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DOI: 10.1055/s-0034-1370736
Flaviviren in verschiedenen Regionen erstmals aufgetreten – Breitet sich das Zika-Virus aus?
Publication History
Publication Date:
26 February 2014 (online)
Im vergangenen Jahr wurden aus verschiedenen Regionen weltweit erstmals importierte Fälle von Zika-Virus-Infektionen gemeldet, einer ehemals auf Afrika und Asien beschränkten Erkrankung. So gab es Ende November 2013 den ersten europäischen Fall. Betroffen war ein deutscher Tourist, der sich während einer Rundreise durch den Süden Thailands infiziert hatte. Bereits im Februar 2013 war der erste kanadische Fall aufgetreten, ebenfalls nach einem Urlaub in Südthailand.
Relativ milde Erkrankungen
Bei dem Zika-Virus handelt es sich um ein Flavivirus, welches in der Regel deutlich mildere Erkrankungen hervorruft als die nahe verwandten Dengue- und West-Nil-Viren. Zu den Symptomen zählen Hautausschläge, Konjunktivitis und Gelenkschmerzen sowie Fieber und gelegentlich Muskel- oder Kopfschmerzen, Durchfall und Erbrechen. Meist klingen diese Symptome innerhalb einer Woche wieder ab.
Das Virus wurde erstmals 1947 bei Rhesusaffen aus dem ugandischen Zika Forest beschrieben. In den folgenden Jahrzehnten wurden auch erste humane Infektionen festgestellt, diese beschränkten sich jedoch bis zum Jahr 2007 auf Afrika und Asien. Dann kam es auf den mikronesischen Yap-Inseln zu einem Ausbruch mit etwa 100 bestätigten Fällen.
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Epidemie in Französisch-Polynesien
Derzeit grassiert das Zika-Virus außerdem in Französisch-Polynesien. Anscheinend sind alle Inselgruppen und so gut wie jede Insel dieses französischen Überseegebiets im Südpazifik betroffen. Die Epidemie scheint sich dabei insgesamt, insbesondere jedoch auf den Leeward- und den Austral-Inseln, noch auszuweiten. Auf anderen Inselgruppen stabilisieren sich die Fallzahlen derzeit. Erste Fälle wurden bereits nach Japan und Neukaledonien exportiert.
In den letzten 2,5 Monaten des Jahres 2013 wurden in Französisch-Polynesien 6630 Verdachtsfälle gemeldet. Von den 500 labordiagnostisch untersuchten Fällen konnte bei 233 das Zika-Virus durch eine RT-PCR bestätigt werden. Nicht alle Arztbesuche werden auch von dem Meldesystem erfasst. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 20 000 Menschen mit dem Zika-Virus entsprechenden Symptomen medizinische Hilfe aufgesucht haben. Aufgrund des in der Regel relativ milden, selbstlimitierenden Krankheitsverlaufs vermutet man, dass die Zahl der tatsächlich Erkrankten jedoch deutlich höher ist.
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Ursache für schwere Verläufe noch nicht bewiesen
Bisher wurden bei dem Ausbruch in Französisch-Polynesien allerdings auch 56 schwerere Krankheitsverläufe gemeldet. Bei diesen kam es entweder zu neurologischen Komplikationen oder zu Autoimmunerkrankungen. Mit 32 Fällen war das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) unter diesen schwereren Verläufen das häufigste Krankheitsbild. Dies sind ungewöhnlich viele GBS-Fälle für einen Zeitraum von nur 2 Monaten. Normalerweise werden in Französisch-Polynesien jährlich lediglich 3 bis 4 solcher Fälle gemeldet. Elf der Betroffenen benötigten eine Behandlung auf einer Intensivstation und 7 mussten künstlich beatmet werden. Todesfälle traten nicht auf. Bei keinem der GBS-Fälle konnte bisher eindeutig bewiesen werden, dass das Zika-Virus die Erkrankung hervorgerufen hat. Alle Betroffenen litten jedoch vor Ausbruch der Krankheit unter einer viralen Infektion mit dem Zika-Virus entsprechenden Symptomen.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan
Quelle: promed
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