Der Klinikarzt 2013; 42(11): 530
DOI: 10.1055/s-0033-1361891
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronisch-lymphatische Leukämie (CLL) – Modifizierter Antikörper verdoppelt Zeit bis Progress

Further Information

Publication History

Publication Date:
09 December 2013 (online)

 
 

"Anti-CD20-Targeting ist auch bei älteren Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie hocheffektiv", erläuterte Prof. Michael Hallek, Köln, das Ergebnis der CLL11-Studie. Die multizentrische, offene, randomisierte Phase-III-Studie verglich in Stage I Chlorambucil (Clb) allein gegen die Kombination mit Rituximab beziehungsweise Obinutuzumab (GA101), einem neuen monoklonalen Typ-II-Anti-CD20-Antikörper. "Beide Antikörper waren Clb signifikant überlegen," so Hallek. Stage-II-Daten zum direkten Vergleich von GA101 und Rituximab liegen in einer Zwischenanalyse vor – zeigen aber bereits signifikante Überlegenheit für GA101. Die finalen Daten werden im Dezember auf dem ASH 2013 vorgestellt, die Stage-I-Daten [ 1 ] präsentierte Hallek im September in Köln [2].

Ältere komorbide Patienten eingeschlossen

Für die Studie wurden 781 therapie-naive CLL-Patienten im medianen Alter von 73 Jahren mit einem CIRS (Cumulative Illness Rating Scale)-Score > 6 und eingeschränkter Nierenfunktion (eGFR < 70 ml/min) in 3 Arme randomisiert. Sie erhielten Clb allein oder kombiniert mit GA101 (GClb) beziehungsweise Rituximab (RClb). GA101 war Clb in allen Endpunkten und allen Subgruppen signifikant überlegen. Das progressionsfreie Überleben (PFS als primärer Endpunkt) verlängerte sich um mehr als das Doppelte von 10,9 auf 23 Monate. 75,5 % der Patienten sprachen auf GClb an, gegenüber 30 % unter Clb. Eine komplette Response (CR) erreichten 22,2 % der Patienten (Clb 0%). Negativ für minimale Resterkrankung (MRD) waren am Ende der Behandlung 31,1 % (peripheres Blut) beziehungsweise 17 % (Knochenmark) versus 0 % unter alleiniger Chemotherapie.

Auch RClb war Clb mono signifikant überlegen – bei jedoch deutlich schlechteren Ergebnissen als in der GClb-Gruppe: Das PFS verlängerte sich nur auf 15,7 Monate, die Gesamtansprechrate war 65,9 %, eine CR erreichten lediglich 8,3 % der Patienten, MRD-negativ wurden 2 % beziehungsweise 2,8 %. Für Hallek steht damit fest, dass GA101 Rituximab in der CLL-Therapie ersetzen wird. Nebenwirkungen Grad 3–5 waren unter GA101 häufiger als unter Rituximab beziehungsweise Clb allein, etwa infusionsbezogene Reaktionen (21,3 %), die jedoch nur an Tag 1 auftraten, oder Neutropenie (34,2 %). Beide Nebenwirkungen seien als Zeichen der Wirksamkeit des neuen Antikörpers zu werten, so Hallek.


#

Modifizierter Antikörper verbessert Interaktion mit dem Immunsystem

GA101 wird im Glycoengineeringverfahren hergestellt. Dabei werden Zuckermoleküle gezielt modifiziert, sodass das Molekül mit stärkerer Affinität an Effektorzellen des Immunsystems bindet und damit die zellvermittelte Zytotoxizität steigert. Die Bindung des Typ-II-Antikörpers an CD20-Moleküle auf der Zelloberfläche steigert den direkten Zelltod.

Die Zulassung für GA101 in Europa und den USA ist bereits beantragt. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) bewertet den Antikörper bereits nach den Stage-I-Daten als Therapiedurchbruch und gewährt ein beschleunigtes Zulassungsverfahren. Die Entscheidung der FDA wird für Ende 2013 erwartet.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Pressegespräch "GA101 – Neuer Typ II-Anti-CD20-Antikörper für die Therapie der chronisch-lymphatischen Leukämie", am 7. September 2013 in Köln. Veranstalter: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.


#
#
  • Literatur

  • 1 Goede V et al. J Clin Oncol 2013; 31 (suppl; abstr 7004)

  • Literatur

  • 1 Goede V et al. J Clin Oncol 2013; 31 (suppl; abstr 7004)