Aktuelle Dermatologie 2013; 39(04): 112
DOI: 10.1055/s-0033-1343903
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lichen sclerosus – Häufige Ursache für sekundäre Phimose

Contributor(s):
Friederike Klein
Becker K.
Brit J Dermatol 2013;
168: 362-366
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Publication History

Publication Date:
10 April 2013 (online)

 
 

Bisher galt, dass ein Lichen sclerosus (LS) bei Jungen seltener auftritt als bei Mädchen. Dies könnte ein Artefakt sein, wie eine Untersuchung von K. Becker et al. nun gezeigt hat. Zudem scheint ein Zusammenhang mit Atopie zu bestehen.
Brit J Dermatol 2013; 168: 362–366

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Lichen sclerosus ist immer noch eine unterschätzte Erkrankung. Viele Jungen und junge Erwachsene werden wegen einer vernarbten Phimose beschnitten, ohne dass ein entsprechender histologischer Nachweis vorliegt. (Bild: Jocham D, Miller K, Praxis der Urologie in zwei Bänden (Band 1), Thieme 2007)

Die Ätiologie des LS ist nicht vollständig geklärt. Bei Mädchen wurde schon ein Zusammenhang mit einer Atopie beschrieben, aber kontrollierte Studien dazu fehlen. Deshalb führten Becker et al. eine prospektive epidemiologische Fall-Kontroll-Studie zu dieser Thematik durch. Sie verglichen eine Gruppe mit 48 Jungen, bei denen vor der Operation wegen einer Phimose histologisch ein LS nachgewiesen worden war, mit 44 Jungen, die aus anderen medizinischen Gründen einer Zirkumzision unterzogen wurden. Die Jungen waren zwischen 1 und 17 Jahren alt, in der LS-Gruppe lag das mediane Alter bei 8,7 Jahren, in der Kontrollgruppe bei 5,3 Jahren. Fast alle Patienten mit LS zeigten vor der Operation bereits entsprechende Symptome.

Beide Gruppen wurden auch anhand der Kriterien des validierten "Diepgen Atopy Score" hinsichtlich atopischer Erkrankungen untersucht und die Eltern befragt. Bei einem Wert von mehr als 9 wurde vom Vorliegen einer Atopischen Dermatitis (AD) ausgegangen.

Assoziation mit AD

Während bei den Jungen mit LS 78 % eine erworbene Phimose aufwiesen, war dies in der Kontrollgruppe nur bei 5 % der Fall. Zudem ergab sich bei jedem vierten LSPatienten eine AD-Diagnose (25 %, n = 12). In der Kontrollgruppe entsprachen nur 7 % (n = 3) den AD-Kriterien des Diepgen- Scores; unter Adjustierung für das Alter ein statistisch signifikanter Unterschied (p < 0,05). 19 % der Jungen mit LS hatten bereits vor der Phimose-Operation eine AD-Diagnose, in der Kontrollgruppe 9 %. Extragenitale LS wurden nicht beobachtet.

Therapeutisch favorisieren die Autoren die Zirkumzision als Therapie der LS-abhängigen Phimose, da ihrer Erfahrung nach die Behandlung mit einer Clobetasolsalbe häufig zu Rezidiven führt.

Fazit

Die Autoren empfehlen nach diesen Ergebnissen, bei einer sekundären Phimose im Schulalter immer das Vorliegen eines LS zu evaluieren. Zudem scheint eine AD möglicherweise eine Entwicklung von LS bei Jungen zu fördern. Über die zugrunde liegenden Mechanismen kann derzeit nur spekuliert werden, so die Autoren.


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Lichen sclerosus ist immer noch eine unterschätzte Erkrankung. Viele Jungen und junge Erwachsene werden wegen einer vernarbten Phimose beschnitten, ohne dass ein entsprechender histologischer Nachweis vorliegt. (Bild: Jocham D, Miller K, Praxis der Urologie in zwei Bänden (Band 1), Thieme 2007)