Diabetes aktuell 2013; 11(05): 232
DOI: 10.1055/s-0033-1356525
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Selbstmanagementfähigkeit erhöhen – Barrieren beseitigen, Einstieg in die Insulintherapie erleichtern

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Publication Date:
06 September 2013 (online)

 

    Einen Typ-2-Diabetiker zum Einstieg in eine Insulintherapie zu bewegen, ist schwierig, weiß Dr. med. Rolf Göbel, Asslar. Man sollte nach Ansicht von Göbel dem Patienten die Entscheidung für eine Insulinbehandlung dadurch erleichtern, dass man Barrieren wie Spritzenangst, Angst vor Gewichtszunahme und Hypoglykämien abbauen hilft. Dies gelingt am besten über eine gute Schulung, betonte Göbel. "Wir müssen die Selbstmanagementfähigkeit des Patienten erhöhen. Er muss seine Ziele selbst erreichen, aber wir können ihn dazu motivieren." Gegen die Angst vor einer Zunahme des Gewichts hilft Ernährungsberatung und der Einsatz kurz wirksamer Analoginsuline wie Insulin lispro (Liprolog®).

    Lebensqualität ist wichtiger Motivationsfaktor

    Obwohl Insulin nach den neuesten Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) weiterhin an zweiter Stelle der Behandlung vorgesehen ist, beginnt die Insulinierung nach wie vor um 5–6 Jahre zu spät. Der behandelnde Arzt sollte unbedingt auch selbst von der Notwendigkeit der Insulintherapie überzeugt sein. Dann wird sich das positiv auf den Patienten übertragen.

    Die erste Reaktion auf diabetesbedingte Folgeerkrankungen sind Hilflosigkeit, Angst vor dem näherrückenden Tod und ein Gefühl des Ausgeliefertseins. Viele Patienten stellen die Frage nach eigner Schuld oder wollen die Krankheit verdrängen, berichtete PD Matthias Frank, Neunkirchen. Erst, wenn dieser Prozess vorüber ist, beginnen die Menschen, ihre neue Situation zu akzeptieren. Ärzte reagieren auf die komplexe Gefühlslage ihrer Patienten oftmals eher sachorientiert und verweisen für weitere Interventionen auf die Publikationslage.

    Frank hingegen sprach sich dafür aus, mehr auf die Lebensqualität des Patienten als wichtigen Motivationsfaktor einzugehen. "Wir dürfen dem Patienten nie unsere eigenen Vorstellungen überstülpen," forderte Frank. Das bedeutet auch, den Patienten im Gespräch die eigenen Werte formulieren zu lassen (Was ist Ihnen wichtig?). Das heißt weiter, ihm seine Autonomie und Selbstständigkeit zu belassen und ja/aber-Argumentationen zu vermeiden. Wenn Sehnsüchte zugelassen, Barrieren umgangen und Widerstände vermieden werden, dann, so Frank, ist auch das Leben mit Folgeerkrankungen lebenswerter.

    Martin Bischoff, Planegg

    Quelle: Symposium "Der chronisch Kranke und sein Arzt"; DGIM-Kongress Wiesbaden, 8. April 2013. Veranstalter: Berlin-Chemie


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