Der Klinikarzt 2014; 43(05): 269
DOI: 10.1055/s-0034-1377115
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hepatische Enzephalopathie – L-Ornithin-L-Aspartat als evidenzbasierte Therapie der HE

Further Information

Publication History

Publication Date:
03 June 2014 (online)

 
 

Die hepatische Enzephalopathie (HE) ist eine Komplikation akuter oder chronischer Lebererkrankungen, die oft erst spät erkannt wird, aber therapeutisch gut beeinflussbar ist. Sie trete in unterschiedlichen Schweregraden häufig im Rahmen einer Zirrhose auf – sei aber in allen Stadien potenziell reversibel, wie Dr. Peter Buggisch, Hamburg, berichtete.

Neuropsychiatrische Symptome bleiben anfangs häufig unbemerkt

Wichtigster pathogenetischer Faktor ist eine Überladung des Blutkreislaufs und der Zerebrospinalflüssigkeit vor allem mit neurotoxischem Ammoniak, das in der geschädigten Leber nicht ausreichend eliminiert werden kann und ein Anschwellen der Astrozyten verursacht. „Auslösende Faktoren sind häufig iatrogen“ so Buggisch. Hochdosierte Antibiotika, Elektrolytstörungen oder Diätfehler mit Eiweißexzess können die Situation akut verschlechtern. Die Prognose ist mit einer 1-Jahresüberlebenswahrscheinlichkeit von 42 % schlecht.

Neuropsychiatrische Symptome blieben im Anfangsstadium häufig unbemerkt, so Buggisch. Wichtig für die Frühdiagnose seien daher fremdanamnestische Angaben hinsichtlich Wesensveränderungen, aggressiven oder passiven Verhaltens, Teilnahmslosigkeit oder beruflicher Schwierigkeiten der Patienten. Neben der Anamnese stehen psychomotorische Tests zur Verfügung – etwa Zahlenverbindungstests – sowie Laboruntersuchungen zur Erkennung auslösender Ursachen. Die Flimmerfrequenzmessung wird vor allem in klinischen Studien angewendet.


#

Aktivierung der körpereigenen Entgiftung als evidenzbasierte Therapie

Ziel einer spezifischen kausalen Therapie ist zum einen die Behebung auslösender Faktoren, zum anderen die Verminderung des Serum-Ammoniakspiegels. Dies erreicht man entweder über Verringerung der intestinalen Ammoniakentstehung mit Laktulose oder nicht resorbierbaren Antibiotika. Als evidenzbasierte Therapie steht daneben die Aktivierung der körpereigenen Entgiftung zur Verfügung. Einziger zugelassener Wirkstoff ist L-Ornithin-L-Aspartat (Hepa-Merz®), das die extraintestinale Ammoniak-Entgiftung über die Harnstoff- und Glutaminsynthese in der Leber sowie die Glutaminsynthese in der Muskulatur steigert und so die Hyperammonämie effektiv reduziert. In der Folge verbessern sich die HE-Graduierung, die kognitive und psychomotorische Leistungsfähigkeit sowie die Lebensqualität der Patienten. Die Vorteile der Behandlung mit L-Ornithin-L-Aspartat sind durch zahlreiche placebokontrollierte Doppelblindstudien nachgewiesen. Eine aktuelle Metaanalyse bestätigt erneut die Effektivität und Verträglichkeit des einzigartigen dualen Wirkansatzes des Präparats [ 1 ].

Eine Eiweißrestriktion sei auf Dauer kontraproduktiv, so Buggisch. Sie sollte nur vorübergehend über 3 Tage und nur in höheren HE-Stadien erfolgen, da sie sonst eine Katabolie fördert. Eine generelle Eiweißrestriktion werde nicht mehr empfohlen.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Symposium „Hepatische Enzephalopathie und Lebererkrankungen“, 120. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) am 26. April 2014 in Wiesbaden. Veranstalter: Merz Pharmaceuticals GmbH, Frankfurt.


#
#
  • Literatur

  • 1 Bai M et al. J Gastroenterol Hepatol 2013; 28: 783-792

  • Literatur

  • 1 Bai M et al. J Gastroenterol Hepatol 2013; 28: 783-792