Aktuelle Dermatologie 2013; 39(08/09): 303
DOI: 10.1055/s-0033-1360560
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pädiatrische Melanome – Modifizierte Kriterien zur Verbesserung der Diagnose

Contributor(s):
Frank Lichert
Cordoro KM et al.
J Am Acad Dermatol 2013;
68: 913-925
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Publication History

Publication Date:
05 November 2013 (online)

 
 

Melanome treten bei Kindern selten auf und sind deshalb schwer zu untersuchen. Dies hat zur Folge, dass über die klinischen und histopathologischen Merkmale von pädiatrischen Melanomen wenig bekannt ist. K. M. Cordoro et al. haben nun untersucht, ob die konventionellen ABCDE-Kriterien geeignet sind, um Melanome bei Kindern zu entdecken.
J Am Acad Dermatol 2013; 68: 913–925

Die retrospektive Studie schloss 60 Kinder mit Melanomen sowie 10 Kinder mit unklaren melanozytischen Tumoren ein, die ihre Diagnose zwischen 1984 und 2009 an der Universität von Kalifornien, San Francisco/USA, erhielten. Die Patienten waren zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 20 Jahre. Es erfolgte eine Unterteilung der Patienten in 2 Gruppen: Kinder im Alter von 0–10 Jahren (n = 19, Gruppe A) sowie Kinder im Alter von 11–19 Jahren (n = 51, Gruppe B). Es wurden klinische, histopathologische sowie Outcome-Daten gesammelt. Die Autoren ermittelten zudem jeweils die Zeitspanne zwischen Diagnose und Tod sowie Prädiktoren für Metastasenbildung und Tod.

Neue Kriterien

60 % der Patienten in Gruppe A erfüllten nicht die konventionellen ABCDE-Kriterien (ABCDE: Asymmetrie, Begrenzung, Farbe/Color, Durchmesser, Entwicklung), in Gruppe B war dies bei 40 % der Patienten der Fall. Stattdessen traten Merkmale wie Amelanosen, blutende Läsionen, Höcker, Farbuniformität, unterschiedliche Durchmesser sowie De-novo-Entwicklungen auf. Die Gruppen A und B zeigten in Bezug auf die histopathologischen Subtypen der Melanome statistisch signifikante Unterschiede (p = 0,002). Insgesamt waren 44 % der Melanome histopathologisch unklassifizierbar. Mehr als die Hälfte der primären Läsionen hatten eine Dicke nach Breslow von > 1 mm (93 % der Melanome in Gruppe A, 60 % der Melanome in Gruppe B). Bei 92 % der Patienten in Gruppe A und bei 46 % in Gruppe B lag eine Erkrankung des Stadiums IIA oder höher vor (p = 0,05). 10 Patienten starben (1 in Gruppe A und 9 in Gruppe B). Von diesen hatten 70 % ein amelanotisches Melanom, und 60 % wiesen mindestens 1 bedeutsamen Risikofaktor auf. Lediglich die Dicke der Läsionen nach Breslow war ein deutlicher Prädiktor für Metastasierung (adjustierte Odds Ratio 12,8). Als Prädiktoren für die Zeitspanne zwischen Diagnose und Tod identifizierten die Autoren die Breslow-Dicke, die Pigmentierung sowie das Alter. Allerdings erreichten die Hazard Ratios keine statistische Signifikanz.

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Bei Kindern, besonders vor der Pubertät, sind Melanome häufiger amelanotisch als bei Erwachsenen. (Bild: Bild: Moll I, Duale Reihe Dermatologie, Thieme 2010)
Fazit

Die Anwendung der konventionellen Kriterien zur Detektion von Melanomen ist bei Kindern unzureichend, so das Ergebnis der Studie. Um die Diagnose zu verbessern und eine möglichst frühe Diagnosestellung zu ermöglichen, schlagen die Autoren die Berücksichtigung weiterer Kriterien vor. Zu diesen gehören Amelanosen, Blutungen, Höcker, Farbuniformität, De-novo-Entwicklungen sowie unterschiedliche Durchmesser.


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Bei Kindern, besonders vor der Pubertät, sind Melanome häufiger amelanotisch als bei Erwachsenen. (Bild: Bild: Moll I, Duale Reihe Dermatologie, Thieme 2010)