ergopraxis 2013; 6(06): 14-16
DOI: 10.1055/s-0033-1348928
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
07 June 2013 (online)

 

Juveniler Schlaganfall – Roboter verhilft zu Therapieerfolg

Die robotergestützte Therapie setzt sich zunehmend in der Rehabilitation von Erwachsenen durch, die einen Schlaganfall erlitten haben. Bislang fehlten Studien darüber, ob diese Methode auch bei Jüngeren wirkt. Mit dieser Frage beschäftigt sich nun eine Fallstudie des Neurowissenschaftlers Duncan Turner und seiner Kollegen vom Cambridge University Hospital in England.

Die Forscher untersuchten eine 17-jährige Klientin, die eine intrakraniale Blutung erlitten hatte. Seither konnte sie ihren rechten Arm aufgrund eines Hypotonus nur eingeschränkt bewegen. Linksseitig traten zudem ataktische Bewegungsmuster und Probleme mit den visuell-räumlichen Leistungen auf. Die Klientin trainierte die motorischen Leistungen ihres rechten Armes, indem sie neun Monate lang zweimal pro Woche an einer einstündigen robotergestützten Therapie teilnahm. Um den Therapiefortschritt zu ermitteln, setzten die Forscher vor und nach dem Interventionszeitraum das Fugl-Meyer-Assessment ein. Die Ergebnisse verglichen sie anschließend mit erwachsenen Klienten, die auch an einer robotergestützten Therapie teilgenommen hatten.

Den Ergebnissen zufolge erzielte die Klientin nach ihrer Behandlung höhere Werte auf allen drei Skalen des Fugl-Meyer-Assessments. Das heißt, sie konnte sowohl ihren rechten Arm als auch ihr rechtes Handgelenk effektiver bewegen als vorher. Damit besteht ein vergleichbarer Therapieverlauf zu dem von erwachsenen Klienten. Die Aussagekraft dieser Studie erscheint begrenzt, da sie nur eine Teilnehmerin und keine Kontrollgruppe einbezieht. Dennoch betrachten die Forscher ihre Ergebnisse als vielversprechend, vor allem, da der Roboter eine kosteneffektive Therapie ermöglicht. Sie empfehlen weitere Studien mit größeren Stichproben. Diese könnten gezielter untersuchen, welche Kosten die robotergestützte Therapie verursacht, welche Effekte sie erreicht und wie sie die Lebensqualität junger Menschen beeinflusst.

akb

J Neurol Res 2012; 2: 65-68


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SelbstManagement – Trotz chronischer Erkrankung erfolgreich teilhaben

Ein sechswöchiges ergotherapeutisches Selbstmanagementprogramm unterstützt Menschen mit chronischen Erkrankungen darin, häufiger an Aktivitäten zu partizipieren und diese zufriedenstellend auszuführen. Zu diesem Ergebnis gelangte ein Forschungsteam um die Ergotherapeutin Lynn O‘Toole am Trinity-Zentrum für Gesundheitswissenschaften in Dublin, Irland.

16 Klienten mit chronischen Erkrankungen nahmen sechs Wochen lang an einem ergotherapeutischen Selbstmanagementprogramm teil, das einmal pro Woche stattfand. Die Intervention kombinierte Inhalte des „Stanford Chronic Disease Self-Management Program“ mit dem handlungsorientierten Programm „Lifestyle Matters“, das auf die beiden Ergotherapeutinnen Claire Craig und Gail Mountain zurückgeht. Zu Beginn identifizierten die Teilnehmer anhand des Instruments CO PM, welche Ziele sie durch das Programm erreichen wollten. Während der Treffen setzten sie sich mit den Themen Aktivität und Gesundheit, Erschöpfungsmanagement, psychisches Wohlbefinden, physische Aktivität, Medikamentenmanagement sowie Kommunikation auseinander. Jede Einheit bezog sich auf eine pädagogische und eine individuelle Zielstellung. Vor der Intervention, direkt danach und acht Wochen später setzten die Forscher verschiedene Assessments ein, um Informationen über die Performanz, Selbstwirksamkeit und psychische Gesundheit der Teilnehmer zu ermitteln.

Den Ergebnissen zufolge führten die Klienten nach der Intervention signifikant häufiger Aktivitäten durch, nahmen ihre Performanz besser wahr und erreichten höhere Zufriedenheitswerte. Diese positiven Effekte ließen sich auch acht Wochen später noch feststellen. Aufgrund der methodischen Einschränkungen empfehlen die Forscher, die Wirkung des Programms in einer RCT -Studie mit einer größeren Stichprobe zu untersuchen.

fk

AOTJ 2013; 60: 30-38


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Therapeutic use of self – Die eigene Persönlichkeit therapeutisch nutzen

ine erworbene Hirnschädigung kann die kognitiven Leistungen eines Klienten nachhaltig beeinträchtigen. Um ihn in seiner Zielerreichung zu unterstützen und eine positive Beziehung aufzubauen, setzen Ergotherapeuten ihre Persönlichkeit gezielt ein. Zu diesem Ergebnis kam die Ergotherapeutin Kajsa Holmquist mit ihren Kolleginnen an der Örebro Universität, Schweden.

Für ihre Delphi-Studie gewannen sie 13 Ergotherapeutinnen, die seit mindestens fünf Jahren mit betroffenen Klienten arbeiteten. Innerhalb von drei Erhebungsrunden erreichten die Ergotherapeutinnen in vielen Fragen einen Konsens. Demnach lässt sich der „therapeutic use of self“ als eine bewusste Handlung definieren, bei der eine Therapeutin ihre individuellen Persönlichkeitseigenschaften professionell einsetzt. Sie fühlt sich empathisch in einen Klienten ein, ermutigt diesen, moduliert ihre Tonlage oder verhält sich achtsam und engagiert. Das heißt, sie kommuniziert in diesen Momenten sowohl verbal als auch nonverbal. Um ihre Persönlichkeit gezielt einsetzen zu können, muss die Therapeutin ihre Stärken und Schwächen kennen und sich situationsabhängig auf ihr Gegenüber einstellen können. Dann kann sie Klienten darin unterstützen, ihre individuellen Ziele zu erreichen und das Therapiegeschehen mitzugestalten und zu kontrollieren.

Ergotherapeuten nutzen diesen Ansatz, um Vertrauen und eine therapeutische Beziehung aufzubauen. Sie befähigen Betroffene dazu, sich der eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden und realistische Ziele zu setzen. In der konkreten Therapiesituation setzen sie ihre eigene Persönlichkeit ein, um Klienten durch eine Handlung zu geleiten, Ängste und Sorgen zu mindern oder frustrierende Situationen zu managen.

fk

AOTJ 2013: 60; 48-55


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