Aktuelle Dermatologie 2013; 39(11): 443
DOI: 10.1055/s-0033-1361883
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hämangiome – Wo Propanolol versagt

Contributor(s):
Friederike Klein
Caussé S et al.
Br J Dermatol 2013;
169: 125-129
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Publication History

Publication Date:
18 November 2013 (online)

 
 

    Bei schwierigen kindlichen Hämangiomen wird häufig und mit gutem Erfolg Propanolol eingesetzt. Es gibt jedoch Blutschwämme, die nur unzureichend darauf ansprechen. Deren Charakteristika haben S. Caussé et al. nun untersucht.
    Br J Dermatol 2013; 169: 125–129

    In der Literatur sind Beschreibungen propanololresistenter Fälle kindlicher Hämangiome (PRIH: Propanolol resistant infantile haemangioma) selten. Deshalb erhoben französische Dermatologen in einer nationalen, multizentrischen Beobachtungsstudie retrospektiv Daten zwischen 2007 und 2011. In diesem Zeitraum waren 1130 Kinder mit Hämangiom durch Mitglieder der französischen Forschungsgruppe für pädiatrische Dermatologie "Groupe de Recherche Clinique en Dermatologie Pédiatrique" mit Propanolol behandelten worden. Ein PRIH war dabei definiert als ein fehlendes Ansprechen auf die Propanololgabe (min. 4 Wochen ≥ 2 mg / kg oral täglich) mit einem anhaltenden Wachstum des Hämangioms oder einem fehlenden Rückgang in der Postproliferationsphase.

    Von den 1130 wegen eines infantilen Hämangioms mit Propanolol behandelten Kinder wiesen nur 10 (0,9 %; davon 9 Mädchen) in der Reevaluation von Verdachtsfällen tatsächlich ein PRIH nach den vorab definierten Kriterien auf. Von den 10 PRIH-Fällen war eines ulzeriert; 2 waren am Stamm lokalisiert, 8 am Kopf. Klinisch handelte es sich in 7 Fällen um einen gemischten Typ, ein PRIH war oberflächlich, eines segmental.

    Die Propanololresistenz ließ sich schon aufgrund der geringen Fallzahl nicht eindeutig mit einer Altersgruppe oder einem Proliferationsstadium in Verbindung bringen, sie kam in allen Altersgruppen vor. In 2 Fällen wurde außerdem eine sekundäre Resistenz nach Unterbrechung der Propanololtherapie berichtet – ein Novum in der Literatur. Drei Patienten erhielten aufgrund der Resistenz adjuvant Kortikosteroide, die sich als wirksam erwiesen und von den Autoren als Zweitlinientherapie nach Versagen der Propanololbehandlung vorgeschlagen werden.

    Fazit

    PRIH ist ein seltenes Phänomen und auch die landesweite Erfassung in Frankreich konnte nach Aussage der Autoren kein klares Bild über die Hintergründe bieten. Noch weitere Erhebungen mit größeren Fallzahlen könnten ihrer Meinung nach helfen, das Phänomen der Propanololresistenz besser zu verstehen.


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