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DOI: 10.1055/s-0033-1357335
Jamestown-Canyon-Virus und Powassan-Virus – Gleichzeitige Infektion mit seltenen Arboviren in den USA
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
28. Oktober 2013 (online)
Ende Juli wurden bei einem Mann aus New Hampshire gleich 2 verschiedene Viren nachgewiesen, die in diesem Bundesstaat zuvor noch nie entdeckt worden waren. Der Betroffene, über dessen Gesundheitszustand derzeit keine weiteren Informationen vorliegen, war gleichzeitig mit dem Jamestown-Canyon-Virus (JCV) und dem Powassan-Virus infiziert.


Quelle: Centers for Disease Control and Prevention (CDC)/Marc Dolan
Beide Krankheitserreger sind Arboviren. Das 1943 entdeckte JCV gehört zu den Bunyaviren. Es wird durch Mücken übertragen und ist in den temperaten Regionen Nordamerikas weitverbreitet. Allerdings wird es meistens in Mücken- und Hirschpopulationen nachgewiesen. Humane Fälle sind ausgesprochen selten: Seit 2004, als die Krankheit meldepflichtig wurde, wurden in den USA insgesamt lediglich 15 Fälle im Mittleren Westen und Nordosten nachgewiesen. Auch in Zentralkanada gab es einzelne Fälle. In der Regel wurde dabei höchstens eine milde Fiebererkrankung beobachtet, selten kann es aber auch zu einer schweren Meningoenzephalitis kommen. Bisher wurden insgesamt nur 11 solcher mittleren bis schweren Krankheitsverläufe gemeldet, 10 davon in den frühen 1980er Jahren, einer 2001.
Das Powassan-Virus, ein Flavivirus, ist ebenfalls ausgesprochen selten. Seit seiner Entdeckung 1958 wurden in den USA und in Kanada zusammen nur etwa 60 Fälle nachgewiesen. Zunächst beschränkte sich das bekannte Verbreitungsgebiet auf Ostsibirien, Ostkanada und den Nordosten der USA. Seit einigen Jahren wurden dann auch Fälle aus Michigan, Wisconsin und zuletzt Minnesota gemeldet. Neben der geografischen Ausweitung gibt es auch Anzeichen dafür, dass die Infektionszahlen ebenfalls seit einigen Jahren steigen. So erkrankten beispielsweise allein dieses Jahr, zusätzlich zu dem hier berichteten Fall des mit 2 Viren infizierten Mannes, vermutlich noch 3 weitere Personen in den USA. Infektionen mit dem Powassan-Virus sind dabei in der Regel schwerwiegender als JCV-Infektionen: Powassan-Viren verursachen eine Enzephalitis oder Meningitis, die in etwa 10 % der Fälle tödlich verläuft. Dieses Jahr verstarben sogar 2 der 4 erkrankten Personen.
Das Powassan-Virus wird durch Zecken übertragen, wobei – anders als etwa bei der Borreliose – eine Infektion bereits wenige Minuten nach dem Saugbeginn erfolgen kann. Bei den meisten anderen durch Zecken übertragbaren Krankheiten erfolgt eine Infektion des Menschen erst nachdem die Zecke bereits mehrere Stunden festsitzt.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan
Quelle: promed
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Quelle: Centers for Disease Control and Prevention (CDC)/Marc Dolan