Aktuelle Dermatologie 2013; 39(04): 110
DOI: 10.1055/s-0033-1343901
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kutanes Melanom – Tumormarker mit gutem prognostischen Wert

Contributor(s):
Dunja Voos
Reid AL et al.
BJD 2013;
168: 85-92
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Publication Date:
10 April 2013 (online)

 
 

Während es bei Tumoren wie dem Magen-Darm-Karzinom oder dem Prostata-Karzinom gängig ist, bei der Diagnostik Tumormarker zu Hilfe zu nehmen, gibt es bei den Tumormarkern des Melanoms noch viele Unsicherheiten. A. L. Reid et al. haben nun Melanom-typische Marker genauer untersucht.
BJD 2013; 168: 85–92

Das kutane Melanom kommt weltweit immer häufiger vor – in den USA kommen schätzungsweise jedes Jahr 70 230 neue Fälle hinzu. Ob das Melanom Metastasen bildet, hängt unter anderem von seiner Dicke ab: 5 % der Patienten mit Läsionen unter einem Millimeter Dicke entwickeln innerhalb von 10 Jahren Metastasen und sterben an der Krankheit. Bei einer Dicke von 2–4 mm sind es bis zu 40 % und bei über 4 mm entwickeln etwa 50–75 % der Patienten Metastasen und sterben. Bei Betroffenen mit regionalen und distalen Metastasen liegen die Überlebensraten bei 64 % bzw. bei 16 %. Dabei ist die Erkrankung hartnäckig: Auch nach 10 Jahren einer krankheitsfreien Phase kann das Melanom streuen.

Reid et al. interessierten sich nun für die Frage, auf welche Weise das kutane Melanom mit den dazugehörigen Tumormarkern assoziiert ist. Sie untersuchten Melanozytenmarker (PAX3 d und MLANA), Tumormarker (TGFβ2 und MCAM) sowie Stammzellenmarker (ABCB5). MLANA ist ein Tumormarker, der die Progression anzeigt, während der Stammzellenmarker ABCB5 auf seltene, chemoresistente Melanom-Stammzellen hinweist. PAX3 d reguliert die Entwicklung von Melanozyten und wird in großen Mengen innerhalb des Melanoms exprimiert.

Für die Studie gewannen die Forscher 230 Patienten und 152 gesunde Kontrollteilnehmer. Die Patientengruppe bestand aus 81 Frauen und 149 Männern im Durchschnittsalter von 69 Jahren (24–96 Jahre). 154 Patienten hatten ein primäres kutanes Melanom und 76 Patienten ein metastasiertes Melanom. Die Kontrollgruppe stammte aus der Normalbevölkerung: Es waren 86 Frauen und 66 Männer mit einem Durchschnittsalter von 51 Jahren (18–99 Jahre). Um den Phänotyp und die Menge der zirkulierenden Zellen im Blut zu ermitteln, benutzten die Wissenschaftler die quantitative Echtzeit-Polymerasekettenreaktion (qRT-PCR: quantitative Real-Time Polymerase Chain Reaction).

Melanom-Patienten exprimieren mehr Marker als Gesunde

Im Ergebnis zeigt sich, dass Patienten mit einem Melanom gegenüber den gesunden Kontrollteilnehmern eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit hatten, melanozytische Zellmarker zu exprimieren (92 %, n = 212 vs. 59 %, n = 89, p = 0,000, Odds Ratio [OR] = 4,206, 95 % Konfidenzintervall [KI] = 2,305–7,676). Dabei war die Anzahl der exprimierten Markertypen entscheidend: Während 83 % (n = 126) der gesunden Teilnehmer entweder keine oder nur einen Markertyp exprimierten, war es bei den Melanom-Patienten sehr wahrscheinlich, dass sie 2 oder mehr Marker exprimierten (72 %, n = 165, p = 0,012).

MLANA und ABCB5 wurden dabei insbesondere bei Patienten in einem späten Tumorstadium gefunden (Stadien III–IV, 42 % bzw. 51 %). In einem frühen Stadium (Stadien 0–II) fanden die Forscher nur bei 23 % bzw. 33 % der Betroffenen diese Marker. MLANA und ABCB5 wurden dazu besonders bei den Patienten exprimiert, bei denen die Erkrankung wiederkehrte: 73 Patienten (32 %) litten unter einem Rezidiv; MLANA wurde bei 45 % (n = 33) und ABCB5 bei 49 % (n = 36) gefunden. Bei Patienten ohne Rezidiv lagen die Anteile nur bei 23 % (n = 35, p = 0,001) und 34 % (n = 54, p = 0,031).

Bei Patienten in den Stadien III–IV beeinflusste die Entfernung eines metastatischen Tumors die Expression der Marker MLANA und PAX3 d – beide Marker wurden seltener bei den Patienten gefunden, bei denen der metastatische Tumor operativ entfernt worden war.

Der Tumormarker MCAM hing insbesondere mit der Tumorlast zusammen. Die Forscher untersuchten dahingehend 40 Patienten, deren Tumor fortschritt oder die daran verstarben und verglichen sie mit 22 Patienten, deren Erkrankung stabil blieb oder bei denen sich die Tumorgröße verringerte. 43 % der Patienten mit einem negativen Behandlungs-Outcome (n = 17) exprimierten MCAM, während nur bei 9 % der Patienten mit einem positiven Outcome dieser Marker gefunden wurde (n = 2, p = 0,006).

Fazit

Wegweisend beim kutanen Melanom sind die Tumormarker MLANA, ABCB5, TGFβ2, PAX3 d und MCAM. Während MLANA und ABCB5 nach Meinung der Autoren den größten prognostischen Wert besitzen, zeigt MCAM insbesondere ein schlechtes Behandlungsergebnis an. Entscheidend ist die Anzahl der gefundenen Tumormarkertypen: Während gesunde kein oder nur einen Tumormarker aufweisen, finden sich bei Melanom-Erkrankten mehrere Tumormarker.


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