Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2013; 20(06): 310
DOI: 10.1055/s-0033-1363629
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mangelnder Impfschutz – Kinderkrankheiten treffen zunehmend Erwachsene

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Publication Date:
20 January 2014 (online)

 

    Masern, Mumps, Röteln und Keuchhusten sind in Europa noch immer weit verbreitet. Gemäß dem Jahresreport 2012 des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention (ECDC) meldeten die Länder der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums im Jahr 2010 32 480 Fälle von Masern, 13 964 Fälle von Keuchhusten, 7103 Fälle von Mumps und 4729 Fälle von Röteln. "Hierbei handelt es sich allerdings nur um die bestätigten Erkrankungen – man kann davon ausgehen, dass die tatsächlichen Fallzahlen um ein Vielfaches höher liegen", so Privatdozent Dr. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. Denn längst nicht alle Erkrankungen werden ärztlich behandelt. Zudem besteht nicht in allen Ländern Europas eine Meldepflicht. In Deutschland etwa gehören Mumps, Pertussis – also Keuchhusten – und Röteln erst seit März 2013 zur Liste der meldepflichtigen Erkrankungen.

    Seit einigen Jahren sind zunehmend Jugendliche und Erwachsene von den vermeintlichen Kinderkrankheiten betroffen: In Europa traten dem ECDC zufolge 2010 die meisten Mumpsfälle bei den 15- bis 24-Jährigen auf. Bei Pertussiserkrankungen lag in Deutschland das Durchschnittsalter 1995 noch bei 15 Jahren, heute bei 42 Jahren. Ähnliche Entwicklungen sind bei den Masern- und Rötelninfektionen zu beobachten. Die meisten Betroffenen sind nicht oder unvollständig geimpft: Sie erhielten in der Kindheit nicht alle notwendigen Impfdosen oder die Impfung wurde nicht aufgefrischt.

    Zwar verlaufen die Erkrankungen oft harmlos. Doch je älter Betroffene sind, desto höher ist das Risiko komplizierter Verläufe. So kann eine Maserninfektion unter anderem Lungen- und Gehirnhautentzündungen zur Folge haben. Eine Mumpserkrankung geht bei rund einem Drittel der erwachsenen Männern mit einer Hodenentzündung einher.

    "Sehr problematisch ist zudem, dass von Erkrankten eine Gefahr für noch nicht geimpfte Säuglinge ausgeht, wenn sich diese bei ihnen anstecken", erklärt Jelinek. Eine Infektion mit Pertussiserregern kann bei Babys zu lebensbedrohlichen Atemstillständen führen.

    Pertussis: Erwachsene einmalig impfen

    Die reisemedizinische Beratung sollte stets genutzt werden, um den Impfstatuts zu prüfen und auch Standardimpfungen aufzufrischen, empfiehlt das CRM Centrum für Reisemedizin. Wegen der Zunahme der Masernfälle bei Jugendlichen und Erwachsenen empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) eine Masernimpfung auch nach 1970 geborenen Personen, wenn sie in der Kindheit nicht oder nur einmal geimpft wurden. Der heutzutage verwendete Dreifachimpfstoff bietet zusätzlich den Immunschutz gegen Mumps und Röteln. Bei Pertussis gilt: Auch wer im Kindesalter geimpft wurde, sollte sich als Erwachsener einmalig gegen Keuchhusten impfen lassen. Die nächste Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphterie, die alle 10 Jahre empfohlen ist, sollte als Kombinationsimpfung, die auch eine Keuchhustenkomponente enthält, verabreicht werden.

    Quelle: Pressemitteilung CRM Centrum für Reisemedizin, 24.10.2013


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