Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in Ihrer beruflichen Praxis im Bereich Gesundheitssport und Sporttherapie sind Sie täglich auch mit
den Folgen des Sitzenden Lebensstils in unserer Gesellschaft konfrontiert und setzen sich dafür
ein, den möglichen Folgeerkrankungen entgegenzuwirken: Im Erwachsenenalter beispielsweise steigt
das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Schon im Kindes- und Jugendalter
ist mit gesundheitlichen Effekten eines Sitzenden Lebensstils zu rechnen. Diese reichen von
einem erhöhten Risiko für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen, über eine geringere Fitness
und motorische Leistungsfähigkeit bis hin zu einer verringerten Knochendichte und
intellektuellen Leistungsfähigkeit sowie zu häufigeren aggressiven Verhaltensweisen. Und
auch die WHO beschreibt den Sitzenden Lebensstil als einen erheblichen gesundheitlichen
Risikofaktor.
„Mehr Bewegung!“, lautet noch immer die einfache Lösung für diese Herausforderung. Grundsätzlich
sind Sport und Bewegung auch ein richtiger Weg – wir brauchen einen „Sog“ weg vom Sitzen hin zu
mehr Sitzunterbrechungen, Stehen, leichter Aktivität und anstrengender Aktivität (Sport). Diese
Verlagerung ist notwendig, denn der Ansatz, den Sitzenden Lebensstil allein durch z. B. eine
Stunde Sport in der Woche zu kompensieren, wird dem eigenständigen Risikofaktor Sitzen nicht
gerecht und wurde bisher in der Gesundheitsförderung und Übergewichtsprävention viel zu wenig
berücksichtigt.
Da Kinder in ihrer gesamten Lebenswelt – Zuhause, Kita, Schule, öffentlicher Raum – zum Sitzen
verleitet werden, können Maßnahmen gegen den Sitzenden Lebensstil ihre Wirkung nur entfalten,
wenn sie in den alltäglichen Routinen der Settings verankert werden. Und das funktioniert nur,
wenn die Maßnahmen nicht für die Verantwortlichen in den Settings, sondern gemeinsam mit ihnen
entwickelt werden.
Aus diesem Grund möchten wir Ihnen mit diesem Heft Anregungen dafür geben, wie Sie zum „Aufstehen“
einladen können, um damit in Ihrem persönlichen Wirkungsfeld dem Sitzenden Lebensstil etwas
entgegenzusetzen. Darüber hinaus erhalten Sie pointierte Informationen zum Thema, und wir zeigen
auf, wie sich die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen verändert hat. Ausführlich stellen wir
Ihnen die Ergebnisse und Inhalte unserer Fachtagung „Aufstehen! Mehr Bewegung und weniger Sitzen
im Alltag von Kindern“ vor, die die Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb) im
Februar 2014 in Frankfurt am Main ausgerichtet hat (S. 126–131). Des Weiteren informieren wir
Sie über das Engagement von peb gegen den Sitzenden Lebensstil und die Handlungsmöglichkeiten im
Sportverein. Nicht zuletzt möchten wir Sie dafür gewinnen, den „Aufruf! Aufstehen! Mehr Bewegung
und weniger Sitzen im Alltag von Kindern“ zu unterstützen und zu verbreiten. Den „Aufruf!“ sowie
weitere umfassende Informationen zum Sitzenden Lebensstil finden Sie unter www.pebonline.de.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre, und gemeinsam mit den anderen Verantwortlichen der
Plattform Ernährung und Bewegung hoffen wir, mit diesem Heft weitere Menschen zum Aufstehen zu
bewegen.
Ihre
Prof. Dr. Ulrike Ungerer-Röhrich
(Vorstandsvorsitzende peb)