bronchien hinein implantiert werden. Auf diese Weise,
so die Forscher, soll sich die durch Lungenkrebs verursachte Verengung der Atemwege
ebenso aufhalten lassen wie die Neubildung von Tumoren.
Ronny Eckert, Berlin