Schneller und besser war nicht nur ein Thema der diesjährigen IDS. Gleich ein Wochenende später nach Messe-Ende gab die 28. Karlsruher Konferenz Antwort auf dieses gern gegebene Versprechen der Industrie. Bringen die neuen Techniken und Behandlungskonzepte wirklich Zeitgewinn bei gleicher Effizienz gegenüber bewährten Verfahren? Um den Kollegen bei der Bewertung dieser Versprechen zu unterstützen, gaben 4 Referenten ihre Einschätzung auf den Gebieten Implantologie, Parodontologie, Kieferorthopädie und Endodontologie nach Auswertung umfangreicher Review-Studien.
Den Einstieg in die Implantologie gab eine Life-OP aus der Akademie. Dr. Michael Korsch, Karlsruhe, demonstrierte an 2 Sofortimplantationen 13, 16 mit Sinus-Lift und provisorischer, festsitzender Sofortversorgung, wann eine "schnelle" Lösung möglich ist. "Ein DVT-gestütztes Vorgehen sei in jedem Fall notwendig", erklärte Korsch bei der Demonstration und auch später bei der Diskussion. Vorangegangene apikale Prozesse sowie eine bei der Extraktion nicht zu erhaltene oder nicht vorhandene vestibuläre Knochenlamelle sind bei der Sofortimplantation kritisch zu bewerten, ebenso Weichgewebsdefizite und eine ungünstige Achsenneigung. Konsequenz: Sofort- vs. verzögerter / Spätimplantation. Bei Abwägung aller patienten- und technikbedingten Risiken ist die Sofortimplantation als "schnelle" Lösung durchaus indiziert.
Für die Parodontologie übernahm Prof. Dr. Christian Dörfer, Kiel, die Bewertung. Zur Diskussion standen Full-Mouth-Disinfektion, systematische Antibiotikatherapie, Photodynamik, Probiotika sowie die primär offene Curettage. Alle Therapieansätze seien erfolgreich, eine echte Zeitersparnis bei gleichzeitiger Effizienz bieten sie aber nicht. Besonders zu beachten sei, dass die systemische Antibiose nur in ausgewählten Fälle indiziert und die lokale eher als "letzte Maßnahme" zu bewerten ist. Konsequenz: neue Konzepte vs. konventionelle Therapie. Der schnellste Weg ist eine stringent geplante, klar strukturierte und gut durchgeführte konventionelle Therapie bei lebenslanger Nachsorge.
Prof. Dr. Edgar Schäfer, Münster, konnte für den Endo-Bereich in der Tat Positives berichten. Zeitersparnispotenzial sei möglich bei der Kanalaufbereitung und der -füllung. Die neuen Ein- und auch Zweifeilensysteme zeigen sehr gute Ergebnisse bei der Aufbereitung. Die Feilengeometrie vergrößert den Spanraum, sodass mehr Debris in kürzerer Zeit entfernt werden kann. Die Verkürzung der Aufbereitung geht aber auf Kosten der Spülzeit mit NaOCl. Eine Spülung mit Ultraschall-aktiviertem NaOCl (unter 6 %) kann das ausgleichen. Durch die Bewegung des Ansatzes und die damit verbundene Erwärmung der Flüssigkeit ist eine 6- bis 7-Fache höhere Bakterienfreiheit zu erzielen. Die zu allen Feilensystemen passenden Guttapercha-Stifte und ein guter Sealer ermöglichen abschließend eine sichere Wurzelkanalfüllung. Konsequenz: Mehrfeilen- vs. Einfeilensystem. Eine erhebliche Zeitersparnis bei gewünschter Effizienz mit den Einfeilensystemen, mit Ultraschall-aktivierter NaOCl-Spülung und einem Sealer auf Epoxidharzbasis.
Das Thema der Konferenz fand ich sehr mutig, stellte sie doch einige Techniken und Konzepte auf den Prüfstand. Fazit für mich: Schneller und besser klingt sehr verführerisch, hält aber oft nicht, was es verspricht. Besser und schneller wäre die richtige Reihenfolge. Dazu können neue Behandlungskonzepte und -techniken durchaus beitragen, vorausgesetzt man beherrscht sie.
Gi / ZWR