Ist bei Intensivpatienten absehbar, dass sie längerfristig maschinell beatmet werden
müssen, wird bei den meisten eine Tracheotomie vorgenommen. Unklar ist jedoch, wann
der optimale Zeitpunkt hierfür ist. D. Young et al. haben nun versucht, diese Frage
zu klären.
JAMA 2013; 309; 2121–2129
Eingang in die Multicenterstudie, die an 13 universitären und 59 nicht universitären
Kliniken in Großbritannien durchgeführt wurde, fanden Intensivpatienten, die seit
weniger als 4 Tagen maschinell beatmet wurden und bei denen eine Beatmungsdauer von
mindesten 7 weiteren Tagen erwartet wurde.
Die Patienten wurden randomisiert auf 2 Gruppen verteilt und erhielten entweder eine
frühzeitige oder eine späte Tracheotomie. Diese erfolgte in der frühzeitigen Gruppe
innerhalb der ersten 4 Tage des Aufenthaltes auf der Intensivstation und in der späten
Gruppe an Tag 10 oder später, wenn der behandelnde Arzt diese Maßnahme dann noch für
erforderlich hielt. Primärer Endpunkt war die 30-Tages-Mortalität, sekundäre Endpunkte
waren unter anderem die Mortalität auf der Intensivstation, nach 1 und 2 Jahren sowie
die Verweildauer. In die Analyse gingen insgesamt 909 erwachsene Patienten im Durchschnittsalter
von 63,9 Jahren ein, davon 527 Männer (58,6 %). Von den 455 Patienten der frühen Gruppe
erhielten 91,4 % eine Tracheotomie, von den 454 in der späten Gruppe 44,9 %.
Die Gesamtmortalität nach 30 Tagen betrug 30,8 % (n=139) in der frühen und 31,5 %
(n=141) in der späten Gruppe, was einer nicht signifikanten absoluten Risikoreduktion
von 0,7 % entsprach. Die 2-Jahresmortalität lag entsprechend bei 51 und 53,7 %. Die
mediane Verweildauer auf der Intensivstation betrug bei den überlebenden Patienten
(315 bzw. 312) 13 Tage (frühe Tracheotomie) bzw. 13,1 Tage (späte Tracheotomie), die
gesamte mediane Liegezeit im Krankenhaus 33 bzw. 34 Tage. Durch den Eingriff bedingte
Komplikationen traten bei insgesamt 6,3 % der Patienten auf, wobei die Anteile in
den beiden Gruppen bei 5,5 % (frühe Tracheotomie) bzw. 7,8 % (späte Tracheotomie)
lagen.
Der Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem durch
die Halsweichteile ein Zugang zur Luftröhre geschaffen wird. Zu welchem Zeitpunkt
eine Tracheotomie durchgeführt wird, hat laut Studie keine Auswirkungen auf die Mortalitätsrate.
(Bild: Studio Blofield/Thieme Verlagsgruppe)
Bei maschinell beatmeten Patienten führte eine Tracheotomie innerhalb der ersten 4
Tagen weder zu einer niedrigeren 30-Tages-Mortalität noch zu einer höheren 2-Jahresüberlebensrate
oder einer Verkürzung der Liegezeit. Auch die Möglichkeit der behandelnden Ärzte einzuschätzen,
welche Patienten eine längere maschinelle Beatmung benötigen, erwies sich nach Angaben
der Autoren als begrenzt.