Warum Stiftungsförderung?
Angesichts des Wettbewerbs um öffentliche Forschungsgelder, ist es für den fortgesetzten
Erfolg unseres Faches wünschenswert, zusätzliche Quellen der Forschungsförderung aufzutun.
Neben der Industrieförderung kommen hierfür Privatspenden und Stiftungen infrage.
Grundsätzlich sollte die Forschungsförderung ein balanciertes Portfolio darstellen,
in dem öffentlich geförderte Projekte durch Industrie- und Privatförderungen ergänzt
werden ([Abb. 1]).
Abb. 1 Beispiel für die anteilsmäßige Forschungsfinanzierung einer Universitäts-Klinik für
Dermatologie. Die Anteile der einzelnen Fördergeber variieren von Klinik zu Klinik
und mit der Zeit. Es ist eine zunehmende Bedeutung von Spenden/Stiftungsförderungen
zu erwarten.
Wer fördert?
Patienten. Dankbare Patienten und/oder Angehörige haben mitunter das Bedürfnis, ihr Dankeschön
durch eine Forschungsförderung zu untermauern. Selbsthilfeorganisationen, besonders
die Größeren unter ihnen, unterhalten Förderprogramme. Ein Beispiel hierfür sind Selbsthilfegruppen
für seltene Erkrankungen. Die Dystrophic Epidermolysis Bullosa Research Association
(DEBRA) hat an der Salzburger Universitäts-Hautklinik durch kontinuierliche Arbeit ein Exzellenzzentrum
der Patientenversorgung, Forschung und Lehre gefördert und das Epidermolysis bullosa
(EB)-Haus, die weltweit erste und einzigartige Spezialklinik für EB, mitfinanziert
[1].
Mitarbeiter der Gesundheitsberufe. Auch Ärzte bzw. Pflegeberufe und ihre Organisationsformen (z. B. Fachgesellschaften,
Ärztekammer) beteiligen sich in speziellen Programmen an der Förderung der Forschung.
Dieses geschieht durch Stipendien und Preise, die meist besonders dem wissenschaftlichen
Nachwuchs gelten. Die Berliner Stiftung für Dermatologie ist ein Beispiel dafür, wie
durch wohldurchdachte Etablierung von Wissenschaftspreisen und durch gezielte internationale
Austauschprogramme die Entwicklung des Faches wesentlich gestützt werden kann [2]. Mit den Austauschprogrammen verfolgt die Stiftung das Ziel, das Fach auch in Gebieten
der Welt zu unterstützen, in denen es noch schwach entwickelt ist, und dort eine dermatologische
Grundversorgung aufzubauen, speziell unter dem Gesichtspunkt zunehmender Ansteckungsraten
mit Geschlechtskrankheiten und HIV.
Erfolgreiche Beispiele gibt es auch für die Spendensammlung innerhalb einer Fachabteilung
durch aktuelle und ehemalige Klinikmitglieder. Eindrucksvoll in diesem Zusammenhang
ist die Etablierung der John Epstein Professur an der Universitätsklinik für Dermatologie in San Francisco, welche der Klinik eine
verbesserte Profilierung und Fokussierung auf wissenschaftliche Themen ermöglicht
und ausschließlich durch Spenden etabliert wurde. Es ist in diesem Zusammenhang nicht
überraschend, dass umgekehrt Prof. Epstein selbst mehrere Fachstiftungen mit Spenden
unterstützt (Dermatology Foundation, American Dermatological Association, San Francisco
Dermatological Society). Diese Art von Spendenfreudigkeit ist eine Tradition, die
sich in Europa erst durchsetzen muss. Sie könnte entscheidend zum weiteren Fortschritt
des Faches beitragen.
An der Medizinischen Universität Innsbruck hat der renommierte Biochemie-Professor
Helmut Wachter aus seinen Privatspenden einen Preis gestiftet, der das Lebenswerk
exzeptioneller Wissenschaftler auszeichnet. Es wurden bereits Nobelpreisträger späterer
Jahre mit dem Wachter-Preis bedacht, was ihm ein hohes Prestige verleiht, das auch
der Universität zugutekommt.
Philanthropische Forschungsförderung. Schließlich gibt es reine Philanthropen, die ohne unmittelbaren Bezug zum Gesundheitsbereich
ihre Lebensaufgabe nicht allein dadurch verwirklicht sehen, dass sie ökonomische,
nämlich materielle Gewinne erzielen, sondern gleichzeitig sozial-kulturelle Zielsetzungen
verfolgen möchten. Gerne wird in diesem Zusammenhang eine gesamte Universität, oftmals
deren Infrastruktur durch Errichtung neuer Gebäude unterstützt, welche nach den Förderern
benannt werden. Selten, aber besonders wünschenswert, ist die projektspezifische Forschungsförderung
durch philanthropische Spender in der Dermatologie. Im Wettbewerb um derartige Förderungen
ist es entscheidend, durch gezielte Wissenschaftskommunikation die Bedeutung und Gemeinnützigkeit
der dermatologischen Krankenversorgung, Lehre und Forschung zu verdeutlichen. Die
Fördergeber müssen überzeugt werden, dass die Schwere von Hautkrankheiten, ihre Häufigkeit
und/oder ihre Bedeutung für den Gesamtorganismus das entsprechende Thema förderungswürdig
machen. Förderungssuchende müssen die Begeisterungsfähigkeit ihrer Förderer möglichst
unmittelbar und authentisch ansprechen.
Was wird gefördert?
Forschungsprojekte. Anträge zu thematisch umschriebenen und zeitlich begrenzten Forschungsthemen und
-zielen werden sowohl von Patienten-Selbsthilfeorganisationen (Beispiel: DEBRA) als
auch von Privatstiftungen (Beispiel: Berliner Stiftung für Dermatologie) gefördert
[1]
[2].
Ausbildung. Privatstiftungen fördern Doktoranden und Fachärzte in Ausbildung im Rahmen von Austauschprogrammen,
die zeitlich begrenzte Forschungsprojekte beinhalten [2].
Stiftungsprofessur. Im deutschsprachigen Raum werden Stiftungsprofessuren vorwiegend durch die pharmazeutische
Industrie gefördert. Die John Epstein Stiftungsprofessur an der Univ.-Hautklinik in
San Francisco (siehe oben) und andere Beispiele philanthropischer Finanzierung von
Endowed Chairs, die üblicherweise den Namen des Fördergebers tragen, sind alternative
Möglichkeiten der Stiftungsfinanzierung, die im deutschsprachigen Raum eine weitere
Verbreitung verdienen.
Wie erfolgen Beantragung, Durchführung und Evaluierung?
Die Berliner Stiftung für Dermatologie und DEBRA veröffentlichen Ausschreibungsbedingungen.
Formalisierte Begutachtungsmechanismen werden durchlaufen, bevor Projektförderungen
ausgesprochen werden. Aber nicht alle Privatstiftungen besitzen formalisierte Bewerbungswege.
Insgesamt versprechen Stiftungsförderungen im Vergleich zur öffentlichen Forschungsförderung
weniger Bürokratie und eine höhere Flexibilität im Einsatz der Mittel. Die Kehrseite
der Medaille ist, dass, wenn Bewerbungswege und Evaluierung der Forschungsergebnisse
weniger formalisiert sind, auf wertvolle Kritik und Qualitätskontrolle verzichtet
wird. Es ist deshalb nicht nur im Interesse der Förderer, sondern auch der Geförderten
selbst, die Forschungsplanung und Projektergebnisse objektiv evaluiert zu wissen.
Charakteristisch ist die unmittelbare, persönliche Rechenschaft gegenüber dem Fördergeber.
In diesem Zusammenhang ist vor überhöhten Erwartungen seitens der Förderer zu warnen.
Die Erwartungen müssen zu jedem Zeitpunkt, insbesondere in der Anbahnungsphase, realistisch
gehalten werden. Im Verlauf ist es wichtig, dass die Spender teilhaben können an den
Forschungsergebnissen und Dank erhalten. Anders als bei öffentlich geförderten Forschungsprojekten,
gehört die Pflege des persönlichen Bezugs zum Fördergeber zu den Aufgaben des Geförderten.
Sowohl für Einzelpersonen als Fördergeber als auch für Selbsthilfeorganisation oder
Stiftungen gilt, dass der kontinuierliche Kontakt und der Aufbau eines persönlichen
Vertrauensverhältnisses von großer Bedeutung ist.
Fazit
Forschungsförderung durch Spenden/Stiftungen kann von Patienten, Mitarbeitern der
Gesundheitsberufe oder von Philanthropen ausgehen. Je besser die Dermatologie und
Venerologie vorbereitet ist, diese Entwicklung aufzugreifen, desto größer sind die
Chancen unserer Spezialität, sich im Wettbewerb mit anderen Fachdisziplinen zu behaupten.