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DOI: 10.1055/s-0033-1363059
Arzneimittel – Schlucken Patienten zu viele Pillen?
Publication History
Publication Date:
09 December 2013 (online)
Fast ein Drittel der Medikamente werden ohne "Evidenzbasis" verschrieben, ohne wissenschaftlichen Nachweis für den Nutzen. Dies ist ein Ergebnis einer kleinen Vorabstudie der Arbeitsgruppe von Prof. Andreas Sönnichsen, Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke an 169 Patienten aus 22 allgemeinmedizinischen Praxen. In dieser Studie wurden Patienten untersucht, denen im Durchschnitt etwa 9 verschiedene Medikamente pro Tag verordnet worden waren. Im Mittel fand sich bei 2,7 Medikamenten pro Patient keine wissenschaftliche Begründung für die Verordnung. Über 90 % der Patienten wiesen mindestens eine unbegründete Arzneimittelverschreibung auf.
Darüber hinaus fanden sich Dosierungsfehler (bei 56 % der Patienten), relevante Interaktionen zwischen den Medikamenten (bei 59 %) und Verordnungen von Medikamenten, die bei alten Menschen nicht verordnet werden sollten (37 % der über 65-Jährigen). "Die Hausärzte der betroffenen Patienten fühlen sich überfordert. Wie sollen sie die langen Medikationslisten, mit denen Patienten aus der Klinik entlassen werden oder von verschiedenen Fachärzten zurückkommen, kritisch durchforsten? Wie sollen sie entscheiden, welches Medikament wirklich erforderlich ist?", fragt sich auch Sönnichsen. Medikamente sollen helfen, Krankheiten zu heilen und Leiden zu lindern, doch nicht selten wird das Gegenteil erreicht. Und viel zu häufig werden Medikamente unnötigerweise gegeben, und viel zu viele. In einer neuen europaweiten Studie des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Witten/Herdecke unter der Leitung von Prof. Andreas Sönnichsen soll den Hausärzten nun geholfen werden. Unter Berücksichtigung von Diagnosen, Laborwerten und Begleiterkrankungen wird eine elektronische Entscheidungshilfe Vorschläge machen, welche Medikamente am ehesten entbehrlich oder gar schädlich sind. Interessierte Ärzte und Patienten können sich an der Studie beteiligen.
Nach einer Mitteilung der Universität Witten/Herdecke
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