Aktuelle Dermatologie 2014; 40(03): 68
DOI: 10.1055/s-0034-1371436
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psoriasis – Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen überschätzt?

Contributor(s):
Friederike Klein
Dowlatshahi EA et al.
J Invest Dermatol 2013;
133: 2347-2354
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Publication History

Publication Date:
10 March 2014 (online)

 
 

In den letzten Jahren wurde eine Psoriasis immer wieder mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen in Verbindung gebracht. Einen Gegenbeweis haben jetzt E. A. Dowlatshahi et al. mit Daten aus einer populationsbasierten Studie aus Holland geliefert.
J Invest Dermatol 2013; 133: 2347–2354

Die Rotterdam-Studie ist eine populationsbasierte Studie mit einer Beobachtungszeit von derzeit 11 Jahren. Ein wesentlicher Schwerpunkte der Studie ist die kardiovaskuläre Gesundheit. Alle 4 Jahre unterzogen sich die Teilnehmer aus dem Raum Rotterdam – ob mit oder ohne Psoriasisdiagnose – denselben Untersuchungen. Dabei wurde Wert auf die Berücksichtigung besonders harter Endpunkte wie Myokardinfarkt und im CT gesicherter Schlaganfall gelegt.

Patienten, die möglicherweise an Psoriasis leiden, wurden zunächst durch die Codierung in Patientenakten und entsprechende Medikamentierung identifiziert. Von ihnen wiesen 262 Patienten eine durch einen Arzt bestätigte Psoriasis auf und wurden für die vorliegende Studie beobachtet. 24 % von dieser Patienten hatten als Zeichen einer schwereren Erkrankung bereits eine systemische oder UV-Therapie erhalten. 8009 Teilnehmer der Studie ohne Psoriasis dienten als Kontrollen. Patienten mit Psoriasis unterschieden sich von den Kontrollpersonen: Sie waren im Mittel jünger, rauchten häufiger, hatten einen höheren diastolischen Blutdruck und einen höheren Body Mass Index.

Kein Hinweis auf ein hohes kardiovaskuläres Risiko

Adjustiert für diese Faktoren unterschied sich die Intima-media-Dicke der Carotis (1,02 ± 0,18 mm) als Arteriosklerose-Zeichen bei Psoriasis nicht von der in der Vergleichsgruppe (1,02 ± 0,16 mm). Auch andere kardiovaskuläre Parameter zur Risikoabschätzung wie der Knöchel-Arm-Index, die Pulswellengeschwindigkeit und der Kalziumwert der Koronararterien waren in beiden Gruppen vergleichbar. Zudem war das Risiko einer inzidenten kardiovaskulären Erkrankung (Myokardinfarkt, tödliches Koronarereignis, im CT gesicherter Schlaganfall und Herzinsuffizienz) in der Gruppe der Patienten mit Psoriasis nicht erhöht, sondern tendenziell sogar eher erniedrigt (adjustierte Hazard ratio [HR] 0,73, 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,50–1,06). Ähnliche Ergebnisse ergaben sich auch für die einzelnen kardiovaskulären Endpunkte. Die, wenn auch nicht statistisch signifikant, eher einen protektiven Effekt als ein hohes kardiovaskuläres Risiko nahelegen, so die Autoren. Die Gründe hierfür sind unklar.

Fazit

Auf Populationsebene geht eine Psoriasis, die bei der Mehrzahl der Patienten eher mild ausgeprägt ist, nicht mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher. Die Autoren regen an, eine prospektive Studie mit Patienten mit unterschiedlichem Psoriasis-Schweregrad zu initiieren, um das tatsächliche kardiovaskuläre Risiko zu untersuchen.


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