Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2014; 21(01): 6
DOI: 10.1055/s-0034-1370738
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Todesfälle und schwere Erkrankungen im Osten Madagaskars – Vergiftung durch Haifleisch

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Publikationsdatum:
26. Februar 2014 (online)

 

    Ende vergangenen Jahres erkrankten an der Ostküste Madagaskars mehrere Dutzend Menschen an einer schweren Lebensmittelvergiftung, nachdem sie das Fleisch eines Hais verzehrt hatten. Mindestens 4 Menschen verstarben. Dreizehn weitere Personen befanden sich auch 4 Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome noch in Lebensgefahr, 10 von ihnen lagen im Koma. Aktuellere Informationen über den Ausgang dieser Erkrankungen liegen derzeit leider nicht vor.

    Der Vorfall ereignete sich in einem Dorf nahe der Stadt Fenoarivo Atsinanana (Fénérive-Est), einem der beliebtesten Badeorte des Landes. Ein Fischer hatte das 120 kg schwere Tier auf einem kleinen Markt verkauft. Um welche Haiart es sich handelte, ist unbekannt.

    Selten vorkommende Vergiftung

    Der Verzehr von Haien ist nichts Ungewöhnliches und gilt in der Regel als sicher (einzige Ausnahme: Der Grönlandhai, hier ist eine spezielle Zubereitung nötig, um eine Trimethylaminvergiftung zu vermeiden). Ansonsten wird höchstens gelegentlich von einer Quecksilberanreicherung im Haifischfleisch berichtet.

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    (Bild: ccvision)

    Lediglich im Jahr 1993 scheint es bereits einmal ein dem aktuellen Vorfall ähnliches Ereignis gegeben zu haben. Damals waren in Manakara, einem Ort an der Südostküste Madagaskars, je nach Quelle zwischen 200 und 500 Menschen erkrankt. Fünf bis 10 Stunden nach dem Verzehr des Fleisches eines Bullenhaies (Carcharhinus leucas, auch Stier-, Sambesi- oder Gemeiner Grundhai genannt), traten die ersten Symptome auf. Es handelte sich dabei so gut wie ausschließlich um neurologische Beschwerden, allen voran eine andauernde, schwere Ataxie. Gastrointestinale Symptome waren selten. Etwa 20 bis 30 % derer, die von dem Hai gegessen hatten, verstarben an den Folgen der Vergiftung. Aus der Leber des Hais konnten 2 fettlösliche Giftstoffe isoliert werden, die in Anlehnung an den Hainamen Carchatoxin-A und Carchatoxin-B genannt wurden. Ob diese Gifte aber auch für die Erkrankungen im aktuellen Fall verantwortlich sind, ist derzeit nicht zu beurteilen.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quellen: promed; Botana LM, ed. Seafood and Freshwater Toxins: Pharmacology, Physiology, and Detection. 2nd ed. New York, Basel: CRC Press; 2000


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    (Bild: ccvision)