Pneumologie 2013; 67(04): 196
DOI: 10.1055/s-0033-1343062
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bronchiektasen – Nutzen von Azithromycin bei Bronchialveränderungen

Contributor(s):
Matthias Manych
Wong C et al.
Lancet 2012;
380: 660-667
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Publication History

Publication Date:
10 April 2013 (online)

 

Die Rate an Exazerbationen bei Bronchiektasen wird mit 1,5–6,5 pro Patient und Jahr angegeben. Für deren Prävention und Behandlung stehen nur wenige evidenzbasierte Therapien zur Verfügung. C. Wong et al. haben nun den Nutzen des Makrolidantibiotikums Azithromycin bei Patienten mit nicht mukoviszidosebedingten Bronchiektasen untersucht.
Lancet 2012; 380: 660–667

An der randomisierten, doppelblinden EMBRACE-Studie (Effectiveness of Macrolides in Patients with Bronchiectasis using Azithromycin to control Exacerbations) nahmen Patienten teil, die folgende Kriterien erfüllten: Alter ≥ 18 Jahre, mindestens eine behandlungsbedürftige Exazerbation im vergangenen Jahr und eine CT-bestätigte Brochiektase-Diagnose. Die Patienten erhielten entweder 500 mg Azithromycin oder Placebo an 3 Tagen in der Woche über insgesamt 6 Monate. Es folgte ein Follow-up von weiteren 6 Monaten. Untersuchungen fanden nach 4, 13, 26, 39 und 52 Wochen statt; außerdem wurden die Patienten zwischen diesen Terminen telefonisch befragt. Neben der Spirometrie beurteilten die Mediziner auch Daten aus dem St. George´s Respiratory Questionnaire (SGRQ), dem 6-Minuten-Gehtests, Messungen des C-reaktiven Proteins (CRP) und zu Nebenwirkungen. Die Endpunkte dieser Studie waren ereignisbasierte Exazerbationen innerhalb der ersten 6 Monate, FEV1 und SGRQ-Score am Therapieende.

Weniger Exazerbationen

Insgesamt konnten 71 Teilnehmer in die Azithromycin- und 70 in die Placebogruppe randomisiert zugeordnet werden. Die Adhärenz betrug im Verum- 97,9 % und im Placeboarm 98,3 % . Während es unter dem Antibiotikum nach 6 Monaten zu 42 Exazerbationen kam, traten unter Placebo 103 Ereignisse auf. Daraus ergaben sich ereignisbasierte Exazerbationsraten von 0,59 (Azithromycin) und 1,57 (Placebo) mit einer relativen Reduktion von 62 % (p < 0,0001). Die entsprechenden Ergebnisse nach 12 Monaten waren: 109 Exazerbationen (Azithromycin), 178 Exazerbationen (Placebo), Exazerbationsraten 1,58 bzw. 2,73, relative Reduktion zugunsten von Azithromycin 42 % (p < 0,0001). Da 31 % der Verum- und 66 % der Placebopatienten in 6 Monaten mindestens 1 ereignisbasierte Exazerbation erlitten, erreichte die Risikoreduktion 52 % (p < 0,0001); nach 12 Monate waren es 25 % (0,005). Die Zeit, in der es bei mindestens 25 % der Patienten nach 6 Monaten zur ersten Exazerbation kam, lag im Verum- bei 104, im Placeboarm bei 21 Tagen (p < 0,0001). Nach 12 Monaten betrugen die Zeiträume 239 vs. 85 Tage (p < 0,0001).

Weder die symptombasierten Exazerbationen noch die FEV1-Veränderungen (Prä-, Post-Bronchodilatation) ergaben deutliche Unterschiede zwischen den Studienarmen. Gleiches galt auch für den SGRQ-Gesamtscore. Die CRP-Konzentrationen, die nur nach 6 Monaten gemessen wurden, gingen im Vergleich zu den Ausgangswerten unter Azithromycin zurück und stiegen in der Placebogruppe an (–13,8 vs. 40,1 %, p = 0,006). Die Verumtherapie wurde allgemein gut vertragen und verursachte überwiegend leichte gastrointestinale Nebenwirkungen.

Fazit

Patienten mit nicht mukoviszidosebedingten Bronchiektasen hatten in der Studie mit der Azithromycin-Therapie weniger Exazerbationen. Bis zur ersten Verschlimmerung verging eine längere Zeit. Dieser Nutzen hielt 6 Monate nach Behandlungsende an. Die Autoren empfehlen eine sorgfältige Patientenauswahl und weisen auf das Risiko von Macrolidresistenzen hin.


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