Pneumologie 2013; 67(03): 137
DOI: 10.1055/s-0033-1341339
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rauchen – Welche Folgen hat der Nikotinkonsum weltweit?

Contributor(s):
Horst Gross
Giovino GA et al.
Lancet 2012;
380: 668-679
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Publication History

Publication Date:
05 March 2013 (online)

 

    Während in den USA die Zahl der aktiven Raucher massiv zurückgeht, betrifft der Nikotinabusus in Ländern wie China, Russland und der Ukraine immer noch fast die Hälfte der Bevölkerung. Erstmalig liegt mit der Studie von G. A. Giovino et al. jetzt eine empirische Erhebung über das weltweite Ausmaß des Nikotinabusus und seiner Begleitumstände vor.
    Lancet 2012; 380: 668–679

    Die Datengrundlage des Global Adult Tobacco Surveys (GATS) bilden repräsentative Interviews in 14 Entwicklungs- und Schwellenländern. Zusätzlich standen Daten aus Großbritannien und den USA zur Verfügung. Personen über 15 Jahre wurden über den Umfang, den Beginn und den aktuellen Status ihres Nikotinabusus befragt. Zusätzlich ermittelten die Autoren epidemiologische Basisdaten (z. B. Alter und Geschlecht). Somit steht erstmalig eine vergleichende, weltweite Erhebung zum Umfang des Nikotinmissbrauchs zur Verfügung. Anhand dieser Daten lassen sich auch Interventionsstrategien konzipieren.

    In der Altersgruppe über 15 Jahre (3 Mrd. Menschen) rauchen weltweit etwa 852 Mio. Menschen. Bei der Analyse fanden die Autoren starke regional-kulturelle Unterschiede: So Rauchen in China zwar 53 % aller Männer, aber nur 2,4 % der Frauen. In den USA dagegen liegt das Verhältnis bei 24 % männlichen zu 16 % weiblichen Rauchern. In Schwellenländern wird tendenziell immer früher mit dem Rauchen begonnen. Auch hier ist China exemplarisch, da sich das Einstiegsalter von 24 auf mittlerweile 20 Jahre vermindert hat. In dieser Hinsicht nähert es sich der Situation in Großbritannien und den USA an. Hier beginnt die Raucherkarriere im Mittel über die Zeit konstant mit 18 Jahren. Nikotinabstinenz ist in den Schwellenländern eine Rarität. Nur 13 % aller Chinesen, 12 % aller Inder und 19 % aller Russen haben mit dem Rauchen aufgehört. Im Gegensatz dazu haben 57 % aller Briten und 49 % aller US-Amerikaner den Nikotinkonsum aufgegeben. Auffallend ist zudem, dass auch in den Schwellenländern fast nur kommerzielle Zigaretten genutzt werden. Eine Ausnahme hiervon ist der dominierende Gebrauch von Kautabak in Indien.

    Fazit

    Der Nikotinabusus ist weltweit durch kulturelle Faktoren determiniert. Besorgniserregend ist laut Autoren die Tendenz, dass in den Schwellenländern immer früher mit dem Rauchen begonnen wird. Da praktisch nur industriell hergestellte Rauchwaren zum Einsatz kommen, leiten die Autoren hieraus Interventionsstrategien, wie das Verbot von maskierender Parfümierung und Steuerauflagen ab. Dringender Aufklärungsbedarf besteht in Ländern, in denen der Konsum von Kautabak dominiert. Hohe Raten an oralen Karzinomen sind die Folge.

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    In China raucht jeder zweite Mann. "No smoking" heißt es dort nur für Frauen: Laut Studie greifen 2,4 % der Chinesinnen zur Zigarette. (Bild: PhotoDisc.)

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    In China raucht jeder zweite Mann. "No smoking" heißt es dort nur für Frauen: Laut Studie greifen 2,4 % der Chinesinnen zur Zigarette. (Bild: PhotoDisc.)