PSYCH up2date 2014; 8(06): 365-376
DOI: 10.1055/s-0034-1387369
Schizophrenien und andere psychotische Störungen

Depression bei Schizophrenie

Lena Grüber
,
Peter Falkai
,
Alkomiet Hasan
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Kernaussagen

Die Prävalenz der Depression bei Schizophrenie erstreckt sich wegen unterschiedlicher Angaben in der Literatur von 5 – 75 %. Depressive Symptome bei der Schizophrenie sind mit einem schlechteren Krankheitsverlauf und erhöhter Suizidalität vergesellschaftet und müssen daher unbedingt erkannt und je nach Ausprägungsgrad behandelt werden.

Bei der Diagnostik sollten die entsprechend geltenden internationalen Klassifikationssysteme herangezogen werden. Hierbei ist das Augenmerk auf die Differenzierung der postschizophrenen Depression zur schizoaffektiven Störung zu legen. Auch die Abgrenzung depressiver Symptome von Nebenwirkungseffekten durch Antipsychotika, Negativsymptomen und Drogenintoxikations- sowie Drogenentzugssymptomatik ist bei schizophrenen Patienten wichtig. Empfohlen wird dabei die regelmäßige Anwendung von Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren zur besseren Erfassung depressiver Symptome bei schizophrenen Patienten. Hier hat sich die CDSS (Calgary-Depressionsskala für Schizophrenie) als vorteilhaft gegenüber anderen Messinstrumenten herausgestellt, wobei sich alle in diesem Beitrag aufgelisteten Messinstrumente als valide und reliabel erwiesen haben.

Eine evidenzbasierte spezifische Therapieempfehlung der Depression bei Schizophrenie kann zum heutigen Zeitpunkt mit Verweis auf die ungenügende qualitative und quantitative Datenlage nur unzureichend ausgesprochen werden. Im klinischen Alltag sollte in der Therapiewahl bei zunächst vielleicht naheliegender Behandlung mit einem Antidepressivum zunächst versucht werden, die antipsychotische Behandlung zu optimieren, um dann im Rahmen eines Shared-Decision-Making eine Entscheidung zu treffen. Hierbei kann die Behandlung mit einem zusätzlichen oder anderen Antipsychotikum als Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Bei der Wahl eines Antidepressivums kann angesichts der aktuellen Datenlage keine spezifische Empfehlung ausgesprochen werden. SSRI scheinen Vorteile zu haben, wobei die meiste Erfahrung für trizyklische Substanzen vorliegt. Einen wichtigen Stellenwert nimmt schließlich die Psychotherapie mit edukativen und kognitiven Anteilen ein.



Publication History

Publication Date:
06 November 2014 (online)

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