Zusammenfassung
Während Statine und Acetylsalicylsäure (ASS) in der Sekundärprävention nach
stattgehabtem schwerem vaskulären Ereignis, wie Herzinfarkt oder ischämischem
Schlaganfall atherothrombotischer Genese, als Medikamente der ersten Wahl
gelten, besteht eine uneinheitliche Datenlage zum Einsatz dieser Substanzen in
der primären Prävention bei Patienten, die ein erhöhtes Herz-Kreislauf Risiko
aufweisen, aber bislang kein schweres vaskuläres Ereignis erlitten haben. Einige
Meta-Analysen weisen zwar auf eine Reduktion des Risikos für das Auftreten
schwerer vaskulärer Ereignisse unter primär präventiver Verabreichung von
Statinen und ASS hin, die Auswirkungen auf die Gesamtsterblichkeit waren in
diesen Untersuchungen jedoch uneinheitlich. Angesichts dieser unzureichenden
Datenlage werden in den aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für
Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. eine primär präventiv intendierte
Verabreichung von Statinen und ASS nur für solche Patienten empfohlen, bei denen
ein 10-Jahres-Gesamtrisiko für schwere vaskuläre Ereignisse von über 20 %
vorliegt. Hiervon abweichend wird in den aktuellen Leitlinien der European
Society of Cardiology die primärpräventive Anwendung von ASS nicht empfohlen.
Studien der Versorgungsforschung deuten darauf hin, dass der therapeutische
Erfolg der Primärprävention mit Statinen und ASS u. a. von der
Medikamentenadhärenz und dem Verschreibungsverhalten der ordinierenden Ärzte
abhängt. Diese Übersichtsarbeit fasst die aktuelle Literatur zur
Primärprävention schwerer vaskulärer Ereignisse mit Statinen und ASS
zusammen.
Abstract
Whereas statins and acetylsalicylic acid (ASA) are considered gold standard for
secondary prevention following myocardial infarction or atherotrombotic stroke,
there are inconsistent data on the use of these drugs for primary prevention in
patients with increased cardiovascular risk. Some meta-analyses indicated that
the use of statins and ASA for primary prevention of cardiovascular disease can
reduce the risk of cardiovascular events such as ischemic stroke or myocardial
infarction. However, the effects of primary prevention with statins and ASA on
mortality varied in the data included in these meta-analyses. Therefore the
guidelines of the German College of General Practitioners and Family Physicians
recommend primary prevention with statins and ASA only in those patients who
have a 10-year risk of cardiovascular events which exceeds 20 %. Divergently,
primary prevention with ASA is not recommended by the European Society of
Cardiology. Observational studies suggested that treatment success of primary
prevention with statins and ASA depends on various factors such as adherence to
medication and prescription behavior of physicians. This review summarizes the
current literature on primary prevention of cardiovascular events with ASA and
statins.
Schlüsselwörter
Acetylsalicylsäure - Statine - Primärprävention - schweres vaskuläres Ereignis - Medikamentenadhärenz
Keywords
acetylsalicylic acid - statins - primary prevention - cardiovascular event - adherence