Diabetes aktuell 2013; 11(01): 46
DOI: 10.1055/s-0033-1337654
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Typ-2-Diabetes – Neue Option für insulinunabhängige Therapie

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Publication Date:
27 February 2013 (online)

 

    Bevor Typ-2-Diabetiker Insulin benötigen, wird wegen des Hypoglykämierisikos versucht, möglichst lange mit Nichtinsulin-Medikamenten auszukommen. Wie Prof. Guntram Schernthaner, Wien, auf einem Symposium in Bezug auf das aktuelle Positionspapier der American Diabetes Association (ADA) und der European Association for the Study of Diabetes (EASD) berichtete, gilt Metformin als optimale Erstlinientherapie. Eine neue monotherapeutische Option bei Metformin-Unverträglichkeit bzw. neue Add-on-Kombinationstherapie bietet die Hemmung des Natrium-Glukose-Cotransporters 2 (SGLT-2).

    Die Hemmung dieses insulinunabhängigen SGLT-2-Weges verstärkt die Exkretion überschüssiger Glukose über den Harn. Prof. Jochen Seufert, Freiburg, erläuterte, dass die SGLT-2-Inhibition die Nierenschwelle für Glukose auf 4–5 mmol/l reduziert. Erster, seit Mitte November 2012 zugelassener Vertreter der SGLT-2-Inhibitoren ist Dapagliflozin (Forxiga®). An dem klinischen Entwicklungsprogramm waren in 11 Phase-III-Studien 5693 Patienten beteiligt, von denen 3939 Dapagliflozin erhielten.

    Gute Wirkung auf HbA1c und Gewicht

    Im Placebovergleich erreichten mehr Patienten mit dem SGLT-2-Inhibitor das HbA1c-Ziel von < 7 %. Im Vergleich zu Sulfonylharnstoff plus Metformin ergab die Kombination aus SGLT-2-Hemmer plus Metformin nach 52 Wochen eine gleichwertige HbA1c-Senkung. Während die Patienten im Sulfonylharnstoff-Arm im Mittel 1,44 kg zunahmen, verringerte sich das Körpergewicht in der Dapagliflozin-Gruppe um durchschnittlich 3,22 kg. Das Hypoglykämierisiko sank durch die SGLT-2-Inhibition um 37,3 auf 3,5 %. Entsprechend einer gepoolten Analyse von 12 placebokontrollierten Studien liegt die Häufigkeit leichter Hypoglykämieepisoden unter Dapagliflozin mit 4 % auf Placeboniveau. In Abhängigkeit von der Hintergrundtherapie können Hypoglykämien jedoch häufiger auftreten.

    Außerdem, so Seufert, reduziere sich – ebenfalls im Vergleich zu Placebo – der systolische Blutdruck um 4–5 mmHG. Insgesamt kann Dapagliflozin zu einer leicht verbesserten kardiovaskulären Sicherheit beitragen: Eine Metaanalyse mit 19 doppelblinden Studien ergab Häufigkeiten schwerer kardiovaskulärer Ereignisse von 1,99 % (Kontrolle) und 1,64 % pro Patientenjahr (Dapagliflozin, Hazard Ratio 0,82). Bei Patienten mit moderaten Nierenfunktionsstörungen ist zu beachten, dass die Wirksamkeit von Dapagliflozin eingeschränkt ist und bei schweren Funktionsstörungen wahrscheinlich ausbleibt. Aufgrund des Wirkmechanismus kann es auch zu vermehrten genitalen mykotischen Infektionen sowie Harnwegsinfektionen kommen.

    Matthias Manych, Berlin

    Quelle: Industriesymposium: "SGLT-2-Inhibitoren, GLP-1-Analoga und DPP-4-Inhibitoren bei Typ-2-Diabetes: Patientenzentrierte Perspektive für die Praxis", im November 2012 in Berlin. Veranstalter: Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München, AstraZeneca/Bristol-Myers Squibb GmbH, Wedel


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