Transfusionsmedizin 2015; 5(04): 199-208
DOI: 10.1055/s-0033-1358203
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HLA-assoziierte Arzneimittelunverträglichkeit

Autoren

  • H. Kunze-Schumacher

    Institut für Transfusionsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover
  • C. Bade-Döding

    Institut für Transfusionsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. Dezember 2015 (online)

Zusammenfassung

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) stellen ein großes Problem im Gesundheitssystem dar, denn sie werden häufig unterschätzt oder fehlinterpretiert [1], [2]. Dies hat zur Folge, dass die Gefahren einer erhöhten Morbidität und Mortalität sowie die entstehenden Mehrkosten für das Gesundheitssystem nicht erkannt werden. Pharmakogenetische Untersuchungen von Arzneimittel-Hypersensitivitätsreaktionen konnten zeigen, dass signifikante Assoziationen zwischen dem Auftreten einiger Wirkstoffunverträglichkeiten mit bestimmten Genen des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC) vorliegen. Diese sogenannten HLA-assoziierten (HLA: humanes Leukozytenantigen) Arzneimittelunverträglichkeiten wirken sich vor allen Dingen auf die Haut und Leber aus, jedoch können ebenfalls die Lunge, das Knochenmark und die Nieren beeinträchtigt werden. Ein präklinisches Screening von Risikopatienten kann zu einer reduzierten Inzidenz arzneimittelinduzierter HLA-assoziierter Unverträglichkeiten beitragen, denn diese sind verantwortlich für eine Gruppe von z. T. lebensbedrohlichen Krankheitszuständen, die auf die Aktivierung autologer, wirkstoffspezifischer T-Zellen zurückzuführen sind.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt daher, vor Beginn der Behandlung mit dem antiretroviralen Medikament Abacavir zu testen, ob das HLA-Allel B*57:01 vorhanden ist. Derartige Empfehlungen wurden auch für den Wirkstoff Carbamazepin von der amerikanischen FDA (Food and Drug Administration) ausgesprochen. Das Antikonvulsivum ist mit 2 Allelen der HLA-Klasse I, HLA-A*31:01 und HLA-B*15:02, assoziiert und kann zu sehr leichten bis mitunter lebensbedrohlichen Hypersensitivitätsreaktionen führen.