Der CME-Artikel in diesem Heft beschreibt eindrucksvoll Dermatosen in der Schwangerschaft.
Auch die Therapie in der Schwangerschaft ist eine Herausforderung. Physiologische
Vorgänge zwischen dem Erwachsenen- und dem Säuglingsorganismus unterscheiden sich.
Zudem sind die transdermale Penetration und die nachfolgende systemische Bioverfügbarkeit
der verschiedenen topischen Aknezubereitungen wenig untersucht [1]. Die ärztliche Aufgabe ist dann, zwei Organismen, Mutter und ungeborenem Kind/Säugling,
in Schwangerschaft und Stillzeit zu nützen oder zu helfen, ohne einem der beiden zu
schaden.
Studien zum Medikamenteneinsatz in Schwangerschaft und Stillzeit wird es auch in Zukunft
nicht geben. Umso wichtiger ist es, die Patientin im Gespräch darauf hinzuweisen,
dass sie den Plan schwanger zu werden mitteilt. Bei einer eingetretenen Schwangerschaft
unter aktuell laufender Therapie muss kommuniziert werden, dass sie sich erneut beim
Dermatologen/behandelnden Arzt vorstellt. Ebenso wichtig ist, dass ärztlicherseits
bei jeder Konsultation und entsprechender Therapie eine Schwangerschaft nachgefragt
wird.
Die Vergleichbarkeit mit vorausgegangenen Medikamentenstudien ist nur eingeschränkt
möglich, da die physiologischen Veränderungen in der Schwangerschaft pharmakologische
Folgen haben, z. B. ist ein Medikament in der Schwangerschaft länger im Gastrointestinaltrakt.
Die Plasmaproteinkonzentration reduziert sich und damit steigt die Menge des ungebundenen
bioaktiven Medikaments im Organismus. Andererseits nimmt das Volumen des Blutes in
der Schwangerschaft zu und die potenziellen Serumspiegel eines Medikamentes sinken.
Aufgrund des osmotischen Gradienten werden Substanzen, die die Plazenta schlecht passieren,
in signifikanten Konzentrationen im Fetus angereichert. 3 – 5 % kongenitaler Anomalien
sind Folge einer teratogenen Substanz (z. B. Thalidomid), die die Mutter als Medikament
zu sich nahm.
Nehmen wir als Beispiel die Akne, ein Krankheitsbild der ausgehenden Pubertät, das
auch in eine Zeit der Schwangerschaft fallen kann. Am wichtigsten ist, wenn zum Zeitpunkt
der Konzeption eine topische Therapie mit Retinoiden durchgeführt wurde, diese sofort
zu beenden. Ein Schwangerschaftsabbruch ist jedoch nicht erforderlich. Kontrollierte
Studien zu Aknetherapeutika in Schwangerschaft und Stillzeit existieren nicht [2]
[3].
Tetrazykline, Doxyzyklin, Minozyklin oder Isotretinoin sind nicht einzusetzen. Topisches
Benzoylperoxid und topische Azelainsäure sind sichere Therapiemöglichkeiten. Eine
systemische Therapie kann bei ausgeprägt schwerer Akne nach den Leitlinien [4] auch in der Schwangerschaft mit Glukokortikoiden ab dem zweiten Trimenon in Zusammenarbeit
mit dem Gynäkologen und/oder Erythromycin (letzteres nicht in der Stillzeit) durchgeführt
werden. Zink kann, falls nötig, oral gegeben werden, jedoch nicht länger als 3 Monate
[5].
Ist denn dann zumindest das Angebot aus der kosmetischen Dermatologie möglich? Ein
chemisches Peeling mit alpha-Hydroxy-Säuren ist eine ergänzende Option zur Behandlung
in Schwangerschaft und Stillzeit, auch wenn Studien fehlen [4]. Salizylsäure-Peelings [6]
[7], aber auch Trichloressigsäure-Peelings oder Phenol-Peels verbieten sich aufgrund
der systemischen Aufnahme. Ergänzende kosmetologische Maßnahmen zur medizinisch dermatologischen
Aknetherapie sind gerade in der Schwangerschaft sinnvoll, wenn die Indikation dermatologisch
gestellt und die Maßnahme dermatologisch begleitet wird. Zu diesen ergänzenden Maßnahmen
zählen die Reinigung und Pflege der zu Akne neigenden Haut, das manuelle Ausreinigen
und Camouflage auch in Ergänzung zur medikamentös behandelten Aknehaut [8].
Christiane Bayerl, Wiesbaden