Aktuelle Dermatologie 2013; 39(11): 442
DOI: 10.1055/s-0033-1361881
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pharmakologie – Tetrazykline erhöhen Hautkrebsrisiko

Contributor(s):
Dunja Voos
Robinson SN et al.
J Invest Dermatol 2013;
133: 1950-1995
Further Information

Publication History

Publication Date:
18 November 2013 (online)

 
 

Das Richtige zu verordnen ist nicht immer einfach. Wenn z. B. Jugendliche photosensitivierende Medikamente aufgrund ihrer Akne erhalten, steigt damit das Risiko für ein Basalzellkarzinom. Das haben S. N. Robinson et al. nun in einer US-amerikanischen Fallkontrollstudie herausgefunden.
J Invest Dermatol 2013; 133: 1950–1955

Zu den nicht melanozytären Hautkrebsarten zählen das Basalzell- (BCC) und das Plattenepithelkarzinom (SCC). Beide Formen entstehen häufig infolge starker Sonneneinstrahlung, insbesondere bei Menschen mit sonnensensitiver Haut. Ob photosensitivierende Medikamente das Risiko für diese Erkrankungen steigern, haben nun S. N. Robinson et al. aus den USA untersucht. Ihre Arbeit ist Teil der New Hampshire Hautkrebsstudie.

Vorbelastet durch Sonnenschäden

Die Autoren konnten die Daten von 5072 Studienteilnehmern auswerten. Von diesen Teilnehmern waren 1567 an einem BCC und 1599 an einem SCC erkrankt. 1906 Kontrollteilnehmer waren frei von hellem Hautkrebs. Die von Krebs betroffenen Teilnehmer berichteten häufiger von empfindlicher Haut und mehreren Sonnenbränden in ihrem Leben als die Kontrollteilnehmer. Zudem waren die Krebspatienten häufiger medizinischen Strahlenbelastungen ausgesetzt. Die Karzinome waren meistens in der Kopf-Hals-Region lokalisiert. Patienten mit einem SCC wiesen besonders oft eine sonnenbedingte Elastose oder aktinische Keratosen nahe des Karzinoms auf.


#

Erhöhtes Risiko durch Antibiotika

Die Forscher fanden heraus, dass die Einnahme photosensitivierender Medikamente mit einem erhöhten SCC- (Odds Ratio [OR] = 1,2; 95 %-Konfidenzintervall [KI] = 1,0–1,4) und BCC-Risiko (OR = 1,2; 95 %-KI = 0,9–1,5) einhergingen. Dabei wurden nur die Medikamente berücksichtigt, die länger als 6 Monate und mindestens 4-mal pro Woche von den Patienten eingenommen worden waren. Insbesondere bei Patienten bis zu 50 Jahren trat das BCC häufig nach der Einnahme photosensitivierender Medikamente auf (OR = 1,5; 95 %-KI = 1,1–2,1). Die Wissenschaftler untersuchten auch, welche Medikamente das Krebsrisiko erhöhen. Beispielsweise können erhöhen photosensitivierende Antibiotika anscheinend das Risiko für ein BCC steigern (OR = 1,9; 95 %-KI = 1,3–2,8). Speziell die Tetrazykline waren mit einem erhöhten BCC-Risiko assoziiert (OR = 1,8; 95 %-KI = 1,2–2,8).

Kardiovaskuläre Arzneimittel, wie Schleifendiuretika (z. B. Furosemid), Kalziumkanalblocker, kaliumsparende Diuretika oder α-adrenerge Antihypertensiva hingen hingegen mit einem erhöhten SCCRisiko zusammen (OR = 1,3; 95 %-KI = 1,0– 1,6). Das Risiko für ein BCC bleibt davon anscheinend unverändert. Je länger die kardiovaskulären Medikamente eingenommen wurden, desto höher war das Risiko.

Zoom Image
Oft wird nicht bedacht, dass viele Medikamente eine photosensitivierende Wirkung haben. (Bild: Michael Zimmermann / Thieme Verlagsgruppe)
Fazit

Nicht melanozytäre Karzinome kommen nach Anwendung von photosensitivierenden Medikamenten wie z. B. Antibiotika oder Antihypertensiva häufiger vor als bei ihrer Nichtanwendung, so die Autoren. Ihrer Ansicht nach sind dabei Menschen mit lichtempfindlicher Haut besonders gefährdet.


#
#


 
Zoom Image
Oft wird nicht bedacht, dass viele Medikamente eine photosensitivierende Wirkung haben. (Bild: Michael Zimmermann / Thieme Verlagsgruppe)