Aktuelle Dermatologie 2013; 39(11): 445
DOI: 10.1055/s-0033-1361886
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Onychomykose – Den infizierten Nagelteil chemisch abtragen

Contributor(s):
Friederike Klein
Lahfa M et al.
Dermatology 2013;
226: 5-12
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Publication History

Publication Date:
18 November 2013 (online)

 
 

Für die erfolgreiche Therapie einer Nagelmykose ist das Abtragen der infizierten Nagelanteile wichtig. Als Vorbehandlung wird dafür in den USA eine 40 % ige Harnstofflösung empfohlen. M. Lahfa et al. haben 2 Vorgehensweisen mit Cremes mit dieser Harnstoffkonzentration geprüft.
Dermatology 2013; 226: 5–12

Zehennagel-Onychomykosen haben bei über 60-Jährigen eine Prävalenz von 14–28 %. Die allein topische Behandlung ist mit relativ niedrigen Heilungsraten assoziiert, wahrscheinlich wegen einer ungenügenden Penetration des Antimykotikums durch den erkrankten Nagel. Die infizierten Anteile des Nagels sollten mechanisch abgetragen werden, um die Penetration zu verbessern. Es ist aber auch eine chemische Keratolyse mit 40 %igem Harnstoff möglich, die in der europäischen Studie in 2 Varianten untersucht wurde: In Form einer entsprechend hoch dosierten Urea-Creme unter Kunststoff-Okklusion (n = 53) oder durch eine offen angewendete Bifonazol-Urea-Creme (n = 52). An der offenen Parallelgruppenstudie nahmen erwachsene Patienten mit einer distal-lateralen oder lateral subungualen Onychomykose des Großzehnagels, die mindestens 12,5 % der Fläche betraf, teil. Die Salben wurden täglich über maximal 3 Wochen appliziert, dann erfolgte das Debridement der infizierten Nagelanteile. Anschließend führten alle Patienten die Behandlung mit Bifonazol-Urea-Creme über 8 Wochen fort. Jeweils 51 Patienten pro Gruppe waren auswertbar.

Okklusion macht den Unterschied

Es zeigte sich ein deutlicher Unterschied im primären Endpunkt der Studie, der kompletten Entfernung der infizierten Anteile der Nagelplatte an Tag 21: Verblindete Untersucher konstatierten dies für 61,2 % der Patienten, bei denen die Harnstoffcreme unter Okklusion angewendet worden war, gegenüber 39,2 % in der Vergleichsgruppe (p = 0,028). Der Unterschied blieb auch bei einer Per-Protocol-Analyse bestehen (63 vs. 36,6 %; p = 0,014). Deutlich häufiger gelang es, in der Okklusion-Gruppe an Tag 21 auch die infizierten Nagelteile insgesamt zu entfernen (86,3 vs. 60,8 %; p = 0,004). Als sekundären Endpunkt ermittelten die Untersucher die vollständige Abheilungsrate an Tag 105. Sie lag bei 27,7 % nach Vorbereitung mit 40 % iger Harnstofflösung unter Okklusion und bei 20,8 % in der Kontrollgruppe und war damit statistisch nicht signifikant unterschiedlich.

Nebenwirkungen traten bei der Bifonazol-Harnstoff-Creme-Gruppe doppelt so häufig auf wie in der Okklusionsgruppe. Insgesamt wurde die Tolerabilität an Tag 21 durch den Gutachter in beiden Fällen aber als sehr gut beurteilt (98 % in der Interventions- und 90,4 % in der Kontrollgruppe).

Fazit

Die Vorbereitung des Debridements bei Onychomykose mit 40 % igem Harnstoff unter Okklusion ist der Vorbehandlung mit Bifonazol-Harnstoffcreme überlegen, so die Autoren. In der Okklusions-Gruppe war es häufiger möglich, den infizierten Nagelanteil vollständig zu entfernen. Einen Effekt auf die immer noch geringen Heilungsraten hatte das in dieser Studie aber nicht. Hier müssen nach Meinung der Autoren weitere Untersuchungen folgen.


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