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DOI: 10.1055/s-0034-1370243
55-jährige Patientin mit unklarem Hautbefund
55-year old woman with unclear skin findingWas sehen Sie?
Eine 55-jährige Frau stellt sich nach einer 3-wöchigen Urlaubsreise mit Strandaufenthalt in Mittelamerika wegen eines juckenden Hautausschlages am rechten Fuß vor (Abb. [ 1 ]). Die Reiseanamnese und der inspektorische Befund legen einen Verdacht nahe.
Die körperliche Untersuchung ergibt einen pathologischen Befund.
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Welcher ist das?
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Erlaubt dieser Befund eine (Blick-)Diagnose?
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Wenn ja, welche?
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Sind Differenzialdiagnosen möglich?
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Wenn ja, welche?
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Welche Therapieoptionen gibt es?
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Schlüsselwörter
Larva migrans cutanea - Creeping eruption - kutane Helmintheninfektion - Albendazol - IvermectinKeywords
cutaneous larva migrans - creeping eruption - cutaneous helminth infection - albendazole - ivermectinAuflösung
Befunde
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zwei ca. 2 mm große rötliche Papeln (*) mit angrenzendem serpiginösem Erythem und leicht erhabenem Gangsystem („creeping eruption“, **); in der Umgebung mehrere vesikulobullöse Areale (***)
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Diagnose
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Larva migrans cutanea (CLM)
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Differenzialdiagnosen
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tierpathogene Nematodenlarven
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Strongyloidiasis (Larva currens bzw. „running larva“)
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Gnathostoma
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Loa loa
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Scabies
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Myiasis
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Therapieoptionen
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Albendazol (400 mg per os als Einmalgabe)
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Ivermectin (200 µg/kg Körpergewicht per os als Einmalgabe)
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Erläuterung
Kutane Infektionen mit Larven von Hunde- oder Katzenhakenwürmern (Ancylostoma caninum bzw. A. braziliensis) sind auf die Cutis beschränkt, verursachen jedoch eine ausgeprägte Lokalreaktion. Der Mensch ist Fehlwirt. Die Erkrankung ist selbstlimitierend [1] [2] [5]. Larven von humanpathogenen Helminthen entwickeln sich rasch weiter und verlassen die Cutis. Die Lokalreaktion ist dann deutlich milder [1]. Die Larva migrans cutanea (CLM) ist nahezu weltweit verbreitet, kommt jedoch bevorzugt in Tropen und Subtropen vor. Die Prävalenz wird für Brasilien mit 4 % angegeben [2]. In Industrieländern wird CLM hauptsächlich bei Reisenden nach Aufenthalt in den Tropen beobachtet [2]. Wegen des ausgeprägten und anhaltenden Juckreizes, der psychischen Belastung durch einen Parasitenbefall und der Gefahr einer möglichen Superinfektion sollte eine Therapie erfolgen [5]. Albendazol und Ivermectin werden enteral gut resorbiert. Die Bioverfügbarkeit von Mebendazol ist dagegen nach oraler Aufnahme niedrig (first-pass-effect) [4]. Daher ist die Therapie der CLM mit Mebendazol der Behandlung mit Ivermectin oder Albendazol unterlegen. Die Einmalgabe von Ivermectin (200 µg/kg Körpergewicht per os) ist effektiver als die einmalige Anwendung von Albendazol (400 mg per os) [2]. Wird Albendazol über 5–7 Tage angewendet, heilt die CLM in 92–100 % aus [2]. Die Patienten müssen im klinischen Alltag darüber aufgeklärt werden, dass weder Ivermectin noch Albendazol für die Therapie der CLM in Deutschland zugelassen sind (off label use) [5]. Außerdem steht Ivermectin in Deutschland nur als Re-Import zur Verfügung und ist damit nicht unmittelbar anwendbar [5]. Bei hohem Leidensdruck der Patienten (Juckreiz, Schlafstörungen) ist deshalb ein unmittelbarer Therapieversuch mit Albendazol 400 mg per os gerechtfertigt. In unserem Fall war der Juckreiz innerhalb von 2 Tagen nach der antiparasitären Therapie abgeklungen. Das Exanthem heilte innerhalb von 5 Wochen folgenlos ab.
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Literatur
- 1 Löscher T, Burchard GD. Larvale Nematodeninfektionen. In: Löscher T, Burchard GD, Hrsg. Tropenmedizin in Klinik und Praxis. 4.Aufl. Stuttgart: Thieme; 2010: 790-802
- 2 Feldmeier H, Schuster A. Mini review: Hookworm-related cutaneous larva migrans. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 2012; 31: 915-918
- 3 Meyer GC. Larva migrans cutanea. In: Meyer GC. Tropenmedizin. 2. Aufl. Landsberg: ecomed Medizin; 2007: 276-277
- 4 Dawson M, Braithwaite PA, Roberts MS et al. The pharmacokinetics and bioavailability of a tracer dose of [3H]-mebendazole in man. Br J Clin Pharmacol 1985; 19: 79-86
- 5 Sunderkötter C, von Stebut E, Schöfer H, Mempel H, Reinel D, Wolf G, Meyer V, Nast A, Burchard GD. Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der kutanen Larva migrans (Creeping disease). http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-087l_S1_Diagnostik_Therapie_kutane_Larva_migrans_2013-11.pdf (letzter Zugriff: 04.07.2014)
Korrespondenz
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Literatur
- 1 Löscher T, Burchard GD. Larvale Nematodeninfektionen. In: Löscher T, Burchard GD, Hrsg. Tropenmedizin in Klinik und Praxis. 4.Aufl. Stuttgart: Thieme; 2010: 790-802
- 2 Feldmeier H, Schuster A. Mini review: Hookworm-related cutaneous larva migrans. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 2012; 31: 915-918
- 3 Meyer GC. Larva migrans cutanea. In: Meyer GC. Tropenmedizin. 2. Aufl. Landsberg: ecomed Medizin; 2007: 276-277
- 4 Dawson M, Braithwaite PA, Roberts MS et al. The pharmacokinetics and bioavailability of a tracer dose of [3H]-mebendazole in man. Br J Clin Pharmacol 1985; 19: 79-86
- 5 Sunderkötter C, von Stebut E, Schöfer H, Mempel H, Reinel D, Wolf G, Meyer V, Nast A, Burchard GD. Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der kutanen Larva migrans (Creeping disease). http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-087l_S1_Diagnostik_Therapie_kutane_Larva_migrans_2013-11.pdf (letzter Zugriff: 04.07.2014)