Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(5): 326-335
DOI: 10.1055/s-0034-1376452
Fachwissen
Intensivmedizin Topthema:
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Medikamenteninteraktionen – In der Intensivmedizin

Drug interactions in intensive care medicine
Helena Peters
,
Samir G Sakka
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Publikationsdatum:
26. Mai 2014 (online)

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Zusammenfassung

Medikamenteninteraktionen sind ein häufiges Problem bei älteren multimorbiden Patienten, die eine Polymedikation aufweisen, denn mit der Anzahl der verordneten Medikamente steigt auch das Risiko für unerwünschte Wirkungen und Interaktionen zwischen Arzneimitteln.

Da an der Arzneimitteltherapie kritisch kranker Patienten medizinische und pharmazeutische Akteure beteiligt sind, wird es in den kommenden Jahren von entscheidender Bedeutung sein, diese als eine gemeinsameAufgabe zu begreifen. Von dieser Zusammenarbeit wird es abhängen, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen das optimale Ergebnis für den Patienten zu erzielen.

Grundsätzlich können Medikamenteninteraktionen auf pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Aspekten beruhen. Pharmakokinetische Medikamenten-interaktionen betreffen die Beeinflussung der Cytochrom-P450-Enzyme und der Transportproteine im Körper. Pharmakodynamische Interaktionen sind zum Beispiel als additive Effekte zu finden. Dazu zählt sehr häufig das additive Risiko der QT-Zeit-Verlängerung, wenn Substanzen kombiniert werden, die bereits alleine diese unerwünschte Wirkung hervorrufen können. Die Bedeutung beider Aspekte sollte bei der Medikation entsprechend berücksichtigt und ein möglicher negativer Einfluss vermieden werden.

Abstract

Drug-drug interactions are a common problem in elderly multi-morbid patients receiving polypharmacy. A high quantity of prescribed drugs is associated with an increase in the risk of adverse effects and drug-drug interactions. More and more medical and pharmaceutical stakeholders are involved in the drug therapy of critically ill patients. In the future it will be important to comprehend the medication as a common task. The patient will get the best therapy available, if the cooperation is successful. In general, drug interactions may be related to pharmacokinetic and pharmacodynamic aspects. Pharmacokinetic drug interactions concern the influence of the cytochrome P450 enzymes and transport proteins in the body. Pharmacodynamic interactions can be found, for example, as an additive effect of drugs which are combined. The relevance of both aspects must accordingly be considered and negative impact should be avoided.

Kernaussagen

  • Medikamenteninteraktionen werden in pharmakokinetische und pharmakodynamische Interaktionen unterteilt.

  • Pharmakokinetische Interaktionen spielen sich bei der Liberation, Resorption / Absorption, Distribution, Metabolisierung und Exkretion des Arzneimittels ab (LADME-Modell).

  • Bei der Resorption / Absorption ist die physikalisch-chemische Interaktion, z. B. in Form von Komplexbildung, und die Interaktion mit dem P-Glykoprotein wichtig.

  • Bei der Metabolisierung ist v. a. die Interaktion mit den verschiedenen CYP-Enzymen relevant. Das CYP3A4 ist in diesem Zusammenhang besonders bedeutend.

  • Pharmakodynamische Interaktionen äußern sich z. B. in additiven Reaktionen, wie sie z. B. bei der Kombination von mehreren QT-Zeit verlängernden Substanzen auftreten können.

Ergänzendes Material