Der chirurgische Nachwuchs in Deutschland steht heute vor vielfältigen Herausforderungen.
Da viele der aktuell zu begleitenden Themen fachübergreifend alle chirurgischen Disziplinen
betreffen, wurde jetzt das Perspektivforum Junge Chirurgie auf Initiative des Jungen
Forums der DGOU hin gegründet, mit dem Ziel, interdisziplinär zusammenzuarbeiten.
Der Ausschuss Junges Forum (JF) der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
(DGOU) sieht sich als "Interessensvertretung" von jungen Medizinstudenten, Weiterbildungsassistenten
im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie, Fachärzten und jungen Oberärzten. Ziel
des Jungen Forums ist es dabei, das Fach Orthopädie & Unfallchirurgie (O&U) für junge
Kollegen attraktiver zu gestalten. Dabei soll ein Netzwerk entstehen, dass Informationen
und Beratung in Bezug auf klinische, wissenschaftliche und didaktische Aspekte nicht
nur in der Weiterbildung bietet. Dazu werden verschiedenste Themen verfolgt und bearbeitet.
Da sich bestimmte Themen jedoch auch in anderen Fachdisziplinen der Chirurgie in ähnlicher
Weise darstellen, wurde während der jährlichen Ausschusstagung des JF der DGOU 2012
in Heidelberg die Idee geboren, die "Jungen" aus allen chirurgischen Fachgebieten
anzusprechen, ein gemeinsames Treffen zu planen und zu sehen, ob nicht zukünftig für
bestimmte Aspekte und Inhalte eine Zusammenarbeit sinnvoll erscheint und möglich ist.
Am 17.11.2012 fand somit auf Initiative des JF der DGOU hin eine 1. Perspektivtagung
Chirurgie in München statt. Die DGOU und die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
griffen den Vorschlag auf und erklärten sich bereit, die Tagung zu unterstützen und
ermöglichten somit, Vertreterinnen und Vertreter aller Jungen Foren bzw. entsprechender
Organisationen chirurgischer Fachgesellschaften, ergänzt durch Teilnehmer aus den
chirurgischen Berufsverbänden, an einen Tisch zu bekommen. Zielsetzung war es, Gemeinsamkeiten
herauszuarbeiten und eine mögliche fachdisziplinübergreifende Zusammenarbeit für die
Zukunft zu prüfen. Die Organisatoren, Herr Dr. med. Gerhard Achatz und Herr Dr. med.
Matthias Münzberg konnten 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in München begrüßen.
Eine Vorstellungsrunde stellte zu Beginn die einzelnen Vertretungen bei den chirurgischen
Fachgesellschaften bzw. Berufsverbänden vor, wobei bereits ein wesentliches Augenmerk
auf den Arbeitsschwerpunkten und Bemühungen innerhalb der jeweiligen Fachgebiete lag.
Es zeigte sich bereits hier, dass die Implementierung der jungen Chirurgen durch eine
Vertretung, wie z. B. ein Junges Forum o.ä., in den chirurgischen Fachgesellschaften
nicht durchgängig gleich gehandhabt wirdund sich die Implementierung "der Jungen"
von FachGemeingesellschaft zu Fachgesellschaft sehr unterschiedlich darstellt. Einerseits
gibt es Vertretungen, die voll integriert sind und z. B. mit einem Sitz im geschäftsführenden
Vorstand die Interessen der jungen Kollegen vertreten können, andererseits gibt es
Vertretungen, die keinen offiziellen Status innehaben, da z.B. der Status eines Assistenzarztes
nur als außerordentliches Mitglied innerhalb der Fachgesellschaft möglich ist.
Bereits an diesem Punkt wurde klar, dass die Tagung für alle Beteiligten sehr interessant
und von großem Wert und Nutzen sein würde. Dies konnten auch die weiteren Inhalte
und Diskussionen der 1. Perspektivtagung zeigen. Denn zentrale Themen werden in fast
allen Vertretungen in ähnlicher Art und Weise bearbeitet. So konnten insbesondere
die Themenschwerpunkte "Aus- und Weiterbildung", "Familie und Beruf" sowie "Wissenschaft
und Forschung" als gemeinsame Schnittmenge definiert und gesehen werden.
Man fand viele gemeinsame Querschnittsbereiche, für die es sich lohnen würde, Kräfte
zu bündeln und Bemühungen auf eine breite Basis zu stellen. Eine Einheit der Chirurgie
könnte es damit auf der Ebene der "Jungen" aus den verschiedenen chirurgischen Fachgesellschaften
und Berufsverbänden vielleicht geben.
Dabei fand diese erste Perspektivtagung in Abstimmung und mit Unterstützung der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) als chirurgische Dachgesellschaft der jeweiligen
fachdisziplingebundenen Fachgesellschaften statt. Herr Prof. Dr. Jauch, damaliger
amtierender Präsident der DGCH unterstrich die Bedeutung dieser Initiative durch seine
abschnittsweise Teilnahme an der Tagung und stellte hierbei eine mögliche Integration
dieses Gremiums im Rahmen einer festen Organisationsstruktur in die DGCH als chirurgischer
Dachgesellschaft in Aussicht. Aus diesem Grund wurde zusätzlich das Ziel formuliert,
die Idee und das Gremium der Perspektivtagung in eine eigenständige Arbeitsgemeinschaft
bei der DGCH zu überführen. Leider wurde die Idee zur Implementierung jedoch bis dato
von Seiten der DGCH nicht weiter mit aufgegriffen.
(© Fotolia, Spectral-Design)
Am 30.04.2013 fand als Satellitenveranstaltung zum diesjährigen Jahreskongress der
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München die 2. Perspektivtagung Chirurgie
statt. Auch an dieser Tagung nahmen Vertreter aller Jungen Foren bzw. Organisationen
bei den chirurgischen Fachgesellschaften teil. Ergänzt wurden sie durch Teilnehmer
aus den Berufsverbänden, sodass 19 Teilnehmer in München begrüßt werden konnten.
Ziel war es, die verschiedenen Aspekte, Ereignisse und Entwicklungen seit der 1. Perspektivtagung
intensiv zu erörtern, zu hinterfragen und zu bewerten sowie die Idee der Perspektivtagung
nochmals kritisch zu diskutieren und damit abschließend die weitere Vorgehensweise
zu festzulegen.
Trotz nicht erreichter Implementierung in der DGCH war man sich nach der Diskussion
einig, dass man aus den Entwicklungen seit der 1. Perspektivtagung Schlüsse und Konsequenzen
ziehen sollte. Die Idee der Zusammenführung aller chirurgischen Fachgesellschaften
unter Beteiligung der entsprechenden Berufsverbände auf Ebene "der Jungen" dürfe auf
keinen Fall aufgeben werden, da die Gemeinsamkeiten und Überschneidungen in den Bemühungen
der einzelnen jungen Vertretungen der chirurgischen Fachgesellschaften eine Zusammenarbeit
nahelege, von der alle profitieren könnten.
Die Tagung in München wurde abschließend dazu genutzt, Ziele und weitere Bemühungen
zu definieren.
Es wurde vereinbart, die Idee organisatorisch weiter zu entwickeln und damit aus der
Perspektivtagung heraus das Perspektivforum Junge Chirurgie zu etablieren. Als Sprecher
dieses Forums solle Herr Dr. med. Gerhard Achatz, Ausschuss Junges Forum der DGOU,
fungieren.
Es wurden zudem folgende Arbeitsschwerpunkte definiert, die es nun in der Folge gilt
inhaltlich zu füllen: "Aus- und Weiterbildung", "Wissenschaft und Forschung" und "Familie
und Beruf". Um die Arbeiten in diesen Teilbereichen zu koordinieren und die jeweils
wichtigsten Punkte voranzubringen wurden verantwortliche Personen benannt:
-
"Aus- und Weiterbildung": Dr. med. Thilo Noack (Leiter Junges Forum der Deutsche Gesellschaft
für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie / DGTHG),
-
"Familie und Beruf": Dr. med. Matthias Münzberg (Sprecher Ausschuss Junges Forum der
DGOU),
-
"Wissenschaft und Forschung": Dr. med. Dr. med. dent. Majeed Rana (Assistentensprecher
der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie / DGMKG).
Zur Umsetzung der inhaltlichen Arbeitsschritte wurden folgende Vorhaben geplant und
befinden sich aktuell in der Realisierungsphase:
-
Start-Up – Workshop "Familie und Beruf" Freitag, 25.10.2013, Berlin (unterstützt durch die DGOU)
-
3. Tagung des Perspektivforum Junge Chirurgie mit Themenschwerpunkt "Wissenschaft
und Forschung” Samstag, 16.11.2013, Seeheim-Jugendheim bei Frankfurt (unterstützt durch Deutsche
Gesellschaft für Neurochirurgie / DGNC)
Zudem gilt es im Rahmen der letztgenannten Veranstaltung das Perspektivforum Junge
Chirurgie organisatorisch weiter zu strukturieren, um Zuständigkeiten zu definieren,
Arbeitsschwerpunkte weiter zu vertiefen und die Repräsentanz nach außen bzw. die Wahrnehmung
in der chirurgischen Fachwelt weiter zu verbessern. Dabei muss die Öffentlichkeitsarbeit
ebenso intensiviert und ausgebaut werden. Dies ist vor allem wichtig, da das Perspektivforum
aktuell ohne definierten bzw. festen fachgesellschaftlichen Hintergrund arbeiten muss.
Daher sind wir derzeit abschnittsweise auf die Unterstützung der einzelnen unter dem
Dach der DGCH angesiedelten Fachgesellschaften angewiesen – wir dürfen an dieser Stelle
bereits allen bisherigen Unterstützern, die diese Idee begeistert mittragen und uns
stets unterstützen, sehr herzlich danken!
Da einerseits gerade die "Einheit der Chirurgie" vielerorts diskutiert und teils in
Frage gestellt wird und anderseits verschiedenste Bemühungen unternommen werden, diese
wieder zu beleben, ist die Gründung des Perspektivforums Junge Chirurgie als Vereinigung
aller jungen Vertretungen der chirurgischen Fachgesellschaften ein möglicher und wichtiger
Schritt in die richtige Richtung. Wir werden engagiert versuchen, diese Idee mit Leben
zu füllen.