Aktuelle Dermatologie 2013; 39(07): 252
DOI: 10.1055/s-0033-1351739
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kongressbericht – 47. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Dresden

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Publication Date:
17 July 2013 (online)

 
 

Vom 1.–4. Mai 2013 kamen wieder über 3100 Ärzte in die sächsische Landeshauptstadt Dresden, um sich über die neuesten Entwicklungen auf dem weiten Gebiet der Dermatologie auszutauschen.

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Gespannt lauschten die Zuhörer den Vorträgen der Referenten auf der 47. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. (Bild: DDG)

Das neue Tagungsformat garantierte bei der diesjährigen Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft aufgrund der weitgehenden Vermeidung von Parallelveranstaltungen und Redundanzen einen entspannten Tagungsablauf. Von den Themengebieten war von Dermatoonkologie, Dermatoallergologie, Dermatochirurgie über die Andrologie, Phlebologie, Venerologie bis zur Psychosomatischen Dermatologie wieder alles vertreten, was das Dermatologenherz höher schlagen lässt. Auch die Diaklinik war, wie die Jahre zuvor, immer gut besucht.

Malignes Melanom und Wächterlymphknoten

Viel hat sich in den letzten Jahren in der Melanomtherapie getan. Die erste deutsche S3-Leitlinie zum kutanen malignen Melanom wurde im Januar 2013 nach 3 Projektjahren veröffentlicht. Die Leitlinie enthält Empfehlungen zur Diagnostik und zur Indikation, Durchführung, Aufarbeitung und Aussage der Schildwächterlymphknoten-Entfernung (SLNE) bzw. des Schuldwächterlymphknotens (SLN). So sollte eine SLNE ab einer Tumordicke des Primärmelanoms von 1 mm durchgeführt werden. Bei zusätzlichen Risikofaktoren für einen positiven SLN (Ulzeration, erhöhte Mitoserate oder Lebensalter < 40 Jahre) sollte die SLNE ab einer Tumordicke von 0,75 mm durchgeführt werden.

Die SNL wird heute weltweit als korrekte diagnostische Methode akzeptiert und ihre Positivität gilt als wichtigster prognostischer Faktor für das Überleben, so DDG-Präsident Prof. Rudolf Stadler, Minden, in seinem Plenarvortrag. Eine kontrollierte und prosperktiv randomisierte Therapiestudien zum Vergleich einer radikalen Lymphadenektomie vs. Beobachtung bei Patienten mit malignem Melanom mit > 1 mm Tumordicke und positiver SLN-Biopsie zeigte ein deutlich erhöhtes rezidivfreies Überleben im Lymphadenektomiearm.


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Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

Keine Frage, die therapeutische Immunsuppression bspw. in der Behandlung der Psoriasis hat einen hohen Stellenwert. Doch die Therapie mit sogenannten Biologic Response Modifiers (BRM) wie bspw. die TNF-Antagonisten Etanercept, Infliximab oder Adalimumab oder der IL-12-Antagonist Usketinumab birgt auch gewisse Risiken. Dies ist von besonderer Bedeutung für den Dermatologen, denn: Nebenwirkungen treten primär als Erkrankungen der Haut auf.

BRM hemmen grundsätzlich normale Immunreaktionen gegen Infekte, Toxine, Tumoren. Und obwohl es einige Risiken gibt, die in Assoziation mit bestimmten BRM gut vorhersagbar sind, passieren bei ihrem Einsatz dennoch Fehler, wie Prof. Martin Röcken, Tübingen, in seinerm Plenarvortrag erläuterte. Nach dem Motto "Dosis venenum est" führt bspw. die Kombination von 2 Antagonisten gegen IL-1, IL-6 oder TNF zu einem steilen Risikoanstieg für bakterielle Infekte. Und auch das Tumorrisiko steigt an, da TNF-Blocker eventuell Tumorzellen aus ihrer Seneszenz holen können. Daher mahnte Prof. Röcken, beim Einsatz von BRM, auch mögliche (bakterielle) Vorerkrankungen wie Tuberkulose oder Leishmaniose zu bedenken, deren Abheilung unter TNF-Blockade behindert wird.


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Neue Leitlinie zu Urtikaria und Angioödemen

Prof. Torsten Zuberbier, Berlin, gab eine Übersicht zur neuen Leitlinie bei Urtikaria. Neue Aspekte der Leitlinie betreffen die Klassifikation und den Behandlungsalgorithmus, der 2 weitere Stufen vorsieht. Danach erfolgt in der 2. Stufe eine Erhöhung der nicht sedierenden Antihistaminika der 2. Generation auf bis zur 4-fachen Dosierung. Dies wird unter Berücksichtigung der möglichen Nebenwirkungen vorgenommen und des Bewusstseins, dass es sich dabei um eine Off-Label-Therapie handelt. Im 3. Schritt wird zusätzlich empfohlen, bspw. Omalizumab oder Cyclosporin zu verwenden. Von oralen Kortikosteroiden in der Langzeittherapie wird abgeraten. Als Therapieziel wird eine absolute Symptomkontrolle bzw. Beschwerdefreiheit definiert.

Das dermatlogische Fachublikum trifft sich vom 28. Februar –1. März 2014 wieder zur "DDG Kompakt", einem neuen Kongressformat, in der Hansestadt Hamburg. Das Tagungsthema lautet dann "Dermatotherapie – Anspruch und Vision".

Anna Trawicka, Stuttgart


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Gespannt lauschten die Zuhörer den Vorträgen der Referenten auf der 47. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. (Bild: DDG)