Pneumologie 2014; 68(04): 236
DOI: 10.1055/s-0034-1373679
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anticholinergika und COPD – Tiotropium auch in geringer Dosierung sicher

Contributor(s):
Horst Gross
Wise RA et al.
N Engl J Med 2013;
369: 1491-501
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Publication History

Publication Date:
02 April 2014 (online)

 

    Entgegen der in der Literatur geäußerten Befürchtung besteht für Tiotropium auch in der Dosierung 5 μg per Inhalation mit dem Respimat kein erhöhtes Mortalitätsrisiko. Die Rate der Exazerbationen wird unter dieser Dosis ebenfalls nicht ungünstig beeinflusst. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler um R. A. Wise im Rahmen der TIOSPIR-Studie.
    N Engl J Med 2013; 369: 1491–501

    Im Rahmen einer post hoc Analyse war der Verdacht geäußert worden, dass das Anticholinergikum Tiotropium in geringer Dosierung (5 μg/die per Respimat) das Mortalitätsrisiko sowohl gegenüber Placebo, als auch gegenüber einer höheren Dosis potenziert. Zur Abklärung dieses Verdachtes war eine prospektive Studie initiiert worden, die explizit den Effekt dieser Tiotropiumdosis auf den Mortalitätsverlauf bei COPD-Patienten prüfte.Um der Studie genügend Aussagekraft zu geben, wurden 17 135 Patienten mit fortgeschrittener COPD und erhöhtem kardialem Risiko in die Untersuchung einbezogen. Randomisiert und doppelt-verblindet erhielten die 3 Dosisgruppen 2,5 μg, 5 μg und 18 μg Tiotropium pro Tag. Die Dosen 2,5 μg und 5 μg wurden per Respimat appliziert, die Höchstdosis von 18 μg mit dem HandiHaler. Die Studiendauer betrug im Mittel 2,3 Jahre. Das Mortalitätsrisiko und das Risiko einer COPD-Exazerbation bildeten die primären Studienendpunkte. Bei der Mortalitätsanalyse prüften die Autoren zusätzlich, ob kardiovaskuläre Ursachen vorlagen.

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    Basistherapie bei Patienten mit symptomatischer COPD sind sogenannte Bronchodilatatoren. Diese Medikamente verringern die Muskelspannung der Bronchien und führen so zu einer Erweiterung der Atemwege. (Bild: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Kopf, Hals und Neuroanatomie. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)

    Unter keiner Dosis kam es zu einer signifikanten Risikopotenzierung. In der Gruppe mit der geringsten Dosis (2,5 μg) waren 440, in der mittleren Dosisgruppe (5 μg) 423 und in der Höchstdosisgruppe (18 μg) 439 Patienten verstorben. Auch die Rate der COPD-Exazerbationen war mit 0,6 Ereignissen pro Patientenjahr in allen Dosisgruppen ebenfalls ohne deutliche Differenz. Die Rate der letalen, kardiovaskulären Komplikationen zeigte keinen dosistypischen Zusammenhang und bewegte sich in einer Größenordnung von 2 % pro Studiengruppe. Es dominierte das Symptom des „plötzlichen Herztodes".

    Fazit

    Die in Publikationen geäußerte Vermutung, dass Tiotropium in geringer Dosis ein erhöhtes Mortalitätsrisiko bei COPD-Patienten induziert, konnte nicht bestätigt werden. In Bezug auf Sicherheit und Effektivität zeigte sich in der Dosierungsspanne 2,5–18 μg in Kombination mit der typischen Applikationstechnik keine Auswirkung auf die Mortalität oder die Exazerbationsrate. Nach Meinung der Autoren kann nun davon ausgegangen werden, dass die Applikation von 5 μg Tiotropium per Respimat pro Tag keine dosisspezifischen Zusatzrisiken aufweist.


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    Basistherapie bei Patienten mit symptomatischer COPD sind sogenannte Bronchodilatatoren. Diese Medikamente verringern die Muskelspannung der Bronchien und führen so zu einer Erweiterung der Atemwege. (Bild: Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Kopf, Hals und Neuroanatomie. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)