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DOI: 10.1055/s-0034-1369612
Multimodality Imaging of hepatic PEComa – Multimodale Bildgebung von hepatischen PEComen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
19. Februar 2015 (online)
- Einleitung
- Klinik
- Genetik und Pathogenese
- Differenzialdiagnostik
- Bildgebung
- Therapie
- Zusammenfassung
Einleitung
Bei „Perivaskulären epithelioiden Zell-Tumoren“ (PEComen) handelt es sich um seltene mesenchymale Tumoren, ausgehend vom perivaskulären, glattmuskulären Zellen mit epitheloidem Ursprung [Kanazawa A et al. World J Surg Oncol 2014; 12: 12]. Die genaue Ätiologie von PEComen ist nicht vollständig bekannt, jedoch ist eine Assoziation mit Tuberöser Sklerose (TS) bekannt. Sie sind der Familie der mesenchymalen Neoplasien zuzuordnen. Zu den Unterformen der PECome gehören u. a. Angiomyolipome, Lymphangioleiomyomatose (LAM), sowie PEComa-NOS und klarzellige pulmonale Tumoren (CCST) [Ameurtesse H et al. Diagn Pathol 2014; 9: 149]. Die WHO definiert PECome als “mesenchymale Tumoren, histologisch und immunhistochemisch aus perivaskulären epitheloiden Zellen bestehend” [Celik H et al. Turk Patoloji Derg 2014: 1–5]. Die Tumoren leiten sich aus perivakulären Zellen und Zellen von Gefäßwänden ab. Die Primärlokalisationen können vielfältig sein und von Retroperitoneum, inneren Genitalien (u. a. Endometrium, Cevix, Vagina) über Lunge, Niere oder Gastrointestinaltrakt ausgehen. Primärmanifestationen der Leber sind eine Rarität und nur vereinzelt in der Literatur beschrieben, die 1. davon 2000 von Yamasaki et al. [Histopathology 2000; 36: 451–456].
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Klinik
Klinisch handelt es sich bei PEComen oftmals um Zufallsbefunde. Die Patienten sind in der Regel asymptomatisch, die Laborparamter einschließlich der Leberwerte und Tumormarker (wie z. B. Alpha-Fetoprotein) unauffällig. Bei Manifestationen der Leber ist eine Oberbauchbetonte Schmerzsymptomatik möglich. Eine krankheitsspezifische Stadieneinteilung für PECome gibt es aktuell nicht, die klinisch verwendete Einteilung orientiert sich an der Einteilung der Weichgewebssarkome. Eine Metastasierung ist bei einem malignen Verlauf möglich und kann Lymphknoten, Lunge und Knochen betreffen.
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Genetik und Pathogenese
Eine Assoziation mit TSC und damit verbundenen Angiomyolipomen liegt laut Literatur bei 6–9%. Eine gemeinsame Inaktivierung der beiden Tumorsuppressorgene TSC 1 und TSC 2 bei TS ist als möglicher Zwischenschritt zur Entwicklung von PEComen bewiesen [Folpe AL, Kwiatkowski DJ. Hum Pathol 2010; 41: 1–15]. Diese Proteine regeln die Aktivität der mTOR-Kinase, sodass ein Verlust beider Tumorsuppressorgene zu einer unregulierten Aktivierung führt. Therapieansätze mit mTOR-Inhibitoren wie Sirolismus oder Temsirolimus zeigen bei einigen Patienten mit hepatischen Manifestationen eine partielle Remission [Bergamo F et al. World J Surg Oncol 2014; 12: 46].
Meist wird die abschließende Diagnose nach histologischer Aufarbeitung durch bioptische Sicherung mittels Feinnadelbiopsie oder Laporoskopie gestellt. Wegweisend ist, dass es immunhistochemisch zu einer Koexpression von melanozytären (HMB-45 und / oder melan-A) und glatten Muskelzellmarkern (Actin und / oder Desmin) kommt ([Abb. 1]). In den meisten Fällen sind PECome gegenüber Melanomen und klarzelligen Sarkomen aufgrund ihrer starken S-100 Expression und ihren Muskelzellmarkern sicher abgrenzbar. Histologisch müssen gastrointestinale Strumatumoren (GIST) abgegrenzt werden, die ebenfalls ein spindelzelliges und epithelioides Erscheinungsbild zeigen können. Eine Abgrenzung gegenüber Angiomyolipomen ist durch die fehlenden Fettzellen (Adipozyten) möglichen.


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Differenzialdiagnostik
Differenzialdiagnostische Abwägungen sind meist schwierig. Aufgrund der Seltenheit werden PECome meist nicht bei Raumforderungen der Leber bedacht. Es werden meist zunächst lebereigne Tumoren wie z. B. ein hepatozelluläres Karzinom, aber auch fokal noduläre Hyperplasien (FNH) in Betracht gezogen. Bei einer abweichenden Bildgebung einer solitäten Leberraumfordeurng in mehrerer Modalitäten muss immer an ein mögliches PECom gedacht werden. Hierbei ist auf die fehlenden Stigmata der Leberzirrhose bei PEComen zu achten. Ferner muss bei der bildmorphologisch starken Vaskularisierung immer eine Metastase eines malignen Melanoms bedacht werden.
Ist die Diagnose eines PEComs gesichert, empfehlen Folpe et al. eine Klassifizierung in gutartig, potenziell maligne und maligne [Am J Surg Pathol 2005; 29: 1558–1575]. Als Kriterien für eine maligne Genese werden Tumorgröße (> 5 cm), eine hohe Mitoserate (1/50 hpf (high power field)), Nekrosen, erhöhte Zellkernzahl und invasives Wachstum genannt, jedoch sind diese Kriterien nicht auf jede Manifestationsform anwendbar. Es sind keine diagnostisch wegweisenden Blutbildveränderungen oder Tumormarker bekannt.
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Bildgebung
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Bildgebung von PEComen, die sich allesamt gegenseitig ergänzen. Meist sind PECome perivaskulär angeordnet mit radiären Ausläufern zu und um die anliegenden Gefäße. Meist findet die Primärdiagnostik mittels Sonografie statt, aufgrund des hohen Verbreitungsgrads und der einfachen Verfügbarkeit. Hier imponiert der Tumor als inhomogene, echoarme bis isoechogene Raumforderung mit teils unscharf abgrenzbarem Randsaum ([Abb. 2 a]). Die Dopplersonografie zeigt eine starke randliche Vaskularisierung. In der kontrastverstärken Sonografie (CEUS) zeigen PECome eine deutliche Gefäßmehrzeichung radiär betont mit einem raschen früharteriellen Anfluten und einer schnellen venösen Drainage ([Abb. 2 b]).
In der Computertomografie, die sich meist als diagnostische Maßnahme anschließt, imponieren PECome als hypodense, randlich arterialisierte Läsionen ([Abb. 3]). Generell ist eine deutliche Arterialiserung der PEComs zu erkennen ([Abb. 4]). Die Abgrenzung zum restlichen Lebergewebe ist scharf abgrenzbar. Die Perfusions-CT zeigt die deutliche Hypervaskularisierung von PEComen mit einer ausschließlich arteriellen Versorgung ([Abb. 5]).








In der MRT-Untersuchung kommen PECome hypointens in der T1-Wichtung ([Abb. 6a]) und stark hyperintens in der T2-Wichtung zur Darstellung ([Abb. 6b]). Eine out-of-phase-Wichtung ist nicht wegweisend, aufgrund des geringen Fettanteils des Tumors, sodass es zu keiner signifikanten Änderung kommt. Dies ist diagnostisch relevant, da so eine Abgrenzung zu möglichen Angiomyolipomen möglich ist. Es zeigt sich wie in der Sonografie und der kontrastangehobenen CT eine randliche Hyperperfusion. In der funktionellen Bildgebung der diffusionsgewichteten Sequenzen zeigt sich eine unterschiedlich stark ausgeprägte Diffusionseinschränkung ([Abb. 7], [8]) in Abhängigkeit von dem histologischen Subtyp der vorliegt, sodass ein großes Spektrum an Variabilität vorliegt ([Abb. 9], [10]). Die PECome nehmen kein hepatospezifisches Kontrastmittel auf und sind dadurch sicher gegenüber einer möglichen FNH abgrenzbar ([Abb. 11]). In einzelnen Fallberichten ist keine Traceranreicherung in der 18F–FDG-PET / CT bei PEComen beschrieben.












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Therapie
Ein Großteil der PECome zeigt einen milden Verlauf. Maligne Verläufe sind bekannt mit invasivem Wachstum und möglicher Fernmetastasierung. Ein dezidiertes Therapieverfahren bei hepatischen PEComen ist nicht festgelegt, eine operative Therapie wird bevorzugt aufgrund des Risikos einer malignen Entartung. Vor allem bei großen hepatischen Manifestationen ist ein tumorfreier Absetzungsrand relevant. Insgesamt sind Lokalrezidive möglich, jedoch ebenfalls selten. Neoadjuvante Radiochemotherapie ist von therapeutischem Nutzen, kann jedoch alleine kein vollständiges Therapieansprechen erzielen. Erste Therapieansätze mit mTOR-Inhibitoren zeigen bei einigen Patienten mit hepatischen Manifestationen eine partielle Remission.
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Zusammenfassung
PECome sind eine Seltenheit, insbesondere die hepatischen Primärmanifestationen. Die Diagnose kann unter Berücksichtigung multimodaler Bildgebung sichergestellt werden und ist bei solitären Lebertumoren zu berücksichtigen. Die Therapie der Wahl stellt bei der Gefahr einer Entartung ein chirurgisches Vorgehen dar. Es gibt erste Therapieansätze mit mTOR-Inhibitoren bei einigen Patienten mit hepatischen Manifestationen.
C. Kloth, B. Boozari, H. Bösmüller, M. Haap, M. Horger; Tübingen
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