Aktuelle Dermatologie 2013; 39(12): 495
DOI: 10.1055/s-0033-1363069
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Immunologie – Schützen Allergien vor Vergiftungen?

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Publication Date:
12 December 2013 (online)

 
 

Für Allergiker ist das Gift einer Biene unter Umständen lebensbedrohlich. Neue Forschungsergebnisse legen nun die Vermutung nahe, dass eine solche Reaktion die überschießende Antwort des Immunsystems ist, welches eigentlich den Organismus vor der Wirkung des Giftes schützen will.

"Jeder Mensch, der einmal Opfer oder Zeuge einer anaphylaktischen Reaktion auf einen Bienenstich war, wird sich fragen, warum die Evolution eine solch potentiell tödliche Immunantwort nicht abgeschafft hat", sagt Prof. M. Metz, Facharzt an der Charité Berlin. In der Studie, die im Oktober im Fachmagazin Immunity veröffentlich wurde, konnte er jedoch an Mäusen zeigen, dass die Entwicklung von bestimmten Botenstoffen des Immunsystems, den lgE-Antikörpern, in Reaktion auf Bienen- und Schlangengift bis zu einem gewissen Grad vor eben diesen Giften schützt. Die Forscher haben in ihren Untersuchungen Bienengift in einer kleinen, nicht lebensbedrohlichen Dosis injiziert. Einer Kontrollgruppe wurde indessen eine Salzlösung verabreicht.

Wirkprinzip wie bei einer Impfung

Im weiteren Verlauf des Versuchs wurde eine höhere Dosis an Bienengift – fünf Bienenstichen entsprechend – injiziert. Während von den Kontrolltieren viele starben, waren die anderen offenbar durch die erste, schwächere Dosis des Gifts immunisiert, ähnlich dem Wirkprinzip einer Impfung. Des Weiteren konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Immunantwort über die lgE-Antikörper und die sog. Mastzellen, ebenfalls spezielle Zellen der körpereigenen Abwehr, vermittelt wird.

"Unsere Daten unterstützen die Hypothese, dass sich Allergien letztendlich entwickelt haben könnten, um uns vor giftigen Substanzen der Umwelt zu schützen. Durch Niesen, Husten, Erbrechen und eine laufende Nase entledigt sich der Körper letztendlich der schädlichen Substanzen", kommentiert Prof. Metz die Ergebnisse.


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