Die Nationale Kohorte, kurz NAKO, ist ein großes Projekt für die Radiologie in Deutschland.
Der diesjährige Röntgenkongress nimmt sich des Themas an und widmet sich der NAKO
in einer Session.
PD Dr. Fabian Bamberg
Was genau bedeutet die Nationale Kohorte für die Radiologie?
Die Nationale Kohorte ist eine einmalige Gelegenheit für unser Fach! Sie ist die größte
Kohortenstudie, in der die Bildgebung zentral implementiert ist. In Kohortenstudien
werden Testpersonen über einen langen Zeitraum beobachtet und untersucht. Die NAKO
wird insgesamt 30.000 Teilnehmer – von insgesamt 200.000 – mit der Ganzkörper-MRT
an fünf Standorten in Deutschland untersuchen. Wir hoffen auf neue Erkenntnisse zu
Risikomarkern und zur Verteilung von subklinischen Erkrankungen. Und wir Radiologen
haben die Aufgabe, die 30.000 Testpersonen im MRT sehr genau zu charakterisieren.
Also: viel Arbeit über die nächsten Jahre, aber eine tolle Möglichkeit unser Fach
wissenschaftlich zu vertiefen!
Wie können Radiologen bei der Nationalen Kohorte mitwirken?
Nach der Session auf dem Röntgenkongress gibt es noch ein kollegiales, formloses Zusammenkommen,
bei dem auch die Vertreter von großen Kohortenstudien dabei sein werden. Dabei können
wir Fragen und Kollaborationen abstimmen. Die Studie ist enorm wichtig für unser Fach,
und der große Vorteil der NAKO ist vor allem die Menge an Daten, die durch sie generiert
wird. Und das wird Deutschland als Wissenschaftsstandort voranbringen. Wir hoffen
außerdem, viele jüngere Kollegen in das Projekt einzubinden, um die Chance, die die
Nationale Kohorte bietet, auch wirklich nutzen zu können! Die generierten Daten werden
noch Generationen von biomedizinisch orientierten Wissenschaftlern beschäftigen.
Der 30. Mai ist der „Forschungsfreitag“ des RöKo. Die NAKO ist in die Session „Evidenzbasierte
Radiologie: Population-based Imaging“ eingebettet. Was ist das: evidenzbasierte Radiologie?
Die evidenzbasierte Radiologie wird immer wichtiger für die klinische und akademische
Arbeit und damit für das gesamte Fach der Radiologie. Deshalb ist sie auch gerade
für den wissenschaftlichen Nachwuchs so relevant. Der Begriff bezieht sich auf ein
organübergreifendes Thema in der Radiologie. Es geht darum, die Effektivität und Wirksamkeit
unserer Verfahren nachzuweisen und diese dann bei verschiedenen Patientengruppen gezielt
und begründet einzusetzen. Ein solcher evidenzbasierter Nachweis der Wirksamkeit und
Effektivität neuer Verfahren wird auch zunehmend von den Kostenträgern im Gesundheitswesen
gefordert.
Welche Vorträge gibt es in dieser Session?
Diese Session ist wirklich spannend: Wir haben vorneweg gleich eine Keynote-Lecture,
in der uns Professor Gabriel Krestin aus Rotterdam – einer der Begründer der evidenzbasierten
und populationsbasierten Radiologie – einen Gesamtüberblick darüber gibt, was wir
mit der Bildgebung in diesem Bereich erreichen können. Außerdem haben wir Vertreter
der großen Kohortenstudien, die von ihren Studien berichten werden: von der Rotterdam-Studie,
die eine der führenden Bildgebungsstudien weltweit ist, von der Heinz -Nixdorf-RECALL-Studie
aus Essen und von der SHIP-Studie aus Greifswald und eben von der Nationalen Kohorte.
Der NAKO werden wir die UK-Biobank, eine ähnlich angelegte Initiative in Großbritannien,
gegenüberstellen, zu der Paul Matthews sprechen wird. Alles in allem also eine interessante
Mischung in dieser Session!
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview zum Anhören:
https://soundcloud.com/radiocast/interview-mit-fabian-bamberg