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DOI: 10.1055/s-0034-1383470
Aktuelle Daten und Präventionsmöglichkeiten – Pneumokokkeninfektionen verhindern
Publication History
Publication Date:
23 June 2014 (online)
Das Risiko durch Pneumokokken werde unterschätzt, so das Fazit eines Symposiums auf dem Internistenkongress 2014: Vier Experten informierten in Wiesbaden über aktuelle Zahlen und neue Präventionsmöglichkeiten.
Wer ist gefährdet?
Prof. Dr. Cornel C. Sieber, Erlangen-Nürnberg, warnte insbesondere vor den Gefahren für ältere Menschen, die ein höheres Risiko haben, an einer durch Pneumokokken hervorgerufen Erkrankung zu sterben. Mit den Folgen einer Infektion haben Ältere außerdem häufig lange zu kämpfen, manchmal ist ihre Gesundheit dadurch sogar dauerhaft geschädigt. Wichtig sei, ältere Menschen vor diesem Risiko – und insbesondere dem „tödlichen Duo Pneumokokken + Influenza“ – zu schützen und bei ihnen künftig die Pneumokokken- mit der Influenzaimpfung zu kombinieren. Die verminderte Impfantwort älterer Menschen spreche nicht dagegen: „Auch bei verminderter Impfantwort kommt es zu einer ganz massiven Reduktion der Mortalität durch die Pneumokokkenimpfung“, betonte Sieber.
Prof. Dr. Ulrich Baumann, Hannover, informierte über die hohen Letalitätsraten von kleinen Kindern und Vorerkrankten: Insbesondere Menschen mit HIV, chronischen Lebererkrankungen, chronischen Atemwegserkrankungen, Diabetes mellitus und kardiovaskulären Erkrankungen sowie Immunsupprimierte gehören dazu. Sie hätten nicht nur ein erhöhtes Risiko zu erkranken, sondern auch ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Deshalb seien sie besonders zu schützen. „Es gibt kein Alter und keine Vorerkrankung, in dem die Impfung schädlich wäre“, sagte der Experte.
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Neue Möglichkeiten der Prävention
Prof. Dr. Mathias Pletz, berichtete über verfügbare Impfstoffe sowie ihre Wirkmechanismen. Zurzeit empfiehlt die STIKO als Grundimmunisierung eine Konjugatvakzine für Kleinkinder bis 24 Monate sowie eine nicht konjugierte Polysaccharidvakzine für Erwachsene ab 60 und jüngere Erwachsene mit erhöhtem Risiko.
Der Polysaccharidimpfstoff enthält Polysaccharidantigene von 23 der rund 90 bekannten Serotypen und induziert vor allem eine B-Zell-abhängige Immunität. Ein Nachteil dieser Impfung ist, dass bei Kleinkindern keine ausreichende Impfantwort erzeugt wird. Beim Konjugatimpfstoff sind die Kapselpolysaccharide von 13 Serotypen an ein hoch immunogenes Protein gekoppelt. Dies generiert zusätzlich eine T-Zell-Antwort.
Beide Impfstoffe enthalten nicht alle Serotypen, jedoch „wichtige“: die, die mit längeren Krankenhausaufenthalten und höheren Sterblichkeitsraten in Verbindung gebracht werden und die, die seit einigen Jahren zunehmend gegen Antibiotika resistent werden.
Pletz sieht Vorteile in der Verwendung von Konjugatimpfstoffen: Sie schützen auch Kleinkinder, sind effektiver durch die Aktivierung der T-Zellen und können ein immunologisches Gedächtnis sowie eine längere Schutzdauer aufbauen.
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Aktuelle Daten
Prof. Dr. Tobias Welte, plädierte ebenfalls für einen Impfschutz: Von rund 700 000 Erkrankten im Jahr in Deutschland müssten etwa 250 000 hospitalisiert werden, von denen 12 % versterben. Wichtig sei, Patienten nach überstandener Pneumokokkenerkrankung zu impfen (4–6 Wochen nach Entlassung).
Welte informierte in Wiesbaden über erste Ergebnisse der Studie CAPiTA (Community-Acquired Pneumonia Immunization Trial in Adults): Die doppelblinde, randomisierte und placebokontrollierte Studie schloss rund 85 000 Personen ab 65 Jahre ein und untersuchte die Wirkung des Impfstoffs Prevenar 13®. Die Ergebnisse seien sehr positiv: So gebe es eine Reduktion (fast 50 %) in allen Endpunkten und eine Reduktion (mehr als 5 %) aller Pneumonieereignisse. Die Studienergebnisse würden in Kürze veröffentlicht werden.
Beate Schweizer, Stuttgart
Quelle: Symposium „Unterschätzte Erreger: Pneumokokken – weltweit häufigster Erreger impfpräventabler Infektionen“, veranstaltet von Pfizer Pharma GmbH Berlin am 27.04.2014 anlässlich des 120. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden.
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