ergopraxis 2013; 6(05): 12-13
DOI: 10.1055/s-0033-1347275
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Doris Kramlich – Die Sportliche

Nora Sieweke

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Mai 2013 (online)

 

In ihrer Bachelorarbeit untersuchte Doris Kramlich, inwieweit Ergotherapeuten für moralische Problemsituationen gewappnet sind und welche Rolle die Ethik in der Behandlung spielt. Zum Beispiel bei lebensverlängernden Maßnahmen oder wenn die Therapie bei schweren Erkrankungen ihre Grenzen erreicht hat. Sie selbst liebt Problemsituationen – vor allem in den Bergen und auf dem Mountainbike.


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(Foto: A. Fricke)
Doris Kramlich ...

... geboren 1987 in München, wuchs im bayrischen Wolfratshausen auf. Nach der Fachoberschule ging sie auf große Reise nach Australien, wo sie am Work & Travel-Programm teilnahm. Wieder zurück, entschied sie sich für die Ausbildung zur Ergotherapeutin, die sie 2009 in Bayreuth abschloss. Ihre ersten Berufserfahrungen sammelte sie ebenfalls in Bayreuth in einem Therapiezentrum für psychisch erkrankte Menschen. 2010 wechselte sie in die Klinik Kipfenberg, wo sie bis heute in der neurologischen Frührehabilitation tätig ist. Parallel zum dortigen Einstieg nahm sie das berufsbegleitende Bachelorstudium „Medizinalfachberufe“ an der FH Diploma in Nürnberg auf, welches sie 2012 abschloss. Im Juni dieses Jahres wird die gebürtige Münchnerin in ihre Heimatstadt zurückkehren, um dort in der Klinik Bogenhausen ihre Arbeit in der neurologischen Frührehabilitation fortzusetzen.

Ethik in der Ergotherapie der neurologischen Rehabilitation

Die Bachelorarbeit

Die medizinische Weiterentwicklung verlängert Leben, die Technisierung kompensiert Krankheiten. Damit geraten Ergotherapeuten, unter anderem in der neurologischen Rehabilitation, zunehmend in ethisch schwierige Situationen. Zum Beispiel wenn Patienten unter schweren Erkrankungen leiden, die Therapie verweigern oder wenn die therapeutischen und wirtschaftlichen Grenzen erreicht sind.

Doris Kramlich sah sich selbst mit ethischen Herausforderungen konfrontiert. Sie wusste, dass sie mit ihrer Arbeit Zielsetzung, Therapieverlauf und Lebensqualität eines Menschen mitgestaltet. In ihrer Studie stellte sie sich deshalb der Forschungsfrage, ob Ethik ein grundlegender Baustein in der Therapieplanung und deren Zielsetzung für Ergotherapeuten in der neurologischen Rehabilitation darstellt. Hat sie einen fundamentalen Anteil in Zielsetzung, Therapieplanung und Reasoning-Prozess? Berücksichtigen und erkennen Ergotherapeuten ethisch relevante Situationen in ihrem Berufsalltag als solche?

Die Ergotherapeutin führte eine allgemeine Befragung zum Thema Ethik durch. Die offenen und geschlossenen Fragen drehten sich um Wissensstand, Erfahrungen, Ansichten und Problembewusstsein. 20 Ergotherapeuten im Alter zwischen 20 und 41 Jahren, davon 15 Frauen und fünf Männer, beteiligten sich an der Studie. Alle waren in der neurologischen Rehabilitation tätig.


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Ergebnisse

Doris Kramlich fand heraus, dass ...

  • >  die Teilnehmer ethische Fragestellungen im Berufsalltag durchaus erkannten.

  • >  die Befragten über ein lückenhaftes theoretisches Wissen verfügten: Sie konnten die Begriffe Ethik und Moral nicht eindeutig voneinander differenzieren. Für 85 Prozent von ihnen war Ethik schwer definier- und interpretierbar.

  • >  die meisten Zuverlässigkeit, Fachwissen und Empathie als Schlüsselkompetenzen von Ergotherapeuten ansahen – laut Literatur wichtige Grundlagen für ethisches Urteilen.

  • >  ethische Fragen besonders in Bezug auf Nahrungsaufnahme und Trinkmenge bei erhöhter Aspirationsgefahr auftauchten.

  • >  je mehr Berufserfahrung die Teilnehmer vorweisen konnten, desto souveräner ihr Umgang mit ethisch relevanten Herausforderungen war.

  • >  89,9 Prozent der Befragten einen Fortbildungsbedarf im Bereich der Medizinethik oder Ethik in der Ergotherapie sahen.


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Fazit

Doris Kramlich hält fest, dass ...

  • >  die ergotherapeutische Herangehensweise und eine hohe Fortbildungsbereitschaft ein gutes Fundament zur Realisierung ethischer Falldiskussionen im Berufsalltag bilden.

  • >  Schüler, Studenten und Berufsanfänger das ethische Argumentieren lernen sollten, um in ethisch relevanten Situationen lösungsführend agieren zu können.

  • >  die Kombination aus Wissensvermittlung zum Thema Ethik und Supervision durch erfahrene Kollegen den Umgang mit Patienten optimieren kann.

  • >  Ergotherapeuten stets ihre Normen und Werte reflektieren sollten, um zu überprüfen, ob sie den ethischen Standards entsprechen. Dies kann durch Fortbildungen, Falldiskussionen oder das Nutzen der Leitlinien der Ethikkommissionen geschehen.

  • >  Ergotherapeuten ihre Erfahrungen mit ethischen Falldiskussionen verstärkt dokumentieren und in Studien untersuchen sollten.

  • → Kramlich D. Bildungsanalyse: Ethik in der Ergotherapie für den Fachbereich neurologische Rehabilitation. Bachelorarbeit an der Diploma Hochschule; 2012


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(Foto: A. Fricke)