Ok E, Asci G, Toz H et al.
Turkish Online Haemodiafi ltration Study. Mortality and cardiovascular events in online haemodiafi ltration (OL-HDF) compared with high-fl ux dialysis: results from the Turikish OL-HDF Study.
Nephrol Dial Transplant 2013;
28: 192-202
Quelle: Ok E, Asci G, Toz H et al.; Turkish Online Haemodiafiltration Study. Mortality and cardiovascular events in online haemodiafiltration (OL-HDF) compared with high-flux dialysis: results from the Turikish OL-HDF Study. Nephrol Dial Transplant 2013: 28: 192–202
Thema: Ok et al. beschäftigten sich in der Turkish Online Haemodiafiltration Study mit dem Einfluss der Online-Hämodiafiltration (OL-HDF) auf die Giftstoffentfernung und auf die Morbidität und Mortalität von Langzeitdialysepatienten im Vergleich zur konventionellen High-Flux-Hämodialyse (HF-HD).
Projekt: Die türkische Studiengruppe untersuchte 782 Patienten, die 3-malig in der Woche eine Hämodialysetherapie benötigten. Die Patienten wurden im Verhältnis 1:1 zu einer konventionellen High-Flux-Dialyse zugeordnet oder bekamen eine intensivierte Online-Dialyse. Das mittlere Alter der Patienten lag bei 56,5 ± 13,9 Jahren. Die Patienten waren im Schnitt 57,9 ± 44,6 Monate an der Hämodialyse, wobei die Inzidenz des Diabetes bei 34,7 % lag. Der Beobachtungszeitraum umfasste 22,7 ± 10,9 Monate. Der primäre Endpunkt war das Auftreten eines Todesfalles aus jeglicher Ursache oder das Auftreten eines nicht fatalen kardiovaskulären Ereignisses. Die sekundären Endpunkte waren die kardiovaskuläre bzw. Gesamtmortalität, das Auftreten intradialytischer Komplikationen, Hospitalisierungen, die Änderung verschiedener Laborparameter bzw. auch die Nutzung von Medikamenten.
Ergebnisse: Das Filtrationsvolumen lag bei der OL-HDF bei 17,2 ± 1,3 l. Es zeigte sich beim primären Endpunkt kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen (OL-HDF 77,6 % eventfrei, HF-HD 74,8 % eventfrei). Auch bei den kardiovaskulären Ereignissen, der Gesamtmortalität, der Hospitalisierungsrate bzw. auch den hypotensiven Episoden gab es keinen signifikanten Unterschied. Patienten mit einem höheren Substituat von über 17,4 l pro Sitzung (n = 195 Patienten) zeigten aber ein erheblich verbessertes kardiovaskuläres wie auch Gesamtüberleben im Vergleich zur HF-HD-Gruppe. In einer durchgeführten COX-Regressionsanalyse zeigte sich für Patienten mit intensivierter OL-HDF eine Risikoreduktion von 46 % für die Gesamtmortalität (RR = 0,54; CI: 0,31–0,93; p = 0,02) und von 71 % für das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen (RR = 0,29; CI: 0,12–0,65; p = 0,003) im Vergleich zu HF-HD-Patienten.
Fazit: Prinzipiell zeigt sich bzgl. der Gesamt- und kardiovaskulären Mortalität zwischen HF-HD und OL-HDF kein Unterschied. In einer Post-hoc-Analyse zeigte sich eindeutig, dass die intensivierte OL-HDF mit Filtrationsanteil (> 17,4) für die Patienten einen deutlichen Vorteil aufweist.
Schlüsselwörter: Online-Hämodiafiltration – High-Flux-Hämodialyse – Mortalität – kardiovaskuläre Ereignisse – Vergleich
Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob eine intensivierte Dialysetherapie durch die Kombination von Hämofiltration und Hämodialyse unter Verwendung von High-Cutoff-Filtern zu einer Verbesserung der kardiovaskulären bzw. auch Gesamtmortalität führen kann. Die vorliegende Studie aus der Türkei ist dem in einer sehr großen Dialysepopulation von 782 untersuchten Patienten nachgegangen. Die Patienten waren alle schon länger an der Dialyse. Eigentlich gibt es keinen primären Unterschied. Erst in der Post-hoc-Analyse zeigte sich, dass gerade Patienten mit hohem Filtrationsumsatz doch von dem Verfahren in Bezug auf die Mortalität deutlich profitieren. Auch in der DOPPS[
1
] konnte gezeigt werden, dass hohe Flüssigkeitsumsätze bei der HDF vorteilhaft sind. In der CONTRAST[
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] [
1
] ergaben sich auch schon Hinweise, dass die HDF einen Vorteil für die Patienten haben könnte. Jedoch war die Studie nicht in der Lage, einen Überlebensvorteil bzw. eine Reduktion der Mortalität zu beobachten.
Zu bedenken in der vorliegenden Studie ist, dass es sich bei dem Patientenkollektiv um eine recht junge Population von Mitte 50 handelt. Inwiefern die Erkenntnisse auf eine deutsche Dialysepopulation übertragen werden können, bleibt fraglich. Eines erscheint auf jeden Fall evident: Die HDF mit hohen Flüssigkeitsvolumina scheint der konventionellen High-Flux-Hämodialyse oder auch der Hämofiltration überlegen zu sein. Technisch ist dies sicherlich aufwendiger, aber ggf. doch für die Behandlung von Dialysepatienten ein Vorteil.