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DOI: 10.1055/s-0033-1356522
Sport und Diabetes – Problempunkt Hypoglykämie beachten
Publication History
Publication Date:
06 September 2013 (online)
Obwohl regelmäßige sportliche Aktivität eine der wichtigsten basistherapeutischen Maßnahmen bei der Diabetesbehandlung ist, gibt es für Diabetiker nur vergleichsweise wenig gezielte Sportprogramme, wie das vom Unternehmen UCB unterstützte "Diabetes Programm Deutschland" ([ siehe Kasten S. 228 ]). Diese wären jedoch unbedingt wünschenswert, weil körperliche Aktivität die Blutzuckerkontrolle verbessern kann. Allerdings provoziert Sport andererseits das Risiko von Hypoglykämien. Sportlich aktive Typ-2-Diabetiker brauchen deshalb – neben einer adäquaten Schulung und medizinischen Begleitung – eine Medikation, die das Hypoglykämierisiko minimiert.
Hypoglykämierisiko beachten
Nicht nur, aber vor allem bei der Betreuung sportlich aktiver Typ-2-Diabetiker ist das Hypoglykämierisiko im Rahmen des Therapiemanagements zu bedenken. Wirkstoffe, wie die nach wie vor noch häufig bei Typ-2-Diabetikern verordneten Sulfonylharnstoffe, und auch die Insuline sind mit einem nicht unerheblichen Risiko für das Auftreten einer Hypoglykämie assoziiert [ 1 ], [ 2 ].
Verringern lässt sich die Gefahr von Unterzuckerungen unter anderem durch die Behandlung mit einem DPP-4-Hemmer wie Vildagliptin (z. B. Jalra®). Bei Patienten, die bedingt durch die Krankheitsprogression eine Insulintherapie benötigen, kann die Kombination mit Vildagliptin ebenfalls eine wichtige therapeutische Option darstellen.
Kothny et al. gaben 449 Typ-2-Diabetikern, deren Blutzucker unter Insulin mit oder ohne begleitende Metformintherapie nicht ausreichend kontrolliert war, zusätzlich entweder 2 × 50 mg Vildagliptin (n = 228) oder Placebo (n = 221) [ 3 ]. Nach 24 Wochen betrug der adjustierte Unterschied der durchschnittlichen Veränderung im HbA1c-Wert zwischen Verum und Placebo –0,7 ± 0,1 % (p < 0,001) in der gesamten Studienpopulation, –0,6 ± 0,1 % (p < 0,001) bei den Patienten, die begleitend Metformin erhielten, und –0,8 ± 0,2 % (p < 0,001) bei den Patienten, die kein Metformin zusätzlich eingenommen hatten. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse in beiden Behandlungsgruppen waren Hyperhidrose, Benommenheit und Tremor. Hypoglykämien traten unter Vildagliptin genau so selten auf wie unter Placebo (8,4 vs. 7,2 %, p = n.s.), bei gleichzeitig besserer Blutzuckerkontrolle und ohne Gewichtszunahme (+0,1 vs. –0,4 kg).
In einer weiteren von Fonseca und Mitarbeitern publizierten Studie erhielten Typ-2-Diabetiker, deren Blutzucker unter bestehender Insulintherapie unzureichend eingestellt war (HbA1c = 7,5–11 %), über 24 Wochen begleitend Vildagliptin (n = 144; 2 × 50 mg/Tag) oder Placebo (n = 152) [ 4 ]. Der HbA1c zu Beginn der Untersuchung lag in beiden Behandlungsarmen bei 8,4 ± 0,1 %. Die durchschnittliche adjustierte Verbesserung des HbA1c im Vergleich zum Ausgangswert lag zum Untersuchungsende bei –0,5 ± 0,1 % in der Verumgruppe und –0,2 ± –0,1 % in der Placebogruppe (p = 0,01). Bei Patienten mit einem Alter ≥ 65 Jahren lag die Verbesserung des HbA1c bei –0,7 ± –0,1 % in der Vildagliptingruppe und –0,1 ± 0,1 % im Placeboarm (p < 0,001). Die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse war in beiden Gruppen vergleichbar (81,3 % unter Vildagliptin, 82,9 % unter Placebo), wobei die häufigsten unerwünschten Ereignisse unter Verum Tremor, Asthenie, Benommenheit und Kopfschmerzen waren. Bei Patienten, die DPP-4-Hemmer erhielten, waren Hypoglykämien im Vergleich zu Placebo jedoch seltener (p < 0,001) und weniger ausgeprägt (p < 0,05; Abb. [ 1 ]). Dies ist möglicherweise durch eine Glukagon-Gegenregulation unter Therapie mit Vildagliptin zu erklären. Der DPP-4-Hemmer erhöht die Glukosesensitivität sowohl der α- als auch der β-Zellen. Dies führt zu einer postprandialen Blutzuckerkontrolle ohne erhöhtes Hypoglykämierisiko und ohne Gewichtszunahme [ 5 ].
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Signifikante HbA1c-Senkung
Vildagliptin zeichnet sich in der Praxis neben einem breiten Zulassungsspektrum durch eine gute klinische Wirksamkeit aus, die im Rahmen einer großen Real-Life-Kohortenstudie dokumentiert wurde [ 6 ]. In der 12-monatigen prospektiven nicht interventionellen Studie wurden 8887 Patienten mit unkontrolliertem Typ-2-Diabetes entweder mit Vildagliptin oder mit einem Sulfonylharnstoff zusätzlich zu Metformin behandelt. In beiden Gruppen führte die Behandlung zu einer signifikanten HbA1c-Senkung, die unter Vildagliptin sogar stärker ausgeprägt war als unter der Vergleichstherapie. Unter dem DPP-4-Hemmer erreichten zudem signifikant mehr Patienten den Studienendpunkt, der analog den in den Leitlinien formulierten Vorgaben definiert war als HbA1c < 7 % ohne Hypoglykämien und ohne Gewichtszunahme.
Quelle: Die Inhalte stammen von UCB Pharma. Der Text entstand mit freundlicher Unterstützung durch UCB Pharma GmbH, Monheim
Über das Laufprogramm zu mehr Gesundheitsbewusstsein
"Ein ärztlich und sportmedizinisch begleitetes Laufprogramm kann bei motivierten Diabetes-Patienten eine relevante Besserung des Kohlenhydrat-Stoffwechsels bewirken bei zugleich deutlicher Reduktion der antidiabetischen Medikation". Dieses Resümee zieht Professor Dr. Hans-Georg Predel, Köln. Predel ist Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule in Köln und Mitinitiator des "Diabetes Programm Deutschland", bei dem inzwischen schon zum dritten Mal Typ-1- und Typ-2-Diabetiker unter fachlicher Begleitung auf die Teilnahme am "Köln Marathon" vorbereitet werden.
Gewichtsreduktion, Rückgang des Bauchumfangs, verbessertes HbA1c
Mehr als 100 Diabetiker haben im vergangenen Jahr das Trainingsprogramm absolviert und sind mit einem Lauf über 7, 10 oder in Einzelfällen 23 Kilometer beim Köln-Marathon gestartet. "Wir haben gesehen, dass eine solche sportliche Leistung bei entsprechenden Vorkehrungen und gutem Training ohne gesundheitliche Risiken möglich ist", berichtet Predel.
Die teilnehmenden Diabetiker haben nach seinen Worten im Verlauf der Vorbereitungsphase ihre Fitness erheblich verbessert und 6–12 Kilogramm abgenommen. Der HbA1c-Wert reduzierte sich um 0,5–0,9 Prozentpunkte. "Die Patienten benötigten dadurch im Mittel deutlich weniger Antidiabetika und vor allem deutlich weniger Insulin", betont der Mediziner.
Zudem verliefen Training und der offizielle Lauf komplikationslos und es traten insbesondere keine schweren Hypoglykämien auf. Dazu dürfte laut Predel die gute Schulung der Patienten, die enge Kooperation mit Diabetologen und die Wahl der Medikation beigetragen haben. So ist es nach Predel wichtig, sportlich aktiven Diabetikern Medikamente wie beispielsweise die DPP-4-Hemmer zu verordnen, die nicht per se durch ihren Wirkmechanismus ein erhöhtes Hypoglykämierisiko bedingen.
Bewusstere Einstellung zu einer gesunden Lebensführung
In besonderem Maße profitieren von der sportlichen Aktivität nach Angaben des Sportmediziners Typ-2-Diabetiker, die am Anfang der Erkrankung stehen. Besteht der Diabetes länger, sind umfassende Effekte eher unwahrscheinlich. Dennoch ist sportliche Aktivität auch für diese Patienten von hoher Bedeutung, um die Stoffwechseleinstellung zu optimieren. Die sportliche Aktivität trägt häufig zu einer allgemein gesünderen Lebensweise bei: "Die Gruppen-Motivation hilft ungemein, dabei zu bleiben und ich erfahre hautnah, wie gut es sich anfühlt, körperlich fit zu werden. Die Änderung meines Lebensstils ergibt sich als Nebeneffekt quasi von ganz alleine", so das Fazit eines Teilnehmers am Diabetes Programm Deutschland.
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Literatur
- 1 Tschöpe D et al. BMC Endocrine Disorders 2012; 12: 23
- 2 Havlin CE et al. Diabetes Educ 1988; 14: 407-441
- 3 Kothny W et al. Diabetes Obes Metab 2013; 15: 252-257
- 4 Fonseca V et al. Diabetologia 2007; 50: 1148-1155
- 5 Schweizer A et al. Vasc Health Risk Manag 2013; 9: 57-64
- 6 Dworak M et al. Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8: FV4
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Literatur
- 1 Tschöpe D et al. BMC Endocrine Disorders 2012; 12: 23
- 2 Havlin CE et al. Diabetes Educ 1988; 14: 407-441
- 3 Kothny W et al. Diabetes Obes Metab 2013; 15: 252-257
- 4 Fonseca V et al. Diabetologia 2007; 50: 1148-1155
- 5 Schweizer A et al. Vasc Health Risk Manag 2013; 9: 57-64
- 6 Dworak M et al. Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8: FV4