Aktuelle Dermatologie 2013; 39(04): 111
DOI: 10.1055/s-0033-1343902
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronisch-ideopathische Urtikaria – Antikörpertherapie für hartnäckige Fälle

Contributor(s):
Friederike Klein
Maurer M.
N Engl J Med 2013;
368: 924-935
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Publication History

Publication Date:
10 April 2013 (online)

 
 

H1-Antihistaminika reichen bei vielen Patienten mit einer chronisch-idiopathischen Urtikaria nicht aus, um die Symptome zu kontrollieren. Nachdem Phase-II-Studien eine Wirksamkeit von Omalizumab in dieser Situation gezeigt hatten, hat jetzt eine internationale Studiengruppe um M. Maurer eine Phase-III-Studie dazu durchgeführt.
N Engl J Med 2013; 368: 924–935

Die multizentrische Doppelblindstudie evaluierte Wirksamkeit und Sicherheit unterschiedlicher Dosierungen des rekombinanten humanisierten monoklonalen Antikörpers Omalizumab im Vergleich zu Placebo. Das Patientenkollektiv bestand aus 323 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer chronisch-idiopathischer Urtikaria, die trotz einer Therapie mit H1-Antihistaminika in den zugelassenen Dosierungen symptomatisch geblieben waren. Randomisiert erhielten die Patienten in 4-wöchigem Abstand insgesamt 3 subkutane Injektionen mit Omalizumab in den Dosierungen 75, 150 oder 300 mg oder Placebo. Danach folgte über 16 Wochen eine Beobachtungsphase ohne weitere Injektionen. Als primären Endpunkt ermittelten die Untersucher die Veränderung der Juckreizschwere ab Studienbeginn, wöchentlich gemessen anhand eines Scores von 0–21, wobei höhere Werte eine größere Juckreizschwere bezeichnen.

Dosisabhängige Effekte

Die Ausgangswerte der Juckreizschwere lag in allen 4 Studiengruppen vergleichbar bei etwa 14. In Woche 12 zeigte sich ein dosisabhängiger Effekt der Studienintervention: In der Placebogruppe hatte der Juckreizwert um 5,1 abgenommen (Standardabweichung [SD] ± 5,6), in der 75 mg Omalizumab-Gruppe um 5,9 (SD ± 6,5; p = 0,46), in der 150 mg-Gruppe um 8,1 (SD ± 6,4; p = 0,001) und in der höchsten Dosisgruppe mit 300 mg Omalizumab um 9,8 (SD ± 6,0; p < 0,001). Auch die meisten der sekundären Endpunkte wiesen eine solche Dosisabhängigkeit bezüglich des Effekts von Omalizumab auf. Hierzu gehörten z. B. der "Urticaria Activity Score" innerhalb eines 7-Tageszeitraums (UAS7), der dermatologische Lebensqualitätindex (DLQI) oder die Anzahl der Tage mit Ödemen. Im Beobachtungszeitraum nach der letzten Injektion nahmen die Juckreizwerte in den Verumgruppen langsam wieder zu und entsprachen zuletzt denen der Placebogruppe, ohne dass die Symptomschwere in allen Gruppen bis zum Ende der Nachbeobachtung den Ausgangswert wieder erreichte.

Die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse war in allen Gruppen vergleichbar. Ernste Nebenwirkungen waren selten, jedoch in der Gruppe mit der höchsten Omalizumab-Dosierung von 300 mg mit 6 % häufiger als unter Placebo (3 %) und den niedrigeren Dosierungen (je 1 %).

Fazit

Omalizumab verringert dosisabhängig klinische Symptome und Zeichen einer chronisch-idiopathischen Urtikaria bei Patienten, die unzureichend auf Antihistaminika in den zugelassenen Dosierungen angesprochen haben. Für eine detaillierte Beurteilung der Sicherheit ist die Studie zu klein, in der Gruppe mit der höchsten – und wirksamsten – Dosis von Omalizumab traten aber mehr schwere Nebenwirkungen auf als in den übrigen Studienarmen.


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