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DOI: 10.1055/s-0034-1384446
Blutentnahme und Venenverweilkatheter beim Kaninchen
Wenn klinische Untersuchung und Bildgebung allein nicht ausreichen, um eine Diagnose zu stellen, hilft die Blutuntersuchung oft weiter. „Wo“, „was“, „wie viel“ und „wie“ man beim Kaninchen leicht ausreichend Blut entnimmt, wird im Folgenden erklärt.
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Wo?
Beim Kaninchen gibt es verschiedene, unterschiedlich geeignete Punktionsstellen. Für die Entnahme größerer Blutvolumina ist die große, gut zugängliche V. saphena lateralis die Punktionsstelle der Wahl. Für das Legen von Venenverweilkathetern nutzt man die V. auricularis oder ggf. auch die V. cephalica antebrachii (▶ Tab. [ 1 ]).
Punktionsstelle |
Anmerkung |
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V. saphena lateralis |
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V. cephalica antebrachii |
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A. auricularis |
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V. auricularis |
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Was?
Welche Gefäße für die Blutgewinnung verwendet werden, ist vom Analysegerät abhängig. Erfolgt die Analyse in einem Labor, werden idealerweise:
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EDTA-Blut (Blutbild)
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1–2 Blutausstriche (Differentialblutbild)
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Serum oder Plasma (klinische Chemie und ggf. Serologie)
eingeschickt.
Wird nur wenig Blut gewonnen, können ggf. auch Lithium-Heparin-Röhrchen verwendet werden. Aus dem Vollblut (Hinweis: Heparin-Blut gerinnt eher als EDTA-Blut!) kann dann zunächst ein Blutausstrich angefertigt und ein Teil für die Blutbildmessung zurückbehalten werden. Der Rest des Vollblutes sollte abzentrifugiert und das Plasma für den Versand abpippetiert werden, um Wertveränderungen durch Hämolyse zu vermeiden.
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Wie viel?
Für eine Blutuntersuchung werden mindestens:
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0,3 ml Vollblut
-
0,3 ml Serum/Li-Heparin-Plasma
benötigt (bei zusätzlichen Antikörperbestimmungen ist eine größere Menge Serum/Plasma notwendig).
Das Gesamtblutvolumen wird bei Kaninchen mit 4,5–8,1 % der Körpermasse (KM) oder 55–67 ml/kg KM [[1]] angegeben. Theoretisch kann einmalig bis zu 10 % des Blutvolumens (entspricht ca. 1 % des Körpergewichts [KGW]) entnommen werden, bei häufigerer Blutentnahme (öfter als 14-tägig) max. 0,5 % des KGW [[2], [7]]. Bei einem Kaninchen können entsprechend bis zu 7 ml/kg KGW Vollblut entnommen werden, also weit mehr als man braucht.
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Wie?
Vorbereitung
Bevor ein Tier aus der Box geholt wird, sollten alle zur Blutentnahme benötigten Materialien, wie z. B.:
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Unterlage
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Scherapparat
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Schere
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Desinfektionsmittel
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Kanülen
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Gefäße
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Verbandmaterial
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Untersuchungsantrag
in ausreichender Menge griffbereit sein. Zudem sollte die Hilfsperson instruiert werden, an welcher Stelle wie viel Blut entnommen und wie das Tier dafür optimal fixiert werden soll.
Wird Blut freitropfend aufgefangen, werden großlumige Kanülen (20 G, Kennfarbe Gelb) mit oder ohne Konus verwendet [[5]]. Je größer der Innendurchmesser, umso größer die Fließgeschwindigkeit und umso geringer die Gefahr der frühzeitigen Gerinnung im Konus. Bei einmaliger Punktion ist die Gefahr der Gefäßschädigung [[3]] gering. Die Blutentnahme mit kleiner Kanüle und aufgesetzter Spritze, wie bei Vogeln oder Reptilien, funktioniert bei Kleinsäugern nur selten, da ihre Venen Klappen besitzen und schnell kollabieren.
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Die Venae auriculares des Kaninchens eignen sich gut für das Legen von Venenverweilkathetern und für die Entnahme kleinerer Blutmengen. Größere Blutmengen sind wegen der vorhandenen Venenklappen und des schnellen Kollabierens eher selten zu gewinnen [[7]]. Zum Legen eines Venenverweilkatheters (22–24 G, Kennfarbe Gelb oder Blau) an der V. auricularis wird das Kaninchen in sitzender Position auf dem Tisch fixiert.
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Literatur
- 1 Bivin WS, Timmons EH. Basic biomethology. In: Weisbroth SH, Flatt RE, Kraus AL. eds. The Biology of the Laboratory Rabbit. London, New York, San Francisco: Academic Press; 1974: 74-89
- 2 Campell TW, Ellis CK. Avian & Exotic Animal Hematology & Cytology. 3rd ed. Iowa, USA: Blackwell; 2007: 113-138
- 3 Gesellschaft für Versuchstierkunde (GV-Solas), Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz. Empfehlung zur Blutentnahme bei Versuchstieren, insbesondere kleinen Versuchstieren. Im Internet: http://www.gv-solas.de/fileadmin/user_upload/pdf_publikation/tie_blutentnahme09.pdf Stand: 14.08.2014
- 4 Graham J, Mader DR. Rabbits – Basic approach to veterinary care. In: Quesenberry KE, Carpenter JW, eds. Ferrets, Rabbits and Rodents. 3rd ed. Missouri: Elsevier; 2012: 174-182
- 5 Hein J, Hartmann K. Labordiagnostische Referenzbereiche bei Kaninchen. Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2003; 31: 321-8
- 6 Holtzmann M. Die Punktion der Vena saphena lateralis zur Blutentnahme und intravenösen Injektion beim Kaninchen. Kleintierpraxis 1994; 39: 37-40
- 7 Murray MJ. Rabbit and ferret sampling and artefact considerations. In: Fudge AM, ed. Laboratory medicine: Avian and exotic pets. Philadelphia: WB Saunders; 2000: 265-268
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Literatur
- 1 Bivin WS, Timmons EH. Basic biomethology. In: Weisbroth SH, Flatt RE, Kraus AL. eds. The Biology of the Laboratory Rabbit. London, New York, San Francisco: Academic Press; 1974: 74-89
- 2 Campell TW, Ellis CK. Avian & Exotic Animal Hematology & Cytology. 3rd ed. Iowa, USA: Blackwell; 2007: 113-138
- 3 Gesellschaft für Versuchstierkunde (GV-Solas), Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz. Empfehlung zur Blutentnahme bei Versuchstieren, insbesondere kleinen Versuchstieren. Im Internet: http://www.gv-solas.de/fileadmin/user_upload/pdf_publikation/tie_blutentnahme09.pdf Stand: 14.08.2014
- 4 Graham J, Mader DR. Rabbits – Basic approach to veterinary care. In: Quesenberry KE, Carpenter JW, eds. Ferrets, Rabbits and Rodents. 3rd ed. Missouri: Elsevier; 2012: 174-182
- 5 Hein J, Hartmann K. Labordiagnostische Referenzbereiche bei Kaninchen. Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2003; 31: 321-8
- 6 Holtzmann M. Die Punktion der Vena saphena lateralis zur Blutentnahme und intravenösen Injektion beim Kaninchen. Kleintierpraxis 1994; 39: 37-40
- 7 Murray MJ. Rabbit and ferret sampling and artefact considerations. In: Fudge AM, ed. Laboratory medicine: Avian and exotic pets. Philadelphia: WB Saunders; 2000: 265-268