Z Orthop Unfall 2013; 151(01): 10
DOI: 10.1055/s-0033-1337665
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Meniskusrefixation – Technik spielt keine Rolle

Contributor(s):
Robert Rotter
Jeffrey J Nepple et al.
Meniscal repair outcomes at greater than five years. A systematic literature review and meta-analysis.

J Bone Joint Surg Am. 2012;
94: 2222-2227
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 February 2013 (online)

 
 

Laut Studienlage helfen Meniskusnähte im Vergleich zur Meniskusektomie Knorpelschäden langfristig zu vermeiden. Das Versagen solcher Meniskusnähte ist jedoch auch mehrere Jahre postoperativ noch möglich. Über die Langzeitergebnisse nach Meniskusnaht liegen bisher nur limitierte Erkenntnisse vor.
Jeffrey J. Nepple et al. Meniscal repair outcomes at greater than five years. A systematic literature review and meta-analysis. J Bone Joint Surg Am. 2012;94:2222–2227.

Methoden

Es wurde im Rahmen dieser Untersuchung eine Meta-Analyse durchgeführt, wobei alle Studien mit einem Follow-up von mindestens fünf Jahren nach Meniskusnaht (offen, inside-out, outside-in, all-inside) eingeschlossen wurden.


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Ergebnisse

Dreizehn Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Die Rate von Meniskusnaht-Versagern (Re-Operation oder klinisches Versagen) lag bei 23,1 % (131 von 566). Die Ausfallrate variierte zwischen 20,2 % und 24,3 %, in Abhängigkeit vom Status des vorderen Kreuzbandes (ACL), des betroffenen Meniskus und der verwendeten Technik. Die Versagensquoten waren ähnlich für den medialen und lateralen Meniskus sowie für Patienten mit intaktem, fehlendem oder einem rekonstruierten ACL.


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Schlussfolgerung

Diese systematische Untersuchung der Ergebnisse nach Meniskusnaht bei einem Follow-up von mehr als 5 Jahren zeigt, dass es unabhängig von der verwendeten Meniskusnahttechnik zu annähernd ähnlichen Versagensraten kommt (22,3 % bis 24,3 %). Fünf-Jahres Ergebnisse für moderne all-inside Verfahren liegen bisher nicht vor.


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Kommentar

Eine der häufigsten durchgeführten Operationen am Kniegelenk ist die arthroskopische Meniskusrefixation. In den letzten Jahrzehnten hat sich dazu die Technik immer wieder verändert. Aussagen zu Langzeitergebnissen nach Menisukusrefixation lagen bisher nicht systematisch untersucht vor. Die vorliegende Metaanalyse konnte insgesamt 566 Kniegelenke mit einem Follow-up von mindestens 5 Jahren analysieren. Zusammenfassend können folgende Aussagen aus der Studie gewonnen werden:

  1. Unabhängig von der verwendeten Technik beträgt die Versagensrate etwa 23 %.

  2. Es gibt keinen signifikanten Unterschied in der Versagensrate des rekonstruierten Außen- oder Innenmeniskus.

  3. Die Versagensrate verändert sich nicht durch die Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (was lange unterstellt wurde).

  4. Die Nachbehandlung unter Entlastung (26 % Versager) versus Teilbelastung (24 %) versus Vollbelastung (29 %) zeigt keinen Vorteil für die Entlastung.

  5. Die Freigabe einer teilweisen Beweglichkeit postoperativ verschlechtert das Ergebnis nicht im Vergleich zur Ruhigstellung im Cast.

  6. Auch 2 Jahre nach der Refixation können noch 29 % Versager auftreten.

  7. Versagen der Refixation führt zu einer erhöhte Prävalenz einer Arthrose (56 % vs. 15 %).

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Abb. 1 Meniskusnaht in Innen−Außen−Technik. Diese am häufigsten durchgeführte Technik wird mittels fadenarmierter biegsamer Nadeln, die unter arthroskopischer Sicht durch lange Einfach− oder Doppelkanülen durch den Meniskus nach außen geschoben werden, durchgeführt. Die Fäden werden anschließend auf der Kapsel verknotet. Zur Schonung der neurovaskulären Strukturen wird bei Refixationen im Hinterhornbereich ein lateraler oder medialer dorsaler Longitudinalschnitt mit Präparation auf die dorsale Kapsel empfohlen. (Quelle: Wirth CJ, Zichner L. Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Band: Knie; Kohn D. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2005).

Wenn man das niedrige Evidenzniveau (IV) dieser Studie außer Acht lässt, ist die Refixation des Meniskus – wenn immer möglich – anzustreben, wobei die OP-Technik eine nachgeordnete Rolle zu spielen scheint. Eine Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes erhöht dabei nicht die Erfolgsrate der Meniskusversorgung. Dennoch bleiben zahlreiche Fragen unbeantwortet, etwa zum Einfluss des Intervalls zwischen dem Auftreten der Meniskusläsion und dem Operationszeitpunkt auf das Ergebnis; der Bedarf an hochwertigen Studien ist weiterhin ungebrochen, denn die Qualität und Validität einer Metaanalyse steht und fällt mit der Qualität der eingeschlossenen Studien.


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Abb. 1 Meniskusnaht in Innen−Außen−Technik. Diese am häufigsten durchgeführte Technik wird mittels fadenarmierter biegsamer Nadeln, die unter arthroskopischer Sicht durch lange Einfach− oder Doppelkanülen durch den Meniskus nach außen geschoben werden, durchgeführt. Die Fäden werden anschließend auf der Kapsel verknotet. Zur Schonung der neurovaskulären Strukturen wird bei Refixationen im Hinterhornbereich ein lateraler oder medialer dorsaler Longitudinalschnitt mit Präparation auf die dorsale Kapsel empfohlen. (Quelle: Wirth CJ, Zichner L. Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Band: Knie; Kohn D. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2005).